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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.
(Trait. Miner. III. 727) gewinnt man im Grünsand von St. Colombe
Aude Dep. einen "Jaiet", der zu allerlei kleinen Schmucksachen verarbeitet
wird: enthält 61,4 C, 38 Bitumen.

4. Cannelkohle hat einen matten Jaspisbruch, matter als Pechkohle,
mit glänzendem Strich, daher politurfähig. Da sie zugleich schwer zer-
sprengbar ist, so wird sie verarbeitet. Im Großen schieferig, was man
in Handstücken gewöhnlich nicht wahrnimmt. Unter den Kohlen des
Steinkohlengebirges die bituminöseste, daher sehr leicht, Gew. 1,2, und
mit loher Flamme brennend, woher der Name stammen soll (Candle Licht).
Der Rückstand bläht sich vor dem Löthrohr nicht, oder doch nur wenig.
Die Analyse gibt 74,5 C, 5,4 H, 19,6 O. Ihr großer Reichthum an
Wasserstoff deutet auf Reichthum an Bitumen, und beim Erhitzen geben
sie 44 p. C. flüchtige Theile ab. Trotz ihres dichten Zustandes gehören
sie doch zu den reinsten Abänderungen, denn der Aschengehalt geht bis
auf 0,5 hinab. Das macht sie besonders beliebt zum häuslichen Gebrauch.
In England und Frankreich findet sie sich hauptsächlich in den obern
Schichten zu Wigan in Lancashire, Cleehill in Shropshire, bei Newcastle
in Durham, Gilmeston bei Edinburg, Nordamerika etc. In Frankreich
heißt sie Houille maigre und bricht zu Epinac, Blanzy etc. Dosen, Tinte-
fässer, Leuchter, Knöpfe etc. werden besonders aus der Schottländischen ver-
fertigt. Zur Gasbeleuchtung die beste, aber die Coaks sind schlecht.

5. Faserkohle, Werner's mineralogische Holzkohle, bildet die erdigen
schmutzenden Schichten zwischen Glanzkohle, im Querbruch von grau-
schwarzer matter Farbe. Blättert man aber die Glanzkohle ab, so treten
fasrige, etwas seidenglänzende eckige Platten zum Vorschein, die verdrückter
Holzkohle gleichen. Zerrieben gleichen sie Ruß, daher die damit reich an-
geschwängerten Kohlen auch wohl als Rußkohle angeführt werden.
Eine ganz magere Substanz, deßhalb auch fasriger Anthracit ge-
genannt, die Bergleute heißen sie Rahm oder Gisch. Die Gluth des
Hochofens, welche das Roheisen flüssig macht, reicht nicht hin, sie zu ver-
brennen, denn sie kommt mit der Schlacke unverändert wieder heraus. In
größerer Menge verhindert sie das Zusammenbacken der Glanzkohle bei
der Verkohlung. Für das Erkennen der ächten Steinkohle ist dieß die
wichtigste Substanz, und Göppert hat dargethan, daß sie unter dem Mi-
kroskop die wohlerhaltene Structur von Araucarien zeige, die wegen ihres
häufigen Vorkommens in der Steinkohlenformation den Namen Arauca-
rites carbonarius
trägt.

Geognostisch, d. h. nach ihrer Struktur im Lager, unterscheidet
man folgende Abänderungen:

1. Schieferkohle, bei weitem die häufigste Steinkohle. Sie bildet
geschichtete Kohlenflötze, in denen strichweis die Faserkohle mit der Glanz-
kohle wechselt, wie man besonders auf dem Querbruche sieht. Die Glanz-
kohle hat dabei bei weitem das Uebergewicht. Die Schichtung ist nicht selten
so regelmäßig, daß man sie mit Jahresringen der Bäume verglichen, auch
sogar in allem Ernste dafür gehalten hat. Von dem Irrthum überzeugt
man sich jedoch leicht. Solche Anordnung kann nur Folge eines sehr
regelmäßigen Niederschlags sein.


VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle.
(Trait. Minér. III. 727) gewinnt man im Grünſand von St. Colombe
Aude Dep. einen „Jaïet“, der zu allerlei kleinen Schmuckſachen verarbeitet
wird: enthält 61,4 C, 38 Bitumen.

