Granatoeder vorherrschend aus, jenes der Ostindische, dieser der Brasi- lianische Typus. Würfel kommt selten vor, und Leucitoeder wird gar
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nicht angeführt. Dagegen trifft man häufig Zwillinge, stark nach der trigonalen Zwillingsaxe verkürzt. Kommt daran der blättrige Bruch vor, so macht er einspringende Winkel auf den Seiten, während drei der Zwillingsaxe pa- rallel gehende Granatoederflächen in beiden Individuen ein- spiegeln, aber sich doch durch die verschiedene Streifung unterscheiden lassen. Mag daher auch, wie häufig geschieht, die Zwillingsgränze noch so stark verwachsen, so wird man doch leicht auf die Spur geführt. Geschliffene Platten zeigen öfter zahllose Zwillingsstreifen, wie der Labrador, es scheint das von zahllosen neben einander gelagerten Lamellen herzukommen. Denn in gewissen Richtungen leuchten nach Brewster die einen Lamellen, die andern nicht; ohne Zweifel wird bei den leuchtenden der Blätterbruch spiegeln. Unter den ersten Diamantlinsen gaben daher einige doppelte und dreifache Bilder.
Härte 10, und zwar von allen Steinen bei weitem der härteste. Daher konnte man ihn früher nur etwas poliren (Spitzsteine), wobei man von der natürlichen Krystallform Nutzen zog. Die Agraffe des kaiserlichen Mantels Karls des Großen ist noch mit solchen ungeschliffenen Steinen besetzt. Erst Ludwig van Berquen aus Brügge in Flandern fand 1456, daß man ihn in seinem eigenen Pulver (Demantbort) schleifen könne. Anfangs machte man Dick- und Tafelsteine, d. h. man stumpfte die Ost- indischen Oktaeder an zwei entgegengesetzten Ecken mehr oder weniger ab. 1520 kamen Rosetten (Rauthensteine) auf: der Schnitt richtet sich nach
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der rhomboedrischen Stellung, die untere flache Basis entspricht dem blättrigen Bruch, und die Spitze endigt mit 6 Sternfacetten, außer dem sind noch 18 Querfacetten da, die sich zu 6 + 12 gruppiren. Liegen die 6 unter den Flächen der Sternfacetten, so folgen im Rande 12, liegen aber die 6 unter den Kanten, so fallen die 12 zwischen die beiden 6. Besonders sind die Zwillinge zu solchen Rosetten brauchbar, man spaltet sie nur nach der Zwillingsebene durch, dann gibt die nach der kurzen Diagonale gebrochene Granatoederfläche den Anhalts- punkt für die 6 Sternfacetten. Cardinal Mazarin ließ zuerst Brillanten
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schleifen. Ihr Schliff richtet sich nach der oktaedrischen Stellung: der flachere Obertheil (Krone) endigt mit einer Gradendfläche (Würfelfl.), darunter folgen 8 + 8 + 8, oder 8 + 8 + 16 Facetten; der spitzere Untertheil ist dem obern ähnlich, aber am Unterende nur durch eine ganz feine Endfläche (Kalette) abgestumpft; der Gürtel (Rand) trennt beide Theile von einander. Ein guter Brillantenschliff weicht nie vom Zahlen- gesetz 8 ab. Die Brillanten faßt man meist a jour, d. h. man gibt ihnen keine Unterlage, wie den Rosetten. Das Schleifen ist sehr zeitraubend, und wenn man sie nicht mit feinen Meißeln durch einen schnellen aber starken Schlag spalten kann, so muß man sie mit einem feinen Stahl- draht mittelst Diamantpulver und Oel durchschleifen. Der Regent in der Krone Frankreichs wiegt 136 Karat, roh wog er 410 Karat, er hat also durch den Schliff, der 2 Jahre gewährt haben soll, 2/3 an Größe verloren. Daß Diamanten Glas schneiden, daran ist die doppelte Krümmung der
