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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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V. Cl. Geschw. Metalle: Sprödglaserz, Polybasit.

G. Rose (Kryst. chem. Mineral. pag. 21) setzt mit dem Glaserz noch
Bleiglanz pag. 583, Selenblei pag. 586, Manganblende pag. 574, Tellur-
silber und Tellurblei pag. 507 isomorph, da sie alle gleiche atomistische
Zusammensetzung bei regulärer Krystallform haben. Der Bleiglanz und
seine Verwandten entfernen sich freilich durch ihren deutlich blättrigen
Bruch, auch das

SelensilberAg Se (Pogg. Ann. 14. 471), welches bei Tilkerode
kleine schmale Gänge im Selenblei bildet, ist nach drei auf einander fol-
genden rechtwinkligen Richtungen vollkommen spaltbar. Eisenschwarz,
Härte 2--3, Gew. 8. Weniger geschmeidig als Glaserz. Die unvoll-
ständige Analyse gab 65,5 Ag, 4,9 Pb, 24 Se.

2. Sprödglaserz Ag6 S'''b.

Die Bezeichnung sächsischer Bergleute (Röschgewächs). Denn es ist
zwar sehr milde, aber viel weniger geschmeidig als Glaserz, dem es äußer-
lich sehr gleicht und womit es gewöhnlich zusammen vorkommt. Argen-
tum rude nigrum
Gedigen schwarz ertz Agricola 703, daher Argent noire
Rome de l'Isle Crist. III.
467, Schwarzgülden (Melanglanz). Schon die
alten Mineralogen sahen es richtig als ein Mittelding zwischen Glaserz
und Rothgülden an, was auch die Analyse von Klaproth Beiträge I. 162
bestätigte, der es sprödes Silberglanzerz nennt.

2gliedrige Krystalle. Säule M = a : b : infinityc 115° 39', deren scharfe
Kante h = b : infinitya : infinityc gerade abstumpft. Durch Vor-
herrschen der Gradendfläche c = c : infinitya : infinityb werden
die Krystalle tafelartig, und dem Kupferglas ähnlich.
Das Oktaeder o = a : b : c in der vordern Endkante
130° 16' mit dem Paare i = b : 2c : infinitya (72° 12' in c)
[Abbildung] gleichen einem Dihexaeder; f = 2a : 2b : c. Zwillinge haben die Säule
M gemein und liegen umgekehrt. Kein deutlich blättriger Bruch.

Farbe und Strich eisenschwarz, opak, Metallglanz nicht sonderlich
stark. Härte 2--3, milde und gibt noch kein rechtes Pulver, Gew. 6,27.

Vor dem Löthrohr schmilzt es leicht, gibt nur schwachen Antimon-
rauch, und bald ein weißes Silberkorn. H. Rose (Pogg. Ann. 15. 474)
fand 68,5 Ag, 0,6 Cu, 14,7 Sb, 16,4 S, was der Formel
6 Ag S + Sb2 S3
entspricht. Dasselbe stammte von Schemnitz, wo es als Röschgewächs nebst
Glaserz (Weichgewächs) das hauptsächlichste Silbererz bildet. Freiberg,
Joachimsthal, Przibram etc. Wenn es nicht deutlich krystallisirt ist, so
kann es leicht verkannt werden, weil es sich oft innig mit Glaserz und
Rothgülden verbindet.

Polybasit Rose Pogg. Ann. 15. 573 (Eugenglanz Brth.), wegen seiner
Aehnlichkeit mit Sprödglaserz von jeher damit verwechselt. Allein G.
Rose zeigte, daß die sechsseitigen Tafeln von Guanaxuato und Durango
in Mexiko dem 3 + 1axigen Systeme angehören, denn die Seitenflächen
schneiden sich unter 120°. Wie beim Eisenglanz ist die versteckt blättrige
Gradendfläche stark gestreift parallel der Kanten eines gleichseitigen Drei-
ecks, was auf ein Rhomboeder deutet, das nach Breithaupt 84° 48' in