4. Cannelkohle hat einen matten Jaſpisbruch, matter als Pechkohle,
mit glänzendem Strich, daher politurfähig. Da ſie zugleich ſchwer zer-
ſprengbar iſt, ſo wird ſie verarbeitet. Im Großen ſchieferig, was man
in Handſtücken gewöhnlich nicht wahrnimmt. Unter den Kohlen des
Steinkohlengebirges die bituminöſeſte, daher ſehr leicht, Gew. 1,2, und
mit loher Flamme brennend, woher der Name ſtammen ſoll (Candle Licht).
Der Rückſtand bläht ſich vor dem Löthrohr nicht, oder doch nur wenig.
Die Analyſe gibt 74,5 C, 5,4 H, 19,6 O. Ihr großer Reichthum an
Waſſerſtoff deutet auf Reichthum an Bitumen, und beim Erhitzen geben
ſie 44 p. C. flüchtige Theile ab. Trotz ihres dichten Zuſtandes gehören
ſie doch zu den reinſten Abänderungen, denn der Aſchengehalt geht bis
auf 0,5 hinab. Das macht ſie beſonders beliebt zum häuslichen Gebrauch.
In England und Frankreich findet ſie ſich hauptſächlich in den obern
Schichten zu Wigan in Lancaſhire, Cleehill in Shropſhire, bei Newcaſtle
in Durham, Gilmeſton bei Edinburg, Nordamerika ꝛc. In Frankreich
heißt ſie Houille maigre und bricht zu Epinac, Blanzy ꝛc. Doſen, Tinte-
fäſſer, Leuchter, Knöpfe ꝛc. werden beſonders aus der Schottländiſchen ver-
fertigt. Zur Gasbeleuchtung die beſte, aber die Coaks ſind ſchlecht.

5. Faſerkohle, Werner’s mineralogiſche Holzkohle, bildet die erdigen
ſchmutzenden Schichten zwiſchen Glanzkohle, im Querbruch von grau-
ſchwarzer matter Farbe. Blättert man aber die Glanzkohle ab, ſo treten
faſrige, etwas ſeidenglänzende eckige Platten zum Vorſchein, die verdrückter
Holzkohle gleichen. Zerrieben gleichen ſie Ruß, daher die damit reich an-
geſchwängerten Kohlen auch wohl als Rußkohle angeführt werden.
Eine ganz magere Subſtanz, deßhalb auch faſriger Anthracit ge-
genannt, die Bergleute heißen ſie Rahm oder Giſch. Die Gluth des
Hochofens, welche das Roheiſen flüſſig macht, reicht nicht hin, ſie zu ver-
brennen, denn ſie kommt mit der Schlacke unverändert wieder heraus. In
größerer Menge verhindert ſie das Zuſammenbacken der Glanzkohle bei
der Verkohlung. Für das Erkennen der ächten Steinkohle iſt dieß die
wichtigſte Subſtanz, und Göppert hat dargethan, daß ſie unter dem Mi-
kroſkop die wohlerhaltene Structur von Araucarien zeige, die wegen ihres
häufigen Vorkommens in der Steinkohlenformation den Namen Arauca-
rites carbonarius
trägt.

Geognoſtiſch, d. h. nach ihrer Struktur im Lager, unterſcheidet
man folgende Abänderungen:

1. Schieferkohle, bei weitem die häufigſte Steinkohle. Sie bildet
geſchichtete Kohlenflötze, in denen ſtrichweis die Faſerkohle mit der Glanz-
kohle wechſelt, wie man beſonders auf dem Querbruche ſieht. Die Glanz-
kohle hat dabei bei weitem das Uebergewicht. Die Schichtung iſt nicht ſelten
ſo regelmäßig, daß man ſie mit Jahresringen der Bäume verglichen, auch
ſogar in allem Ernſte dafür gehalten hat. Von dem Irrthum überzeugt
man ſich jedoch leicht. Solche Anordnung kann nur Folge eines ſehr
regelmäßigen Niederſchlags ſein.


