so könnte dieses mit dem regulären Oktaeder vermöge seiner Endkanten verwechselt werden, allein die Seitenkanten lassen keinen Zweifel über. Hauy sah die regulären Oktaeder aus dem Braunkohlenthon von Groß Allmerode in Hessen, weil sie so stark verwittern, fälschlich für Binarkies an. Da diese bestimmt Schwefelkies sind, so wird der Binarkies meist in
Zwillingen angetroffen: die Krystalle haben die Säule M gemein und liegen umgekehrt. Nach der Art der Ausdehnung entsteht aber ein verschiedenes Aussehen. An Werner's
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Kammkies, der besonders auf Bleierzgängen zu Clausthal und Zellerfeld auf dem Oberharz, Przibram, Freiberg, Derbyshire etc. bricht, herrschen die verschmälerten Säulenflächen, und stehen eckig mit ihrem scharfen Winkel hinaus. Da sich nun häufig die Flächen runden und zackig wiederholen, so entstehen nicht selten auffallend Hahnenkammähnliche Ta- feln, welche sich in senkrechten Platten erheben. Die Zwillingsgränze der parallel nebeneinander gelagerten Individuen wird besonders durch die Streifung auf P und r parallel der Axe a markirt, doch kann sie auch ganz verwischt werden. Der
Speerkies geht auf Erzgängen aus dem Kammkies hervor, indem
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die Säulenflächen durch Ausdehnung der Paare l und r gänzlich verdrängt werden. Es entsteht dann durch l'r'l2r2 die Speerspitze, welche durch das Auftreten von M zweispitzig wird. Am schönsten kommen dieselben im Böhmischen Braunkohlengebirge (Liebnitz) vor. Hier legen sich meist Vierlinge im Kreise aneinander, so daß drei Speerspitzen ent- stehen. Solche Vierlinge wiederholen sich in langen Reihen parallel hintereinander. Da 4. 74°=296° machen, so blieben für ein etwaiges 5tes Individuum nur noch 64° Platz, was sich daher nicht vollständig ausbilden kann. Sonderbarer Weise kreuzen sich solche Böh- mische Vierlingstafeln abermals zu je zwei, und zwar sollen sie nach
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Mohs eine Fläche g = a : c : infinityb gemein haben und umgekehrt liegen. Da sämmtliche Gradendflächen der Vierlinge einspiegeln, so schneiden sie sich unter 115° 30', dem Säulenwinkel des Paares g/g. Von den Vierlingsindividuen kann natürlich nur jederseits eines sich in dieser Zwillingsstellung befinden: und zwar die- jenigen, deren Kanten l/l sich ebenfalls unter 115° 30' schneiden und folglich in eine Ebene fallen, die senkrecht gegen die Zwillingsebene steht (in unserer Figur die obern P und P'). Gerade das Fallen der Kanten in eine solche Ebene liefert den wichtigsten Beweis für die Richtigkeit des Gesetzes.
Hahnenkämme entstehen auch durch Mißbildung der Säulen M/M mit der Gradendfläche P, indem sämmtliche Flächen sich krümmen, die Säulen mit ihren stumpfen Kanten parallel an einander wachsen und die scharfen Winkel zackig herausstellen. Die Streifung auf P parallel der Axe a bildet dann nicht selten bogenförmige Linien.
Farbe zwar auch speisgelb, aber öfter etwas grauer, wie man
V. Cl. Geſchwefelte Metalle: Binarkies.
ſo könnte dieſes mit dem regulären Oktaeder vermöge ſeiner Endkanten verwechſelt werden, allein die Seitenkanten laſſen keinen Zweifel über. Hauy ſah die regulären Oktaeder aus dem Braunkohlenthon von Groß Allmerode in Heſſen, weil ſie ſo ſtark verwittern, fälſchlich für Binarkies an. Da dieſe beſtimmt Schwefelkies ſind, ſo wird der Binarkies meiſt in
Zwillingen angetroffen: die Kryſtalle haben die Säule M gemein und liegen umgekehrt. Nach der Art der Ausdehnung entſteht aber ein verſchiedenes Ausſehen. An Werner’s
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Kammkies, der beſonders auf Bleierzgängen zu Clausthal und Zellerfeld auf dem Oberharz, Przibram, Freiberg, Derbyſhire ꝛc. bricht, herrſchen die verſchmälerten Säulenflächen, und ſtehen eckig mit ihrem ſcharfen Winkel hinaus. Da ſich nun häufig die Flächen runden und zackig wiederholen, ſo entſtehen nicht ſelten auffallend Hahnenkammähnliche Ta- feln, welche ſich in ſenkrechten Platten erheben. Die Zwillingsgränze der parallel nebeneinander gelagerten Individuen wird beſonders durch die Streifung auf P und r parallel der Axe a markirt, doch kann ſie auch ganz verwiſcht werden. Der
Speerkies geht auf Erzgängen aus dem Kammkies hervor, indem
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die Säulenflächen durch Ausdehnung der Paare l und r gänzlich verdrängt werden. Es entſteht dann durch l'r'l2r2 die Speerſpitze, welche durch das Auftreten von M zweiſpitzig wird. Am ſchönſten kommen dieſelben im Böhmiſchen Braunkohlengebirge (Liebnitz) vor. Hier legen ſich meiſt Vierlinge im Kreiſe aneinander, ſo daß drei Speerſpitzen ent- ſtehen. Solche Vierlinge wiederholen ſich in langen Reihen parallel hintereinander. Da 4. 74°=296° machen, ſo blieben für ein etwaiges 5tes Individuum nur noch 64° Platz, was ſich daher nicht vollſtändig ausbilden kann. Sonderbarer Weiſe kreuzen ſich ſolche Böh- miſche Vierlingstafeln abermals zu je zwei, und zwar ſollen ſie nach
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Mohs eine Fläche g = a : c : ∞b gemein haben und umgekehrt liegen. Da ſämmtliche Gradendflächen der Vierlinge einſpiegeln, ſo ſchneiden ſie ſich unter 115° 30′, dem Säulenwinkel des Paares g/g. Von den Vierlingsindividuen kann natürlich nur jederſeits eines ſich in dieſer Zwillingsſtellung befinden: und zwar die- jenigen, deren Kanten l/l ſich ebenfalls unter 115° 30′ ſchneiden und folglich in eine Ebene fallen, die ſenkrecht gegen die Zwillingsebene ſteht (in unſerer Figur die obern P und P'). Gerade das Fallen der Kanten in eine ſolche Ebene liefert den wichtigſten Beweis für die Richtigkeit des Geſetzes.
