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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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gebirge an, ist hier gehoben, gefaltet und zerschlagen, reicht dann aber
nach Westen in einer Breite von 36 Meilen über den Ohiokanal hinaus,
seine Länge beträgt aus der Gegend von Bloßburg im nördlichen Pensyl-
vanien bis Huntsville in Alabama gegen 150 Meilen, und das Ober-
flächen-Areal über 2500 deutsche Quadratmeilen. In den Urwäldern der
drei großen schiffbaren Ströme Alleghany und Monongahela, die bei
Pittsburg den Ohio bilden, streichen überall die horizontalen Kohlenflötze
an den Abhängen der Ufer nahe am Rande des Wassers zu Tage. Das
berühmte Pittsburger Flötz am Ohio von 10' Mächtigkeit mit den besten
bituminösen Kohlen kann man auf 10 deutsche Meilen weit den Monon-
gahela hinauf bis Brownsville verfolgen. Die Kohlenwagen können aus
ihren horizontalen Gängen heraus die Ladung unmittelbar in die Barken
liefern, welche am Flußufer vor Anker liegen. Bequemer konnte es die
Natur nicht bieten. Die amerikanischen Geologen machen die interessante
Bemerkung, daß die horizontal gelagerte Kohle im Westen bituminös sei,
je näher aber den Bergen, desto mehr nimmt der Bitumengehalt ab, in
den Bergen selbst kommt der ausgezeichnetste Anthracit vor, wie z. B.
Pottsville am Shylkill westlich Philadelphia: 13 Flötze folgen nach ein-
ander in senkrechter Schichtenstellung, worunter einige 8'--10' mächtig,
die Kohle schmutzt nicht, und die Schornsteine der Fabriken rauchen nicht.
Auf der Lehigh-Summit-Grube haben sich sogar mehrere Flötze zu einer
50' dicken Masse geschaart. Nicht minder bedeutend ist das

Illinois-Kohlenfeld, bei St. Louis das Missisippithal errei-
chend, im Süden vom Ohio, im Norden vom Missisippi durchschnitten,
gleicht es einer Ellipse von 65 Meilen Länge und 50 Meilen Breite, so
groß als die Insel Brittannien. Owen zählt 7 gute und 10--12 schlechte
Schichten. In den obern Schichten kommen Kohlen vor, woran man die
Holzstruktur noch so gut sehen kann, als an Holzkohle. Mitten zwischen
beiden Feldern liegt die Silurische Kalkstein-Insel von Cincinnati, mit
ihren Gipfeln 1400' über dem Meere, während genau nördlich von dieser
Centralinsel sich das dritte

Michigan-Kohlenfeld zwischen Michigan- und Huronen-See
gegenüberlegt. Alles ist in diesen großen Kohlenfeldern mit bewunderungs-
würdiger Regelmäßigkeit abgelagert, gewöhnlich über dem Kohlenflötz die
Blätter und Stämme, und unter ihm die Wurzeln (Variolarien).
In dieser Beziehung ist besonders das vierte,
das Neuschottische Kohlenfeld instruktiver, als irgend eines
auf dem Kontinent, da in der durch seine Hochfluthen so berühmten Fundy
Bay und nördlich von der Halbinsel Neuschottland die Kohlenformation
an das Meer stößt. Sydney, die Haupthafenstadt von Cape Breton,
liegt im Herzen der Steinkohlenflötze, die so gut sind, als die besten von
Newcastle, viere davon von 4'--7' Mächtigkeit werden abgebaut. Lyell
beobachtete 1842 in der Fundy-Bay zehn über einander stehende
Wälder, Brown an der Küste von Cap Breton sogar 17 Stockwerke ste-
hender Bäume über einander. Man kann bei dem zerschnittenen Terrain
die Erscheinung auf viele Stunden Entfernung verfolgen, so daß darüber
kein Zweifel sein kann. Die amerikanischen Geologen haben nun sogar
vermuthet, die drei Centralkohlenfelder hätten vielleicht einst zusammen-

VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohlenverbreitung.
gebirge an, iſt hier gehoben, gefaltet und zerſchlagen, reicht dann aber
nach Weſten in einer Breite von 36 Meilen über den Ohiokanal hinaus,
ſeine Länge beträgt aus der Gegend von Bloßburg im nördlichen Penſyl-
vanien bis Huntsville in Alabama gegen 150 Meilen, und das Ober-
flächen-Areal über 2500 deutſche Quadratmeilen. In den Urwäldern der
drei großen ſchiffbaren Ströme Alleghany und Monongahela, die bei
Pittsburg den Ohio bilden, ſtreichen überall die horizontalen Kohlenflötze
an den Abhängen der Ufer nahe am Rande des Waſſers zu Tage. Das
berühmte Pittsburger Flötz am Ohio von 10′ Mächtigkeit mit den beſten
bituminöſen Kohlen kann man auf 10 deutſche Meilen weit den Monon-
gahela hinauf bis Brownsville verfolgen. Die Kohlenwagen können aus
ihren horizontalen Gängen heraus die Ladung unmittelbar in die Barken
liefern, welche am Flußufer vor Anker liegen. Bequemer konnte es die
Natur nicht bieten. Die amerikaniſchen Geologen machen die intereſſante
Bemerkung, daß die horizontal gelagerte Kohle im Weſten bituminös ſei,
je näher aber den Bergen, deſto mehr nimmt der Bitumengehalt ab, in
den Bergen ſelbſt kommt der ausgezeichnetſte Anthracit vor, wie z. B.
Pottsville am Shylkill weſtlich Philadelphia: 13 Flötze folgen nach ein-
ander in ſenkrechter Schichtenſtellung, worunter einige 8′—10′ mächtig,
die Kohle ſchmutzt nicht, und die Schornſteine der Fabriken rauchen nicht.
Auf der Lehigh-Summit-Grube haben ſich ſogar mehrere Flötze zu einer
50′ dicken Maſſe geſchaart. Nicht minder bedeutend iſt das

Illinois-Kohlenfeld, bei St. Louis das Miſſiſippithal errei-
chend, im Süden vom Ohio, im Norden vom Miſſiſippi durchſchnitten,
gleicht es einer Ellipſe von 65 Meilen Länge und 50 Meilen Breite, ſo
groß als die Inſel Brittannien. Owen zählt 7 gute und 10—12 ſchlechte
Schichten. In den obern Schichten kommen Kohlen vor, woran man die
Holzſtruktur noch ſo gut ſehen kann, als an Holzkohle. Mitten zwiſchen
beiden Feldern liegt die Siluriſche Kalkſtein-Inſel von Cincinnati, mit
ihren Gipfeln 1400′ über dem Meere, während genau nördlich von dieſer
Centralinſel ſich das dritte

Michigan-Kohlenfeld zwiſchen Michigan- und Huronen-See
gegenüberlegt. Alles iſt in dieſen großen Kohlenfeldern mit bewunderungs-
würdiger Regelmäßigkeit abgelagert, gewöhnlich über dem Kohlenflötz die
Blätter und Stämme, und unter ihm die Wurzeln (Variolarien).
In dieſer Beziehung iſt beſonders das vierte,
das Neuſchottiſche Kohlenfeld inſtruktiver, als irgend eines
auf dem Kontinent, da in der durch ſeine Hochfluthen ſo berühmten Fundy
Bay und nördlich von der Halbinſel Neuſchottland die Kohlenformation
an das Meer ſtößt. Sydney, die Haupthafenſtadt von Cape Breton,
liegt im Herzen der Steinkohlenflötze, die ſo gut ſind, als die beſten von
Newcaſtle, viere davon von 4′—7′ Mächtigkeit werden abgebaut. Lyell
beobachtete 1842 in der Fundy-Bay zehn über einander ſtehende
Wälder, Brown an der Küſte von Cap Breton ſogar 17 Stockwerke ſte-
hender Bäume über einander. Man kann bei dem zerſchnittenen Terrain
die Erſcheinung auf viele Stunden Entfernung verfolgen, ſo daß darüber
kein Zweifel ſein kann. Die amerikaniſchen Geologen haben nun ſogar
vermuthet, die drei Centralkohlenfelder hätten vielleicht einſt zuſammen-

