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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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V. Cl. Geschw. Metalle: Nadelerz.
muthähnliches Metallkorn. Mit Soda ein Kupferkorn. Frick (Pogg. Ann.
31. 529) fand 10,6 Cu, 36 Pb, 36,4 Bi, 16,6 S, was ungefähr zu der
Formel des Bournonits
Cu Pb2 B'''i = Cu3 B'''i + 2 Pb3 B'''i = (Cu + 2Pb)3 B'''i
führen würde, worin statt Schwefelantimon Schwefelwismuth steht. Es
wäre interessant, wenn das Krystallsystem dereinst diese Ansicht bestätigte.
Der einzige sichere Fundort ist der Quarz auf den Goldgängen von Be-
resow, das gediegene Gold kommt sogar in den Krystallen vor. Durch Ver-
witterung entsteht Kupferlasur und Malachit, welch letzterer fälschlich für
Chromocker ausgegeben wurde. Bei fortschreitender Zersetzung bleibt zu-
letzt noch eine gelbe erdige Masse von unreinem Wismuthocker pag. 561 zurück.

Der Schwarzwald ist am Ende des vorigen Jahrhunderts durch die
Bemühungen des Bergraths Selb in Wolfach wegen einiger seltenen
Wismutherze berühmt geworden.

Auf der verlassenen Grube Königswart unterhalb Schönmünznach
an der Murg auf der badisch-württembergischen Gränze kamen feine Na-
deln in Quarz eingesprengt vor, ihre Farbe ist schwarz, doch laufen sie
an der Oberfläche schwach messinggelb an. Das erinnert an Nadelerz,
als welches sie auch Prof. Kurr (Grundzüge Mineral. 3te Aufl. pag. 310)
aufführt. Der Gang setzt in der Arkose des Steinkohlengebirges auf.
Chemisch nahe steht ihm das

Wismuthische Silbererz Klaproth. Selb in Crell's Chem. Ann. 1793.
1. B. pag. 10 (Wismuthsilber, Wismuthblei), was auf den nebenein-
ander liegenden Gruben Friedrich-Christian und Herrenseegen in der wil-
den Schappach ohnweit Wolfach auf dem Schwarzwalde noch bis in die
neuere Zeit gewonnen und verhüttet wird. Es ist eine kleinkörnige, fein-
speisige, in Quarz eingesprengte Masse, licht bleigrau, milde, Härte 2--3.
Man kann es durchaus nicht recht rein bekommen. Selb sah es nur ein
einziges Mal fein nadelförmig krystallisirt in einer Drusenhöhle von Quarz.

Vor dem Löthrohr schmilzt es leicht, wobei dann aber sogleich die
schmelzende Probe von quarziger Bergmasse bedeckt wird. Nimmt man
letztere mit Soda weg, so bleibt nach längerm Blasen ein Wismuthähn-
liches Metallkorn zurück, während die Kohle sich mit Blei und Wismuth-
oxyd beschlägt. Auch Antimonrauch fehlt nicht. Wie es überhaupt schwer
hält, auch nur kleine von Bleiglanz, Kupferkies oder Fahlerz freie Proben
zu erhalten. Klaproth (Beiträge II. 291) fand darin 33 Blei, 27 Wis-
muth, 15 Silber, 0,9 Kupfer, 4,3 Eisen, 16,3 Schwefel. Obgleich Selb
das beste Material dazu geliefert hatte, so war die Probe doch noch bis
gegen den 4ten Theil mit quarziger Gangart verunreinigt, die in Abzug
gebracht werden mußte. Demnach scheinen Ag, Pb und B'''i die wesent-
lichen Bestandtheile zu sein. Vielleicht ein Silbernadelerz. Wird im
Schwarzwalde auf Silber verschmolzen, ausgesuchte Stücke halten wohl
20 Mark Silber per Centner. Der mitvorkommende Bleiglanz ist auf-
fallend silberarm, und wird an die Töpfer verkauft.