Hahnenkämme entſtehen auch durch Mißbildung der Säulen M/M mit der Gradendfläche P, indem ſämmtliche Flächen ſich krümmen, die Säulen mit ihren ſtumpfen Kanten parallel an einander wachſen und die ſcharfen Winkel zackig herausſtellen. Die Streifung auf P parallel der Axe a bildet dann nicht ſelten bogenförmige Linien.
Farbe zwar auch ſpeisgelb, aber öfter etwas grauer, wie man
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V. Cl. Geſchwefelte Metalle: Binarkies.
ſo könnte dieſes mit dem regulären Oktaeder vermöge ſeiner Endkanten
verwechſelt werden, allein die Seitenkanten laſſen keinen Zweifel über.
Hauy ſah die regulären Oktaeder aus dem Braunkohlenthon von Groß
Allmerode in Heſſen, weil ſie ſo ſtark verwittern, fälſchlich für Binarkies
an. Da dieſe beſtimmt Schwefelkies ſind, ſo wird der Binarkies meiſt in
Zwillingen angetroffen: die Kryſtalle haben die Säule M gemein
und liegen umgekehrt. Nach der Art der Ausdehnung entſteht aber ein
verſchiedenes Ausſehen. An Werner’s
[Abbildung]
Kammkies, der beſonders auf Bleierzgängen zu
Clausthal und Zellerfeld auf dem Oberharz, Przibram,
Freiberg, Derbyſhire ꝛc. bricht, herrſchen die verſchmälerten
Säulenflächen, und ſtehen eckig mit ihrem ſcharfen Winkel
hinaus. Da ſich nun häufig die Flächen runden und zackig
wiederholen, ſo entſtehen nicht ſelten auffallend Hahnenkammähnliche Ta-
feln, welche ſich in ſenkrechten Platten erheben. Die Zwillingsgränze der
parallel nebeneinander gelagerten Individuen wird beſonders durch die
Streifung auf P und r parallel der Axe a markirt, doch kann ſie auch
ganz verwiſcht werden. Der
Speerkies geht auf Erzgängen aus dem Kammkies hervor, indem
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die Säulenflächen durch Ausdehnung der Paare
l und r gänzlich verdrängt werden. Es entſteht
dann durch l'r'l2r2 die Speerſpitze, welche durch
das Auftreten von M zweiſpitzig wird. Am ſchönſten
kommen dieſelben im Böhmiſchen Braunkohlengebirge
(Liebnitz) vor. Hier legen ſich meiſt Vierlinge im
Kreiſe aneinander, ſo daß drei Speerſpitzen ent-
ſtehen. Solche Vierlinge wiederholen ſich in langen
Reihen parallel hintereinander. Da 4. 74°=296° machen, ſo blieben für
ein etwaiges 5tes Individuum nur noch 64° Platz, was ſich daher nicht
vollſtändig ausbilden kann. Sonderbarer Weiſe kreuzen ſich ſolche Böh-
miſche Vierlingstafeln abermals zu je zwei, und zwar ſollen ſie nach
[Abbildung]
Mohs eine Fläche g = a : c : ∞b gemein haben und
umgekehrt liegen. Da ſämmtliche Gradendflächen der
Vierlinge einſpiegeln, ſo ſchneiden ſie ſich unter 115°
30′, dem Säulenwinkel des Paares g/g. Von den
Vierlingsindividuen kann natürlich nur jederſeits eines
ſich in dieſer Zwillingsſtellung befinden: und zwar die-
jenigen, deren Kanten l/l ſich ebenfalls unter 115° 30′
ſchneiden und folglich in eine Ebene fallen, die ſenkrecht
gegen die Zwillingsebene ſteht (in unſerer Figur die
obern P und P'). Gerade das Fallen der Kanten in
eine ſolche Ebene liefert den wichtigſten Beweis für die Richtigkeit des
Geſetzes.
Hahnenkämme entſtehen auch durch Mißbildung der Säulen M/M mit
der Gradendfläche P, indem ſämmtliche Flächen ſich krümmen, die Säulen
mit ihren ſtumpfen Kanten parallel an einander wachſen und die ſcharfen
Winkel zackig herausſtellen. Die Streifung auf P parallel der Axe a
bildet dann nicht ſelten bogenförmige Linien.
Farbe zwar auch ſpeisgelb, aber öfter etwas grauer, wie man
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/578>, abgerufen am 22.11.2024.
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