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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Meteorsteine.

1) die gewöhnlichen bestehen aus einer grauen trachytischen Haupt-
masse, in welcher man außer dem gediegenen Eisen mit bloßen Augen
keine weitern Gemengtheile erkennen kann. Hin und wieder sind kleine
Kugeln eingesprengt, die man mit dem Messer herausnehmen kann, die
aber im Ganzen aus der Grundmasse bestehen, nur etwas härter sind,
auch wohl einen etwas andern Farbenton haben: erbsengroße Kugeln,
wie sie nur größer in Trachyttuffen, Grünsteinen sich oftmals zeigen. Die
Steine von Aigle, Ensisheim, Maurkirchen, Blansko gehören dahin.
Letzterer fiel in Mähren 1833 den 25. November Abends 6 Uhr, und
ist besonders durch die Analyse von Berzelius (Pogg. Ann. 33. 7) be-
rühmt geworden, specif. Gew. 3,7. Mit dem Magnet konnten 17,1 p. C.
aus dem Pulver ausgezogen werden, diese bestanden hauptsächlich aus
Nickeleisen und magnetischem Schwefeleisen, nämlich 93,8 Fe, 5 Ni, 0,3 Co,
0,3 S, 0,4 Zinn und Kupfer. Die 82,9 p. C. unmagnetische Grundmasse
gelatinirte theilweis mit Salzsäure, und zerfiel in 51,5 p. C. zersetzbare
und in 48,5 p. C. unzersetzbare Silikate. Der zersetzbare nicht magnetische
Theil enthielt 33 Si, 36,1 Mg, 26,9 Fe, 0,5 Mn, 0,5 Ni, 0,3 Al, 0,8 Na,
0,4 K. Verlust 1,3 p. C. ist hauptsächlich Schwefel. Der Sauerstoff
der Basen zur Kieselerde = 20,5 : 17,2. Man nimmt das Silicat R S3
als Olivin und das Schwefeleisen als Magnetkies. Der unzersetzbare
Theil wurde mit Ba C geglüht und lieferte dann 57,1 Si, 21,8 Mg, 3,1 Ca,
8,6 Fe, 0,7 Mn, 0,02 Ni, 5,6 Al, 0,9 Na, 1,5 zinnhaltiges Chrom-
eisen, Fe Cr. Die Thonerde darin könnte verleiten, es zum Theil für eine
feldspathartige Masse, vielleicht für Labrador mit Augit, zu nehmen. Im
ganzen Stein wäre also 17,1 Nickeleisen mit Kobalt-, Zinn-, Kupfer-,
Schwefel- und Phosphorgehalt, 42,7 Olivinartige- R3 Si, 39,4 augitartige
Substanz R3 Si2 und 0,75 Chromeisen mit Zinnstein verunreinigt. Das
wird freilich immer Deutung bleiben. Jedenfalls machen Talkerdesalze
einen wesentlichen Bestandtheil in der steinigen Masse (29 p. C. Mg).

2) die ungewöhnlichen haben kein metallisches Eisen, Talkerde fehlt
zwar nicht, herrscht aber nicht so vor, und in der wenn auch feinkörnigen
Masse lassen sich einzelne Mineralspecies mit Bestimmtheit erkennen. Hier
verdient vor allem der Meteorstein von

Juvenas (Dep. Ardeche) genannt zu werden, welcher 1821 am
15. Juni Nachmittags 4 Uhr unter gewaltigem Donner vor den Augen
zweier Bauern in ein Kartoffelfeld fiel. Die Bauern hielten die Erschei-
nung für eine Rotte von Teufeln, welche in die Erde gefahren, und
faßten erst nach 8 Tagen den Entschluß, das Wunderding auszugraben.
Es fand sich nun 5 tief unter lockerer Erde ein 220 Lb schwerer runder
Stein, der zerschlagen verkauft wurde (Gilbert's Ann. 69. 414). Es ist
ein körniges ziemlich bröckliges Gemenge, das Mohs mit dem Dolerit am
Meißner in Hessen vergleicht, und das hauptsächlich aus brauner (Augit)
und weißer Substanz (Anorthit) besteht. In kleinen Höhlungen ist der
gründlich braune Augit in Krystallen ausgebildet, mit den meßbaren Flächen
T M k o u' pag. 194. Der weiße Gemengtheil, die größere Häfte ein-
nehmend, zeigt einen Blätterbruch deutlich, allein die Krystalle in den
Höhlen sind zum Messen zu klein, doch sah G. Rose deutlich einspringende
Winkel, daher kann es kein gewöhnlicher Feldspath sein, wie Hauy an-

Quenstedt, Mineralogie. 32
Meteorſteine.