Wismuthkupfer, Selb Denkschriften Aerzte und Nat. Schwabens I.
311 und 419 (Kupferwismutherz). Ist auf der Kobaltgrube Neuglück bei
Wittichen im Anfange dieses Jahrhunderts vorgekommen. Bleigrau wie

Quenstedt, Mineralogie. 40

V. Cl. Geſchw. Metalle: Nadelerz.
muthähnliches Metallkorn. Mit Soda ein Kupferkorn. Frick (Pogg. Ann.
31. 529) fand 10,6 Cu, 36 Pb, 36,4 Bi, 16,6 S, was ungefähr zu der
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führen würde, worin ſtatt Schwefelantimon Schwefelwismuth ſteht. Es
wäre intereſſant, wenn das Kryſtallſyſtem dereinſt dieſe Anſicht beſtätigte.
Der einzige ſichere Fundort iſt der Quarz auf den Goldgängen von Be-
reſow, das gediegene Gold kommt ſogar in den Kryſtallen vor. Durch Ver-
witterung entſteht Kupferlaſur und Malachit, welch letzterer fälſchlich für
Chromocker ausgegeben wurde. Bei fortſchreitender Zerſetzung bleibt zu-
letzt noch eine gelbe erdige Maſſe von unreinem Wismuthocker pag. 561 zurück.

Der Schwarzwald iſt am Ende des vorigen Jahrhunderts durch die
Bemühungen des Bergraths Selb in Wolfach wegen einiger ſeltenen
Wismutherze berühmt geworden.

Auf der verlaſſenen Grube Königswart unterhalb Schönmünznach
an der Murg auf der badiſch-württembergiſchen Gränze kamen feine Na-
deln in Quarz eingeſprengt vor, ihre Farbe iſt ſchwarz, doch laufen ſie
an der Oberfläche ſchwach meſſinggelb an. Das erinnert an Nadelerz,
als welches ſie auch Prof. Kurr (Grundzüge Mineral. 3te Aufl. pag. 310)
aufführt. Der Gang ſetzt in der Arkoſe des Steinkohlengebirges auf.
Chemiſch nahe ſteht ihm das

Wismuthiſche Silbererz Klaproth. Selb in Crell’s Chem. Ann. 1793.
1. B. pag. 10 (Wismuthſilber, Wismuthblei), was auf den nebenein-
ander liegenden Gruben Friedrich-Chriſtian und Herrenſeegen in der wil-
den Schappach ohnweit Wolfach auf dem Schwarzwalde noch bis in die
neuere Zeit gewonnen und verhüttet wird. Es iſt eine kleinkörnige, fein-
ſpeiſige, in Quarz eingeſprengte Maſſe, licht bleigrau, milde, Härte 2—3.
Man kann es durchaus nicht recht rein bekommen. Selb ſah es nur ein
einziges Mal fein nadelförmig kryſtalliſirt in einer Druſenhöhle von Quarz.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, wobei dann aber ſogleich die
ſchmelzende Probe von quarziger Bergmaſſe bedeckt wird. Nimmt man
letztere mit Soda weg, ſo bleibt nach längerm Blaſen ein Wismuthähn-
liches Metallkorn zurück, während die Kohle ſich mit Blei und Wismuth-
oxyd beſchlägt. Auch Antimonrauch fehlt nicht. Wie es überhaupt ſchwer
hält, auch nur kleine von Bleiglanz, Kupferkies oder Fahlerz freie Proben
zu erhalten. Klaproth (Beiträge II. 291) fand darin 33 Blei, 27 Wis-
muth, 15 Silber, 0,9 Kupfer, 4,3 Eiſen, 16,3 Schwefel. Obgleich Selb
das beſte Material dazu geliefert hatte, ſo war die Probe doch noch bis
gegen den 4ten Theil mit quarziger Gangart verunreinigt, die in Abzug
gebracht werden mußte. Demnach ſcheinen A̍g, P̍b und ˈˈˈi die weſent-
lichen Beſtandtheile zu ſein. Vielleicht ein Silbernadelerz. Wird im
Schwarzwalde auf Silber verſchmolzen, ausgeſuchte Stücke halten wohl
20 Mark Silber per Centner. Der mitvorkommende Bleiglanz iſt auf-
fallend ſilberarm, und wird an die Töpfer verkauft.

