taeder mit Endkanten von 120° und Seitenkanten von 90° aus. Läßt man eine sechsseitige Säule weg, so bleibt ein Rhomboeder mit 120° in End- und 60° in den Seitenkanten. Alles das sind Uebungsaufgaben für Anfänger.
Trotz des einfachen Systems ist es häufig ganz besonders schwer, die Krystalle zu entziffern, wenn gleich die Zwillinge einen Theil der Schuld tragen. Im Ganzen genommen herrscht das Granatoeder auch unter
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den Krystallflächen vor, aber die abwechselnden drei- kantigen Ecken werden durch das gestreifte Tetrae- der abgestumpft. Die Streifen gehen nicht wie beim Fahlerz den Tetraederkanten, sondern entgegengesetzt den Oktaederkanten parallel, das gleichseitige Tetrae- der-Dreieck deutet also durch seine Streifung auf die Blätterbrüche des Granatoeders hin. Wenn das Granatoeder zurück tritt, so pflegt das glatte Gegen- tetraeder die Ecken des gestreiften Tetraeders abzustumpfen (Pacherstollen). Dieser Gegensatz von glatt und gestreift an verschiedenen Tetraedern ist so schlagend, daß z. B. bei den scheinbaren Oktaedern von Rodna in Siebenbürgen man den Unterschied leicht erkennt. Der Würfel tritt ebenfalls häufig und sehr glattflächig auf. Am eigenthümlichsten unter allen
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ist jedoch die Leucitoidfläche l = a : a : 1/3 a, welche hälftflächig aber gewöhnlich bauchig oder parallel der Axe a gestreift unter- geordnet die vierkantigen Ecken des Granatoeders zuschärft. Man erkennt sie sehr leicht an den divergirenden Kanten, welche sie mit den Granatoederflächen g macht. Da sie am Tetraeder die Kanten zuschärfen, so bilden sie zuweilen auch ein Pyramidentetraeder.
Wie durchgreifend das tetraedrische Gesetz sei, das zeigt z. B. die
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schöne gelbrothe phosphorescirende Blende von Kapnik: bei derselben herrscht das Granatoeder g, dem der Würfel w sich unterordnet; zwei Ecken gg w sind durch l = a : a : 1/3 a, die an- dern beiden zwar auch, aber durch das Pyra- midentetraeder x = a : a : 1/5 a, wie die Zonen g x l deutlich beweisen. Untergeordnet findet sich zwischen w/g auch der Pyramidenwürfel p = a : 2a : infinitya.
Zwillinge außerordentlich gewöhnlich, sie haben wie immer die Oktaederfläche gemein und liegen umgekehrt. Die schwarze Blende von Rodna mit Schwefelkies und Kalkspath ist wegen der großen Menge von Individuen, welche sich wiederholen, besonders interessant. Es sind Cubo-
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oktaeder, hin und wieder mit ganz untergeordneten Granatoederflächen. Nebenstehende Zeichnung gibt einen der einfachern: jedes der beiden Hauptindividuen links und rechts besteht aus verschiedenen ungeraden Stücken, das linke aus 5, das rechte aus 3. Von den 5 sind die graden 2 und 4 nur sehr schmal, eben so rechts das mittlere. Solche Zwischenstücke sind oft so schmal, daß sie zur feinsten Linie zusammenschrumpfen. Unter-
V. Cl. Geſchw. Metalle: Blende.
taeder mit Endkanten von 120° und Seitenkanten von 90° aus. Läßt man eine ſechsſeitige Säule weg, ſo bleibt ein Rhomboeder mit 120° in End- und 60° in den Seitenkanten. Alles das ſind Uebungsaufgaben für Anfänger.
Trotz des einfachen Syſtems iſt es häufig ganz beſonders ſchwer, die Kryſtalle zu entziffern, wenn gleich die Zwillinge einen Theil der Schuld tragen. Im Ganzen genommen herrſcht das Granatoeder auch unter
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den Kryſtallflächen vor, aber die abwechſelnden drei- kantigen Ecken werden durch das geſtreifte Tetrae- der abgeſtumpft. Die Streifen gehen nicht wie beim Fahlerz den Tetraederkanten, ſondern entgegengeſetzt den Oktaederkanten parallel, das gleichſeitige Tetrae- der-Dreieck deutet alſo durch ſeine Streifung auf die Blätterbrüche des Granatoeders hin. Wenn das Granatoeder zurück tritt, ſo pflegt das glatte Gegen- tetraeder die Ecken des geſtreiften Tetraeders abzuſtumpfen (Pacherſtollen). Dieſer Gegenſatz von glatt und geſtreift an verſchiedenen Tetraedern iſt ſo ſchlagend, daß z. B. bei den ſcheinbaren Oktaedern von Rodna in Siebenbürgen man den Unterſchied leicht erkennt. Der Würfel tritt ebenfalls häufig und ſehr glattflächig auf. Am eigenthümlichſten unter allen
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iſt jedoch die Leucitoidfläche l = a : a : ⅓a, welche hälftflächig aber gewöhnlich bauchig oder parallel der Axe a geſtreift unter- geordnet die vierkantigen Ecken des Granatoeders zuſchärft. Man erkennt ſie ſehr leicht an den divergirenden Kanten, welche ſie mit den Granatoederflächen g macht. Da ſie am Tetraeder die Kanten zuſchärfen, ſo bilden ſie zuweilen auch ein Pyramidentetraeder.