1) die gewöhnlichen beſtehen aus einer grauen trachytiſchen Haupt-
maſſe, in welcher man außer dem gediegenen Eiſen mit bloßen Augen
keine weitern Gemengtheile erkennen kann. Hin und wieder ſind kleine
Kugeln eingeſprengt, die man mit dem Meſſer herausnehmen kann, die
aber im Ganzen aus der Grundmaſſe beſtehen, nur etwas härter ſind,
auch wohl einen etwas andern Farbenton haben: erbſengroße Kugeln,
wie ſie nur größer in Trachyttuffen, Grünſteinen ſich oftmals zeigen. Die
Steine von Aigle, Enſisheim, Maurkirchen, Blansko gehören dahin.
Letzterer fiel in Mähren 1833 den 25. November Abends 6 Uhr, und
iſt beſonders durch die Analyſe von Berzelius (Pogg. Ann. 33. 7) be-
rühmt geworden, ſpecif. Gew. 3,7. Mit dem Magnet konnten 17,1 p. C.
aus dem Pulver ausgezogen werden, dieſe beſtanden hauptſächlich aus
Nickeleiſen und magnetiſchem Schwefeleiſen, nämlich 93,8 Fe, 5 Ni, 0,3 Co,
0,3 S, 0,4 Zinn und Kupfer. Die 82,9 p. C. unmagnetiſche Grundmaſſe
gelatinirte theilweis mit Salzſäure, und zerfiel in 51,5 p. C. zerſetzbare
und in 48,5 p. C. unzerſetzbare Silikate. Der zerſetzbare nicht magnetiſche
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als Olivin und das Schwefeleiſen als Magnetkies. Der unzerſetzbare
Theil wurde mit Ḃa C̈ geglüht und lieferte dann 57,1 S⃛i, 21,8 Ṁg, 3,1 Ċa,
8,6 Ḟe, 0,7 Ṁn, 0,02 Ṅi, 5,6 A̶⃛l, 0,9 Ṅa, 1,5 zinnhaltiges Chrom-
eiſen, Ḟe C̶⃛r. Die Thonerde darin könnte verleiten, es zum Theil für eine
feldſpathartige Maſſe, vielleicht für Labrador mit Augit, zu nehmen. Im
ganzen Stein wäre alſo 17,1 Nickeleiſen mit Kobalt-, Zinn-, Kupfer-,
Schwefel- und Phosphorgehalt, 42,7 Olivinartige- 3 S⃛i, 39,4 augitartige
Subſtanz 3 S⃛i2 und 0,75 Chromeiſen mit Zinnſtein verunreinigt. Das
wird freilich immer Deutung bleiben. Jedenfalls machen Talkerdeſalze
einen weſentlichen Beſtandtheil in der ſteinigen Maſſe (29 p. C. Ṁg).

2) die ungewöhnlichen haben kein metalliſches Eiſen, Talkerde fehlt
zwar nicht, herrſcht aber nicht ſo vor, und in der wenn auch feinkörnigen
Maſſe laſſen ſich einzelne Mineralſpecies mit Beſtimmtheit erkennen. Hier
verdient vor allem der Meteorſtein von

Juvenas (Dep. Ardèche) genannt zu werden, welcher 1821 am
15. Juni Nachmittags 4 Uhr unter gewaltigem Donner vor den Augen
zweier Bauern in ein Kartoffelfeld fiel. Die Bauern hielten die Erſchei-
nung für eine Rotte von Teufeln, welche in die Erde gefahren, und
faßten erſt nach 8 Tagen den Entſchluß, das Wunderding auszugraben.
Es fand ſich nun 5 tief unter lockerer Erde ein 220 ℔ ſchwerer runder
Stein, der zerſchlagen verkauft wurde (Gilbert’s Ann. 69. 414). Es iſt
ein körniges ziemlich bröckliges Gemenge, das Mohs mit dem Dolerit am
Meißner in Heſſen vergleicht, und das hauptſächlich aus brauner (Augit)
und weißer Subſtanz (Anorthit) beſteht. In kleinen Höhlungen iſt der
gründlich braune Augit in Kryſtallen ausgebildet, mit den meßbaren Flächen
T M k o u' pag. 194. Der weiße Gemengtheil, die größere Häfte ein-
nehmend, zeigt einen Blätterbruch deutlich, allein die Kryſtalle in den
Höhlen ſind zum Meſſen zu klein, doch ſah G. Roſe deutlich einſpringende
Winkel, daher kann es kein gewöhnlicher Feldſpath ſein, wie Hauy an-