V. Cl. Geſchw. Metalle: Sprödglaserz, Polybaſit.

G. Roſe (Kryſt. chem. Mineral. pag. 21) ſetzt mit dem Glaserz noch
Bleiglanz pag. 583, Selenblei pag. 586, Manganblende pag. 574, Tellur-
ſilber und Tellurblei pag. 507 iſomorph, da ſie alle gleiche atomiſtiſche
Zuſammenſetzung bei regulärer Kryſtallform haben. Der Bleiglanz und
ſeine Verwandten entfernen ſich freilich durch ihren deutlich blättrigen
Bruch, auch das

SelenſilberAg Se (Pogg. Ann. 14. 471), welches bei Tilkerode
kleine ſchmale Gänge im Selenblei bildet, iſt nach drei auf einander fol-
genden rechtwinkligen Richtungen vollkommen ſpaltbar. Eiſenſchwarz,
Härte 2—3, Gew. 8. Weniger geſchmeidig als Glaserz. Die unvoll-
ſtändige Analyſe gab 65,5 Ag, 4,9 Pb, 24 Se.

2. Sprödglaserz A̍g6ˈˈˈb.

Die Bezeichnung ſächſiſcher Bergleute (Röſchgewächs). Denn es iſt
zwar ſehr milde, aber viel weniger geſchmeidig als Glaserz, dem es äußer-
lich ſehr gleicht und womit es gewöhnlich zuſammen vorkommt. Argen-
tum rude nigrum
Gedigen ſchwarz ertz Agricola 703, daher Argent noire
Romé de l’Isle Crist. III.
467, Schwarzgülden (Melanglanz). Schon die
alten Mineralogen ſahen es richtig als ein Mittelding zwiſchen Glaserz
und Rothgülden an, was auch die Analyſe von Klaproth Beiträge I. 162
beſtätigte, der es ſprödes Silberglanzerz nennt.

2gliedrige Kryſtalle. Säule M = a : b : ∞c 115° 39′, deren ſcharfe
Kante h = b : ∞a : ∞c gerade abſtumpft. Durch Vor-
herrſchen der Gradendfläche c = c : ∞a : ∞b werden
die Kryſtalle tafelartig, und dem Kupferglas ähnlich.
Das Oktaeder o = a : b : c in der vordern Endkante
130° 16′ mit dem Paare i = b : 2c : ∞a (72° 12′ in c)
[Abbildung] gleichen einem Dihexaeder; f = 2a : 2b : c. Zwillinge haben die Säule
M gemein und liegen umgekehrt. Kein deutlich blättriger Bruch.

Farbe und Strich eiſenſchwarz, opak, Metallglanz nicht ſonderlich
ſtark. Härte 2—3, milde und gibt noch kein rechtes Pulver, Gew. 6,27.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, gibt nur ſchwachen Antimon-
rauch, und bald ein weißes Silberkorn. H. Roſe (Pogg. Ann. 15. 474)
fand 68,5 Ag, 0,6 Cu, 14,7 Sb, 16,4 S, was der Formel
6 Ag S + Sb2 S3
entſpricht. Daſſelbe ſtammte von Schemnitz, wo es als Röſchgewächs nebſt
Glaserz (Weichgewächs) das hauptſächlichſte Silbererz bildet. Freiberg,
Joachimsthal, Przibram ꝛc. Wenn es nicht deutlich kryſtalliſirt iſt, ſo
kann es leicht verkannt werden, weil es ſich oft innig mit Glaserz und
Rothgülden verbindet.