Wie durchgreifend das tetraedriſche Geſetz ſei, das zeigt z. B. die
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ſchöne gelbrothe phosphorescirende Blende von Kapnik: bei derſelben herrſcht das Granatoeder g, dem der Würfel w ſich unterordnet; zwei Ecken gg w ſind durch l = a : a : ⅓a, die an- dern beiden zwar auch, aber durch das Pyra- midentetraeder x = a : a : ⅕a, wie die Zonen g x l deutlich beweiſen. Untergeordnet findet ſich zwiſchen w/g auch der Pyramidenwürfel p = a : 2a : ∞a.
Zwillinge außerordentlich gewöhnlich, ſie haben wie immer die Oktaederfläche gemein und liegen umgekehrt. Die ſchwarze Blende von Rodna mit Schwefelkies und Kalkſpath iſt wegen der großen Menge von Individuen, welche ſich wiederholen, beſonders intereſſant. Es ſind Cubo-
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oktaeder, hin und wieder mit ganz untergeordneten Granatoederflächen. Nebenſtehende Zeichnung gibt einen der einfachern: jedes der beiden Hauptindividuen links und rechts beſteht aus verſchiedenen ungeraden Stücken, das linke aus 5, das rechte aus 3. Von den 5 ſind die graden 2 und 4 nur ſehr ſchmal, eben ſo rechts das mittlere. Solche Zwiſchenſtücke ſind oft ſo ſchmal, daß ſie zur feinſten Linie zuſammenſchrumpfen. Unter-
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V. Cl. Geſchw. Metalle: Blende.
taeder mit Endkanten von 120° und Seitenkanten von 90° aus. Läßt
man eine ſechsſeitige Säule weg, ſo bleibt ein Rhomboeder mit 120° in
End- und 60° in den Seitenkanten. Alles das ſind Uebungsaufgaben
für Anfänger.
Trotz des einfachen Syſtems iſt es häufig ganz beſonders ſchwer, die
Kryſtalle zu entziffern, wenn gleich die Zwillinge einen Theil der Schuld
tragen. Im Ganzen genommen herrſcht das Granatoeder auch unter
[Abbildung]
den Kryſtallflächen vor, aber die abwechſelnden drei-
kantigen Ecken werden durch das geſtreifte Tetrae-
der abgeſtumpft. Die Streifen gehen nicht wie beim
Fahlerz den Tetraederkanten, ſondern entgegengeſetzt den
Oktaederkanten parallel, das gleichſeitige Tetrae-
der-Dreieck deutet alſo durch ſeine Streifung auf
die Blätterbrüche des Granatoeders hin. Wenn das
Granatoeder zurück tritt, ſo pflegt das glatte Gegen-
tetraeder die Ecken des geſtreiften Tetraeders abzuſtumpfen (Pacherſtollen).
Dieſer Gegenſatz von glatt und geſtreift an verſchiedenen Tetraedern iſt
ſo ſchlagend, daß z. B. bei den ſcheinbaren Oktaedern von Rodna in
Siebenbürgen man den Unterſchied leicht erkennt. Der Würfel tritt
ebenfalls häufig und ſehr glattflächig auf. Am eigenthümlichſten unter allen
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iſt jedoch die Leucitoidfläche l = a : a : ⅓a, welche hälftflächig
aber gewöhnlich bauchig oder parallel der Axe a geſtreift unter-
geordnet die vierkantigen Ecken des Granatoeders zuſchärft.
Man erkennt ſie ſehr leicht an den divergirenden Kanten,
welche ſie mit den Granatoederflächen g macht. Da ſie am
Tetraeder die Kanten zuſchärfen, ſo bilden ſie zuweilen auch
ein Pyramidentetraeder.
Wie durchgreifend das tetraedriſche Geſetz ſei, das zeigt z. B. die
[Abbildung]
ſchöne gelbrothe phosphorescirende Blende von
Kapnik: bei derſelben herrſcht das Granatoeder
g, dem der Würfel w ſich unterordnet; zwei
Ecken gg w ſind durch l = a : a : ⅓a, die an-
dern beiden zwar auch, aber durch das Pyra-
midentetraeder x = a : a : ⅕a, wie die Zonen
g x l deutlich beweiſen. Untergeordnet findet ſich
zwiſchen w/g auch der Pyramidenwürfel
p = a : 2a : ∞a.
Zwillinge außerordentlich gewöhnlich, ſie haben wie immer die
Oktaederfläche gemein und liegen umgekehrt. Die ſchwarze Blende von
Rodna mit Schwefelkies und Kalkſpath iſt wegen der großen Menge von
Individuen, welche ſich wiederholen, beſonders intereſſant. Es ſind Cubo-
[Abbildung]
oktaeder, hin und wieder mit ganz untergeordneten
Granatoederflächen. Nebenſtehende Zeichnung gibt einen
der einfachern: jedes der beiden Hauptindividuen links
und rechts beſteht aus verſchiedenen ungeraden Stücken,
das linke aus 5, das rechte aus 3. Von den 5 ſind
die graden 2 und 4 nur ſehr ſchmal, eben ſo rechts
das mittlere. Solche Zwiſchenſtücke ſind oft ſo ſchmal,
daß ſie zur feinſten Linie zuſammenſchrumpfen. Unter-
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/600>, abgerufen am 24.11.2024.
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