Wismuthkupfer, Selb Denkſchriften Aerzte und Nat. Schwabens I.
311 und 419 (Kupferwismutherz). Iſt auf der Kobaltgrube Neuglück bei
Wittichen im Anfange dieſes Jahrhunderts vorgekommen. Bleigrau wie

Quenſtedt, Mineralogie. 40
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[625/0637] V. Cl. Geſchw. Metalle: Nadelerz. muthähnliches Metallkorn. Mit Soda ein Kupferkorn. Frick (Pogg. Ann. 31. 529) fand 10,6 Cu, 36 Pb, 36,4 Bi, 16,6 S, was ungefähr zu der Formel des Bournonits C̶̍u P̍b2 B̶ˈˈˈi = C̶̍u3 B̶ˈˈˈi + 2 P̍b3 B̶ˈˈˈi = (C̶̍u + 2P̍b)3 B̶ˈˈˈi führen würde, worin ſtatt Schwefelantimon Schwefelwismuth ſteht. Es wäre intereſſant, wenn das Kryſtallſyſtem dereinſt dieſe Anſicht beſtätigte. Der einzige ſichere Fundort iſt der Quarz auf den Goldgängen von Be- reſow, das gediegene Gold kommt ſogar in den Kryſtallen vor. Durch Ver- witterung entſteht Kupferlaſur und Malachit, welch letzterer fälſchlich für Chromocker ausgegeben wurde. Bei fortſchreitender Zerſetzung bleibt zu- letzt noch eine gelbe erdige Maſſe von unreinem Wismuthocker pag. 561 zurück. Der Schwarzwald iſt am Ende des vorigen Jahrhunderts durch die Bemühungen des Bergraths Selb in Wolfach wegen einiger ſeltenen Wismutherze berühmt geworden. Auf der verlaſſenen Grube Königswart unterhalb Schönmünznach an der Murg auf der badiſch-württembergiſchen Gränze kamen feine Na- deln in Quarz eingeſprengt vor, ihre Farbe iſt ſchwarz, doch laufen ſie an der Oberfläche ſchwach meſſinggelb an. Das erinnert an Nadelerz, als welches ſie auch Prof. Kurr (Grundzüge Mineral. 3te Aufl. pag. 310) aufführt. Der Gang ſetzt in der Arkoſe des Steinkohlengebirges auf. Chemiſch nahe ſteht ihm das Wismuthiſche Silbererz Klaproth. Selb in Crell’s Chem. Ann. 1793. 1. B. pag. 10 (Wismuthſilber, Wismuthblei), was auf den nebenein- ander liegenden Gruben Friedrich-Chriſtian und Herrenſeegen in der wil- den Schappach ohnweit Wolfach auf dem Schwarzwalde noch bis in die neuere Zeit gewonnen und verhüttet wird. Es iſt eine kleinkörnige, fein- ſpeiſige, in Quarz eingeſprengte Maſſe, licht bleigrau, milde, Härte 2—3. Man kann es durchaus nicht recht rein bekommen. Selb ſah es nur ein einziges Mal fein nadelförmig kryſtalliſirt in einer Druſenhöhle von Quarz. Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, wobei dann aber ſogleich die ſchmelzende Probe von quarziger Bergmaſſe bedeckt wird. Nimmt man letztere mit Soda weg, ſo bleibt nach längerm Blaſen ein Wismuthähn- liches Metallkorn zurück, während die Kohle ſich mit Blei und Wismuth- oxyd beſchlägt. Auch Antimonrauch fehlt nicht. Wie es überhaupt ſchwer hält, auch nur kleine von Bleiglanz, Kupferkies oder Fahlerz freie Proben zu erhalten. Klaproth (Beiträge II. 291) fand darin 33 Blei, 27 Wis- muth, 15 Silber, 0,9 Kupfer, 4,3 Eiſen, 16,3 Schwefel. Obgleich Selb das beſte Material dazu geliefert hatte, ſo war die Probe doch noch bis gegen den 4ten Theil mit quarziger Gangart verunreinigt, die in Abzug gebracht werden mußte. Demnach ſcheinen A̍g, P̍b und B̶ˈˈˈi die weſent- lichen Beſtandtheile zu ſein. Vielleicht ein Silbernadelerz. Wird im Schwarzwalde auf Silber verſchmolzen, ausgeſuchte Stücke halten wohl 20 Mark Silber per Centner. Der mitvorkommende Bleiglanz iſt auf- fallend ſilberarm, und wird an die Töpfer verkauft. Wismuthkupfer, Selb Denkſchriften Aerzte und Nat. Schwabens I. 311 und 419 (Kupferwismutherz). Iſt auf der Kobaltgrube Neuglück bei Wittichen im Anfange dieſes Jahrhunderts vorgekommen. Bleigrau wie Quenſtedt, Mineralogie. 40

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/637>, abgerufen am 25.11.2024.