Quenſtedt, Mineralogie. 32
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[497/0509] Meteorſteine. 1) die gewöhnlichen beſtehen aus einer grauen trachytiſchen Haupt- maſſe, in welcher man außer dem gediegenen Eiſen mit bloßen Augen keine weitern Gemengtheile erkennen kann. Hin und wieder ſind kleine Kugeln eingeſprengt, die man mit dem Meſſer herausnehmen kann, die aber im Ganzen aus der Grundmaſſe beſtehen, nur etwas härter ſind, auch wohl einen etwas andern Farbenton haben: erbſengroße Kugeln, wie ſie nur größer in Trachyttuffen, Grünſteinen ſich oftmals zeigen. Die Steine von Aigle, Enſisheim, Maurkirchen, Blansko gehören dahin. Letzterer fiel in Mähren 1833 den 25. November Abends 6[FORMEL] Uhr, und iſt beſonders durch die Analyſe von Berzelius (Pogg. Ann. 33. 7) be- rühmt geworden, ſpecif. Gew. 3,7. Mit dem Magnet konnten 17,1 p. C. aus dem Pulver ausgezogen werden, dieſe beſtanden hauptſächlich aus Nickeleiſen und magnetiſchem Schwefeleiſen, nämlich 93,8 Fe, 5 Ni, 0,3 Co, 0,3 S, 0,4 Zinn und Kupfer. Die 82,9 p. C. unmagnetiſche Grundmaſſe gelatinirte theilweis mit Salzſäure, und zerfiel in 51,5 p. C. zerſetzbare und in 48,5 p. C. unzerſetzbare Silikate. Der zerſetzbare nicht magnetiſche Theil enthielt 33 S⃛i, 36,1 Ṁg, 26,9 Ḟe, 0,5 Ṁn, 0,5 Ṅi, 0,3 A̶⃛l, 0,8 Ṅa, 0,4 K̇. Verluſt 1,3 p. C. iſt hauptſächlich Schwefel. Der Sauerſtoff der Baſen zur Kieſelerde = 20,5 : 17,2. Man nimmt das Silicat Ṙ S̈3 als Olivin und das Schwefeleiſen als Magnetkies. Der unzerſetzbare Theil wurde mit Ḃa C̈ geglüht und lieferte dann 57,1 S⃛i, 21,8 Ṁg, 3,1 Ċa, 8,6 Ḟe, 0,7 Ṁn, 0,02 Ṅi, 5,6 A̶⃛l, 0,9 Ṅa, 1,5 zinnhaltiges Chrom- eiſen, Ḟe C̶⃛r. Die Thonerde darin könnte verleiten, es zum Theil für eine feldſpathartige Maſſe, vielleicht für Labrador mit Augit, zu nehmen. Im ganzen Stein wäre alſo 17,1 Nickeleiſen mit Kobalt-, Zinn-, Kupfer-, Schwefel- und Phosphorgehalt, 42,7 Olivinartige- Ṙ3 S⃛i, 39,4 augitartige Subſtanz Ṙ3 S⃛i2 und 0,75 Chromeiſen mit Zinnſtein verunreinigt. Das wird freilich immer Deutung bleiben. Jedenfalls machen Talkerdeſalze einen weſentlichen Beſtandtheil in der ſteinigen Maſſe (29 p. C. Ṁg). 2) die ungewöhnlichen haben kein metalliſches Eiſen, Talkerde fehlt zwar nicht, herrſcht aber nicht ſo vor, und in der wenn auch feinkörnigen Maſſe laſſen ſich einzelne Mineralſpecies mit Beſtimmtheit erkennen. Hier verdient vor allem der Meteorſtein von Juvenas (Dep. Ardèche) genannt zu werden, welcher 1821 am 15. Juni Nachmittags 4 Uhr unter gewaltigem Donner vor den Augen zweier Bauern in ein Kartoffelfeld fiel. Die Bauern hielten die Erſchei- nung für eine Rotte von Teufeln, welche in die Erde gefahren, und faßten erſt nach 8 Tagen den Entſchluß, das Wunderding auszugraben. Es fand ſich nun 5[FORMEL] tief unter lockerer Erde ein 220 ℔ ſchwerer runder Stein, der zerſchlagen verkauft wurde (Gilbert’s Ann. 69. 414). Es iſt ein körniges ziemlich bröckliges Gemenge, das Mohs mit dem Dolerit am Meißner in Heſſen vergleicht, und das hauptſächlich aus brauner (Augit) und weißer Subſtanz (Anorthit) beſteht. In kleinen Höhlungen iſt der gründlich braune Augit in Kryſtallen ausgebildet, mit den meßbaren Flächen T M k o u' pag. 194. Der weiße Gemengtheil, die größere Häfte ein- nehmend, zeigt einen Blätterbruch deutlich, allein die Kryſtalle in den Höhlen ſind zum Meſſen zu klein, doch ſah G. Roſe deutlich einſpringende Winkel, daher kann es kein gewöhnlicher Feldſpath ſein, wie Hauy an- Quenſtedt, Mineralogie. 32

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/509>, abgerufen am 28.11.2024.