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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes.

Europäischen Länder, aber vielleicht nur, weil die Ausbeute
schon längst gemacht wurde. So spricht Plinius 33. 21 von einem Gold-
reichthum Spaniens, ganze Berge wurden in Gallicien, Lusitanien und
Asturien mit Feuer und Wasser zerstört, heute ist Gold dort unbekannt.
In Italien verbot ein Gesetz, daß nicht mehr als 5000 Arbeiter aufge-
stellt werden dürften. In Frankreich werden die Ariege in den östlichen
Pyrenäen, die obere Garonne bei St. Beat, der Gardon in den Sevennen,
die Rhone etc. als goldführend zum Theil noch ausgebeutet. In Deutsch-
land gibt der Rhein allein noch eine kleine Ausbeute von Waschgold, bei
Wittenweier und Philippsburg, woraus die badische Regierung alljährlich
etwa 4000 Ducaten schlägt, obgleich Daubree ausgerechnet hat, daß zwi-
schen Basel und Mannheim 80 Millionen Gulden im Rheinbett liegen
(Bullet. geol. Franc. 1846. 458). Das Gold scheint aus der Molasse zu
stammen. Zwar führt auch die Mosel in den Vogesen Gold, aber so
wenig, daß ein Tagewerk nur 3 Centimen liefert. Auch in Württemberg
hat man es aus dem weißen Keupersandsteine von Sternenfels (Ob.
Maulbronn) versucht, Gold zu gewinnen, aber die Kosten konnten nicht
gedeckt werden. Isar, Donau, der Diluvialboden bei Bodenmais, der
Schwarza-Grund am Thüringer Wald, die Edder im Waldeckischen, alles
liefert keine Ausbeute mehr. Vereinzelt steht auf dem Unterharze der Fund
von gediegen Gold bei Tilkerode in den Eisenerzen auf der Gränze zwi-
schen Grünstein und Thonschiefer. Nur Oestreich gewinnt in Ungarn und
Siebenbürgen jährlich 6--7000 Mark, aber meist aus Erzen. Die Gold-
produktion während der 5 Jahre von 1848--53 ergibt einen Werth von
2 Milliarden Franken. Davon kamen im Jahre 1852 etwa 300 Mil-
lionen auf die Californischen Wäschereien, 160 Mill. auf Australien, 90
Mill. auf Ural und Altai, und die übrigen 50 Mill. auf sämmtliche an-
dere Länder. Wenn sich das so steigern würde, so müßte es den Gold-
werth allerdings herabdrücken. Indeß es ist eine alte Erfahrung, daß die
ersten Bearbeitungen der Goldwäschen stets große Ausbeute lieferten, der
Gewinn nimmt aber schnell ab, so bald der erste Anlauf auf die reichen
Seifen gemacht ist. Die Förderung durch Bergbau hat noch nie über-
mäßigen Ertrag gebracht.

Man darf aus dieser großen Verbreitung nicht etwa voreilig schließen,
daß das Gold in dieser Beziehung sich vor andern Stoffen auszeichne. Nur
sein Werth hat zu der Entdeckung geführt, und seine ungeheure Dehn-
barkeit in Verbindung mit seinem Glanz macht, daß es wie das Sonnen-
licht selbst bis in die Hütte der Armuth dringt (v. Kobell, Skizzen aus
dem Steinreiche. 1850. pag. 138), und aller Augen auf sich zieht. Ber-
thollet wies es sogar in der Pflanzenasche nach.

Anwendung. Feines (reines) Gold kann weder zu Münzen, noch
zu Geräthschaften angewendet werden, weil es zu weich ist, aber schon
Blei macht es glasartig spröde, selbst schon Wismuth wirkt deutlich
ein. Mit Silber und Kupfer bleibt es dagegen geschmeidig. Zu dem
Ende theilt man die Mark = 16 Loth in 24 Karat, nimmt man nun
z. B. 22 Karat Feingold und mischt dazu 2 Karat Silber, so nennt man
solche Legirung 22karätig. Die rothe Karatirung geschieht mit Ku-
pfer, Kupfer gibt die härteste Masse, und die Farbe wird dabei röthlich
gelb, also höher, und die Dichtigkeit etwas größer. Die weiße Karati-

III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes.