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[631/0643] VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohle. (Trait. Minér. III. 727) gewinnt man im Grünſand von St. Colombe Aude Dep. einen „Jaïet“, der zu allerlei kleinen Schmuckſachen verarbeitet wird: enthält 61,4 C, 38 Bitumen. 4. Cannelkohle hat einen matten Jaſpisbruch, matter als Pechkohle, mit glänzendem Strich, daher politurfähig. Da ſie zugleich ſchwer zer- ſprengbar iſt, ſo wird ſie verarbeitet. Im Großen ſchieferig, was man in Handſtücken gewöhnlich nicht wahrnimmt. Unter den Kohlen des Steinkohlengebirges die bituminöſeſte, daher ſehr leicht, Gew. 1,2, und mit loher Flamme brennend, woher der Name ſtammen ſoll (Candle Licht). Der Rückſtand bläht ſich vor dem Löthrohr nicht, oder doch nur wenig. Die Analyſe gibt 74,5 C, 5,4 H, 19,6 O. Ihr großer Reichthum an Waſſerſtoff deutet auf Reichthum an Bitumen, und beim Erhitzen geben ſie 44 p. C. flüchtige Theile ab. Trotz ihres dichten Zuſtandes gehören ſie doch zu den reinſten Abänderungen, denn der Aſchengehalt geht bis auf 0,5 hinab. Das macht ſie beſonders beliebt zum häuslichen Gebrauch. In England und Frankreich findet ſie ſich hauptſächlich in den obern Schichten zu Wigan in Lancaſhire, Cleehill in Shropſhire, bei Newcaſtle in Durham, Gilmeſton bei Edinburg, Nordamerika ꝛc. In Frankreich heißt ſie Houille maigre und bricht zu Epinac, Blanzy ꝛc. Doſen, Tinte- fäſſer, Leuchter, Knöpfe ꝛc. werden beſonders aus der Schottländiſchen ver- fertigt. Zur Gasbeleuchtung die beſte, aber die Coaks ſind ſchlecht. 5. Faſerkohle, Werner’s mineralogiſche Holzkohle, bildet die erdigen ſchmutzenden Schichten zwiſchen Glanzkohle, im Querbruch von grau- ſchwarzer matter Farbe. Blättert man aber die Glanzkohle ab, ſo treten faſrige, etwas ſeidenglänzende eckige Platten zum Vorſchein, die verdrückter Holzkohle gleichen. Zerrieben gleichen ſie Ruß, daher die damit reich an- geſchwängerten Kohlen auch wohl als Rußkohle angeführt werden. Eine ganz magere Subſtanz, deßhalb auch faſriger Anthracit ge- genannt, die Bergleute heißen ſie Rahm oder Giſch. Die Gluth des Hochofens, welche das Roheiſen flüſſig macht, reicht nicht hin, ſie zu ver- brennen, denn ſie kommt mit der Schlacke unverändert wieder heraus. In größerer Menge verhindert ſie das Zuſammenbacken der Glanzkohle bei der Verkohlung. Für das Erkennen der ächten Steinkohle iſt dieß die wichtigſte Subſtanz, und Göppert hat dargethan, daß ſie unter dem Mi- kroſkop die wohlerhaltene Structur von Araucarien zeige, die wegen ihres häufigen Vorkommens in der Steinkohlenformation den Namen Arauca- rites carbonarius trägt. Geognoſtiſch, d. h. nach ihrer Struktur im Lager, unterſcheidet man folgende Abänderungen: 1. Schieferkohle, bei weitem die häufigſte Steinkohle. Sie bildet geſchichtete Kohlenflötze, in denen ſtrichweis die Faſerkohle mit der Glanz- kohle wechſelt, wie man beſonders auf dem Querbruche ſieht. Die Glanz- kohle hat dabei bei weitem das Uebergewicht. Die Schichtung iſt nicht ſelten ſo regelmäßig, daß man ſie mit Jahresringen der Bäume verglichen, auch ſogar in allem Ernſte dafür gehalten hat. Von dem Irrthum überzeugt man ſich jedoch leicht. Solche Anordnung kann nur Folge eines ſehr regelmäßigen Niederſchlags ſein.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/643>, abgerufen am 22.11.2024.