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[638/0650] VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohlenverbreitung. gebirge an, iſt hier gehoben, gefaltet und zerſchlagen, reicht dann aber nach Weſten in einer Breite von 36 Meilen über den Ohiokanal hinaus, ſeine Länge beträgt aus der Gegend von Bloßburg im nördlichen Penſyl- vanien bis Huntsville in Alabama gegen 150 Meilen, und das Ober- flächen-Areal über 2500 deutſche Quadratmeilen. In den Urwäldern der drei großen ſchiffbaren Ströme Alleghany und Monongahela, die bei Pittsburg den Ohio bilden, ſtreichen überall die horizontalen Kohlenflötze an den Abhängen der Ufer nahe am Rande des Waſſers zu Tage. Das berühmte Pittsburger Flötz am Ohio von 10′ Mächtigkeit mit den beſten bituminöſen Kohlen kann man auf 10 deutſche Meilen weit den Monon- gahela hinauf bis Brownsville verfolgen. Die Kohlenwagen können aus ihren horizontalen Gängen heraus die Ladung unmittelbar in die Barken liefern, welche am Flußufer vor Anker liegen. Bequemer konnte es die Natur nicht bieten. Die amerikaniſchen Geologen machen die intereſſante Bemerkung, daß die horizontal gelagerte Kohle im Weſten bituminös ſei, je näher aber den Bergen, deſto mehr nimmt der Bitumengehalt ab, in den Bergen ſelbſt kommt der ausgezeichnetſte Anthracit vor, wie z. B. Pottsville am Shylkill weſtlich Philadelphia: 13 Flötze folgen nach ein- ander in ſenkrechter Schichtenſtellung, worunter einige 8′—10′ mächtig, die Kohle ſchmutzt nicht, und die Schornſteine der Fabriken rauchen nicht. Auf der Lehigh-Summit-Grube haben ſich ſogar mehrere Flötze zu einer 50′ dicken Maſſe geſchaart. Nicht minder bedeutend iſt das Illinois-Kohlenfeld, bei St. Louis das Miſſiſippithal errei- chend, im Süden vom Ohio, im Norden vom Miſſiſippi durchſchnitten, gleicht es einer Ellipſe von 65 Meilen Länge und 50 Meilen Breite, ſo groß als die Inſel Brittannien. Owen zählt 7 gute und 10—12 ſchlechte Schichten. In den obern Schichten kommen Kohlen vor, woran man die Holzſtruktur noch ſo gut ſehen kann, als an Holzkohle. Mitten zwiſchen beiden Feldern liegt die Siluriſche Kalkſtein-Inſel von Cincinnati, mit ihren Gipfeln 1400′ über dem Meere, während genau nördlich von dieſer Centralinſel ſich das dritte Michigan-Kohlenfeld zwiſchen Michigan- und Huronen-See gegenüberlegt. Alles iſt in dieſen großen Kohlenfeldern mit bewunderungs- würdiger Regelmäßigkeit abgelagert, gewöhnlich über dem Kohlenflötz die Blätter und Stämme, und unter ihm die Wurzeln (Variolarien). In dieſer Beziehung iſt beſonders das vierte, das Neuſchottiſche Kohlenfeld inſtruktiver, als irgend eines auf dem Kontinent, da in der durch ſeine Hochfluthen ſo berühmten Fundy Bay und nördlich von der Halbinſel Neuſchottland die Kohlenformation an das Meer ſtößt. Sydney, die Haupthafenſtadt von Cape Breton, liegt im Herzen der Steinkohlenflötze, die ſo gut ſind, als die beſten von Newcaſtle, viere davon von 4′—7′ Mächtigkeit werden abgebaut. Lyell beobachtete 1842 in der Fundy-Bay zehn über einander ſtehende Wälder, Brown an der Küſte von Cap Breton ſogar 17 Stockwerke ſte- hender Bäume über einander. Man kann bei dem zerſchnittenen Terrain die Erſcheinung auf viele Stunden Entfernung verfolgen, ſo daß darüber kein Zweifel ſein kann. Die amerikaniſchen Geologen haben nun ſogar vermuthet, die drei Centralkohlenfelder hätten vielleicht einſt zuſammen-

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/650>, abgerufen am 22.11.2024.