Europäiſchen Länder, aber vielleicht nur, weil die Ausbeute
ſchon längſt gemacht wurde. So ſpricht Plinius 33. 21 von einem Gold-
reichthum Spaniens, ganze Berge wurden in Gallicien, Luſitanien und
Aſturien mit Feuer und Waſſer zerſtört, heute iſt Gold dort unbekannt.
In Italien verbot ein Geſetz, daß nicht mehr als 5000 Arbeiter aufge-
ſtellt werden dürften. In Frankreich werden die Ariège in den öſtlichen
Pyrenäen, die obere Garonne bei St. Beat, der Gardon in den Sevennen,
die Rhone ꝛc. als goldführend zum Theil noch ausgebeutet. In Deutſch-
land gibt der Rhein allein noch eine kleine Ausbeute von Waſchgold, bei
Wittenweier und Philippsburg, woraus die badiſche Regierung alljährlich
etwa 4000 Ducaten ſchlägt, obgleich Daubrée ausgerechnet hat, daß zwi-
ſchen Baſel und Mannheim 80 Millionen Gulden im Rheinbett liegen
(Bullet. geol. Franc. 1846. 458). Das Gold ſcheint aus der Molaſſe zu
ſtammen. Zwar führt auch die Moſel in den Vogeſen Gold, aber ſo
wenig, daß ein Tagewerk nur 3 Centimen liefert. Auch in Württemberg
hat man es aus dem weißen Keuperſandſteine von Sternenfels (Ob.
Maulbronn) verſucht, Gold zu gewinnen, aber die Koſten konnten nicht
gedeckt werden. Iſar, Donau, der Diluvialboden bei Bodenmais, der
Schwarza-Grund am Thüringer Wald, die Edder im Waldeckiſchen, alles
liefert keine Ausbeute mehr. Vereinzelt ſteht auf dem Unterharze der Fund
von gediegen Gold bei Tilkerode in den Eiſenerzen auf der Gränze zwi-
ſchen Grünſtein und Thonſchiefer. Nur Oeſtreich gewinnt in Ungarn und
Siebenbürgen jährlich 6—7000 Mark, aber meiſt aus Erzen. Die Gold-
produktion während der 5 Jahre von 1848—53 ergibt einen Werth von
2 Milliarden Franken. Davon kamen im Jahre 1852 etwa 300 Mil-
lionen auf die Californiſchen Wäſchereien, 160 Mill. auf Auſtralien, 90
Mill. auf Ural und Altai, und die übrigen 50 Mill. auf ſämmtliche an-
dere Länder. Wenn ſich das ſo ſteigern würde, ſo müßte es den Gold-
werth allerdings herabdrücken. Indeß es iſt eine alte Erfahrung, daß die
erſten Bearbeitungen der Goldwäſchen ſtets große Ausbeute lieferten, der
Gewinn nimmt aber ſchnell ab, ſo bald der erſte Anlauf auf die reichen
Seifen gemacht iſt. Die Förderung durch Bergbau hat noch nie über-
mäßigen Ertrag gebracht.

Man darf aus dieſer großen Verbreitung nicht etwa voreilig ſchließen,
daß das Gold in dieſer Beziehung ſich vor andern Stoffen auszeichne. Nur
ſein Werth hat zu der Entdeckung geführt, und ſeine ungeheure Dehn-
barkeit in Verbindung mit ſeinem Glanz macht, daß es wie das Sonnen-
licht ſelbſt bis in die Hütte der Armuth dringt (v. Kobell, Skizzen aus
dem Steinreiche. 1850. pag. 138), und aller Augen auf ſich zieht. Ber-
thollet wies es ſogar in der Pflanzenaſche nach.

Anwendung. Feines (reines) Gold kann weder zu Münzen, noch
zu Geräthſchaften angewendet werden, weil es zu weich iſt, aber ſchon
Blei macht es glasartig ſpröde, ſelbſt ſchon Wismuth wirkt deutlich
ein. Mit Silber und Kupfer bleibt es dagegen geſchmeidig. Zu dem
Ende theilt man die Mark = 16 Loth in 24 Karat, nimmt man nun
z. B. 22 Karat Feingold und miſcht dazu 2 Karat Silber, ſo nennt man
ſolche Legirung 22karätig. Die rothe Karatirung geſchieht mit Ku-
pfer, Kupfer gibt die härteſte Maſſe, und die Farbe wird dabei röthlich
gelb, alſo höher, und die Dichtigkeit etwas größer. Die weiße Karati-