Polybaſit Roſe Pogg. Ann. 15. 573 (Eugenglanz Brth.), wegen ſeiner
Aehnlichkeit mit Sprödglaserz von jeher damit verwechſelt. Allein G.
Roſe zeigte, daß die ſechsſeitigen Tafeln von Guanaxuato und Durango
in Mexiko dem 3 + 1axigen Syſteme angehören, denn die Seitenflächen
ſchneiden ſich unter 120°. Wie beim Eiſenglanz iſt die verſteckt blättrige
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[605/0617] V. Cl. Geſchw. Metalle: Sprödglaserz, Polybaſit. G. Roſe (Kryſt. chem. Mineral. pag. 21) ſetzt mit dem Glaserz noch Bleiglanz pag. 583, Selenblei pag. 586, Manganblende pag. 574, Tellur- ſilber und Tellurblei pag. 507 iſomorph, da ſie alle gleiche atomiſtiſche Zuſammenſetzung bei regulärer Kryſtallform haben. Der Bleiglanz und ſeine Verwandten entfernen ſich freilich durch ihren deutlich blättrigen Bruch, auch das SelenſilberAg Se (Pogg. Ann. 14. 471), welches bei Tilkerode kleine ſchmale Gänge im Selenblei bildet, iſt nach drei auf einander fol- genden rechtwinkligen Richtungen vollkommen ſpaltbar. Eiſenſchwarz, Härte 2—3, Gew. 8. Weniger geſchmeidig als Glaserz. Die unvoll- ſtändige Analyſe gab 65,5 Ag, 4,9 Pb, 24 Se. 2. Sprödglaserz A̍g6 S̶ˈˈˈb. Die Bezeichnung ſächſiſcher Bergleute (Röſchgewächs). Denn es iſt zwar ſehr milde, aber viel weniger geſchmeidig als Glaserz, dem es äußer- lich ſehr gleicht und womit es gewöhnlich zuſammen vorkommt. Argen- tum rude nigrum Gedigen ſchwarz ertz Agricola 703, daher Argent noire Romé de l’Isle Crist. III. 467, Schwarzgülden (Melanglanz). Schon die alten Mineralogen ſahen es richtig als ein Mittelding zwiſchen Glaserz und Rothgülden an, was auch die Analyſe von Klaproth Beiträge I. 162 beſtätigte, der es ſprödes Silberglanzerz nennt. 2gliedrige Kryſtalle. Säule M = a : b : ∞c 115° 39′, deren ſcharfe Kante h = b : ∞a : ∞c gerade abſtumpft. Durch Vor- herrſchen der Gradendfläche c = c : ∞a : ∞b werden die Kryſtalle tafelartig, und dem Kupferglas ähnlich. Das Oktaeder o = a : b : c in der vordern Endkante 130° 16′ mit dem Paare i = b : 2c : ∞a (72° 12′ in c) [Abbildung] gleichen einem Dihexaeder; f = 2a : 2b : c. Zwillinge haben die Säule M gemein und liegen umgekehrt. Kein deutlich blättriger Bruch. Farbe und Strich eiſenſchwarz, opak, Metallglanz nicht ſonderlich ſtark. Härte 2—3, milde und gibt noch kein rechtes Pulver, Gew. 6,27. Vor dem Löthrohr ſchmilzt es leicht, gibt nur ſchwachen Antimon- rauch, und bald ein weißes Silberkorn. H. Roſe (Pogg. Ann. 15. 474) fand 68,5 Ag, 0,6 Cu, 14,7 Sb, 16,4 S, was der Formel 6 Ag S + Sb2 S3 entſpricht. Daſſelbe ſtammte von Schemnitz, wo es als Röſchgewächs nebſt Glaserz (Weichgewächs) das hauptſächlichſte Silbererz bildet. Freiberg, Joachimsthal, Przibram ꝛc. Wenn es nicht deutlich kryſtalliſirt iſt, ſo kann es leicht verkannt werden, weil es ſich oft innig mit Glaserz und Rothgülden verbindet. Polybaſit Roſe Pogg. Ann. 15. 573 (Eugenglanz Brth.), wegen ſeiner Aehnlichkeit mit Sprödglaserz von jeher damit verwechſelt. Allein G. Roſe zeigte, daß die ſechsſeitigen Tafeln von Guanaxuato und Durango in Mexiko dem 3 + 1axigen Syſteme angehören, denn die Seitenflächen ſchneiden ſich unter 120°. Wie beim Eiſenglanz iſt die verſteckt blättrige Gradendfläche ſtark geſtreift parallel der Kanten eines gleichſeitigen Drei- ecks, was auf ein Rhomboeder deutet, das nach Breithaupt 84° 48′ in

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/617>, abgerufen am 13.11.2024.