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[474/0486] III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes. Europäiſchen Länder, aber vielleicht nur, weil die Ausbeute ſchon längſt gemacht wurde. So ſpricht Plinius 33. 21 von einem Gold- reichthum Spaniens, ganze Berge wurden in Gallicien, Luſitanien und Aſturien mit Feuer und Waſſer zerſtört, heute iſt Gold dort unbekannt. In Italien verbot ein Geſetz, daß nicht mehr als 5000 Arbeiter aufge- ſtellt werden dürften. In Frankreich werden die Ariège in den öſtlichen Pyrenäen, die obere Garonne bei St. Beat, der Gardon in den Sevennen, die Rhone ꝛc. als goldführend zum Theil noch ausgebeutet. In Deutſch- land gibt der Rhein allein noch eine kleine Ausbeute von Waſchgold, bei Wittenweier und Philippsburg, woraus die badiſche Regierung alljährlich etwa 4000 Ducaten ſchlägt, obgleich Daubrée ausgerechnet hat, daß zwi- ſchen Baſel und Mannheim 80 Millionen Gulden im Rheinbett liegen (Bullet. geol. Franc. 1846. 458). Das Gold ſcheint aus der Molaſſe zu ſtammen. Zwar führt auch die Moſel in den Vogeſen Gold, aber ſo wenig, daß ein Tagewerk nur 3 Centimen liefert. Auch in Württemberg hat man es aus dem weißen Keuperſandſteine von Sternenfels (Ob. Maulbronn) verſucht, Gold zu gewinnen, aber die Koſten konnten nicht gedeckt werden. Iſar, Donau, der Diluvialboden bei Bodenmais, der Schwarza-Grund am Thüringer Wald, die Edder im Waldeckiſchen, alles liefert keine Ausbeute mehr. Vereinzelt ſteht auf dem Unterharze der Fund von gediegen Gold bei Tilkerode in den Eiſenerzen auf der Gränze zwi- ſchen Grünſtein und Thonſchiefer. Nur Oeſtreich gewinnt in Ungarn und Siebenbürgen jährlich 6—7000 Mark, aber meiſt aus Erzen. Die Gold- produktion während der 5 Jahre von 1848—53 ergibt einen Werth von 2 Milliarden Franken. Davon kamen im Jahre 1852 etwa 300 Mil- lionen auf die Californiſchen Wäſchereien, 160 Mill. auf Auſtralien, 90 Mill. auf Ural und Altai, und die übrigen 50 Mill. auf ſämmtliche an- dere Länder. Wenn ſich das ſo ſteigern würde, ſo müßte es den Gold- werth allerdings herabdrücken. Indeß es iſt eine alte Erfahrung, daß die erſten Bearbeitungen der Goldwäſchen ſtets große Ausbeute lieferten, der Gewinn nimmt aber ſchnell ab, ſo bald der erſte Anlauf auf die reichen Seifen gemacht iſt. Die Förderung durch Bergbau hat noch nie über- mäßigen Ertrag gebracht. Man darf aus dieſer großen Verbreitung nicht etwa voreilig ſchließen, daß das Gold in dieſer Beziehung ſich vor andern Stoffen auszeichne. Nur ſein Werth hat zu der Entdeckung geführt, und ſeine ungeheure Dehn- barkeit in Verbindung mit ſeinem Glanz macht, daß es wie das Sonnen- licht ſelbſt bis in die Hütte der Armuth dringt (v. Kobell, Skizzen aus dem Steinreiche. 1850. pag. 138), und aller Augen auf ſich zieht. Ber- thollet wies es ſogar in der Pflanzenaſche nach. Anwendung. Feines (reines) Gold kann weder zu Münzen, noch zu Geräthſchaften angewendet werden, weil es zu weich iſt, aber ſchon [FORMEL] Blei macht es glasartig ſpröde, ſelbſt ſchon [FORMEL] Wismuth wirkt deutlich ein. Mit Silber und Kupfer bleibt es dagegen geſchmeidig. Zu dem Ende theilt man die Mark = 16 Loth in 24 Karat, nimmt man nun z. B. 22 Karat Feingold und miſcht dazu 2 Karat Silber, ſo nennt man ſolche Legirung 22karätig. Die rothe Karatirung geſchieht mit Ku- pfer, [FORMEL] Kupfer gibt die härteſte Maſſe, und die Farbe wird dabei röthlich gelb, alſo höher, und die Dichtigkeit etwas größer. Die weiße Karati-

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/486>, abgerufen am 22.11.2024.