I. Cl. 6te Fam.: Diamant.
Granatoeder vorherrſchend aus, jenes der Oſtindiſche, dieſer der Braſi- lianiſche Typus. Würfel kommt ſelten vor, und Leucitoeder wird gar
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nicht angeführt. Dagegen trifft man häufig Zwillinge, ſtark nach der trigonalen Zwillingsaxe verkürzt. Kommt daran der blättrige Bruch vor, ſo macht er einſpringende Winkel auf den Seiten, während drei der Zwillingsaxe pa- rallel gehende Granatoederflächen in beiden Individuen ein- ſpiegeln, aber ſich doch durch die verſchiedene Streifung unterſcheiden laſſen. Mag daher auch, wie häufig geſchieht, die Zwillingsgränze noch ſo ſtark verwachſen, ſo wird man doch leicht auf die Spur geführt. Geſchliffene Platten zeigen öfter zahlloſe Zwillingsſtreifen, wie der Labrador, es ſcheint das von zahlloſen neben einander gelagerten Lamellen herzukommen. Denn in gewiſſen Richtungen leuchten nach Brewſter die einen Lamellen, die andern nicht; ohne Zweifel wird bei den leuchtenden der Blätterbruch ſpiegeln. Unter den erſten Diamantlinſen gaben daher einige doppelte und dreifache Bilder.
Härte 10, und zwar von allen Steinen bei weitem der härteſte. Daher konnte man ihn früher nur etwas poliren (Spitzſteine), wobei man von der natürlichen Kryſtallform Nutzen zog. Die Agraffe des kaiſerlichen Mantels Karls des Großen iſt noch mit ſolchen ungeſchliffenen Steinen beſetzt. Erſt Ludwig van Berquen aus Brügge in Flandern fand 1456, daß man ihn in ſeinem eigenen Pulver (Demantbort) ſchleifen könne. Anfangs machte man Dick- und Tafelſteine, d. h. man ſtumpfte die Oſt- indiſchen Oktaeder an zwei entgegengeſetzten Ecken mehr oder weniger ab. 1520 kamen Roſetten (Rauthenſteine) auf: der Schnitt richtet ſich nach
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der rhomboedriſchen Stellung, die untere flache Baſis entſpricht dem blättrigen Bruch, und die Spitze endigt mit 6 Sternfacetten, außer dem ſind noch 18 Querfacetten da, die ſich zu 6 + 12 gruppiren. Liegen die 6 unter den Flächen der Sternfacetten, ſo folgen im Rande 12, liegen aber die 6 unter den Kanten, ſo fallen die 12 zwiſchen die beiden 6. Beſonders ſind die Zwillinge zu ſolchen Roſetten brauchbar, man ſpaltet ſie nur nach der Zwillingsebene durch, dann gibt die nach der kurzen Diagonale gebrochene Granatoederfläche den Anhalts- punkt für die 6 Sternfacetten. Cardinal Mazarin ließ zuerſt Brillanten
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ſchleifen. Ihr Schliff richtet ſich nach der oktaedriſchen Stellung: der flachere Obertheil (Krone) endigt mit einer Gradendfläche (Würfelfl.), darunter folgen 8 + 8 + 8, oder 8 + 8 + 16 Facetten; der ſpitzere Untertheil iſt dem obern ähnlich, aber am Unterende nur durch eine ganz feine Endfläche (Kalette) abgeſtumpft; der Gürtel (Rand) trennt beide Theile von einander. Ein guter Brillantenſchliff weicht nie vom Zahlen- geſetz 8 ab. Die Brillanten faßt man meiſt à jour, d. h. man gibt ihnen keine Unterlage, wie den Roſetten. Das Schleifen iſt ſehr zeitraubend, und wenn man ſie nicht mit feinen Meißeln durch einen ſchnellen aber ſtarken Schlag ſpalten kann, ſo muß man ſie mit einem feinen Stahl- draht mittelſt Diamantpulver und Oel durchſchleifen. Der Regent in der Krone Frankreichs wiegt 136 Karat, roh wog er 410 Karat, er hat alſo durch den Schliff, der 2 Jahre gewährt haben ſoll, ⅔ an Größe verloren. Daß Diamanten Glas ſchneiden, daran iſt die doppelte Krümmung der
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I. Cl. 6te Fam.: Diamant.
Granatoeder vorherrſchend aus, jenes der Oſtindiſche, dieſer der Braſi-
lianiſche Typus. Würfel kommt ſelten vor, und Leucitoeder wird gar
[Abbildung]
nicht angeführt. Dagegen trifft man häufig Zwillinge,
ſtark nach der trigonalen Zwillingsaxe verkürzt. Kommt
daran der blättrige Bruch vor, ſo macht er einſpringende
Winkel auf den Seiten, während drei der Zwillingsaxe pa-
rallel gehende Granatoederflächen in beiden Individuen ein-
ſpiegeln, aber ſich doch durch die verſchiedene Streifung unterſcheiden laſſen.
Mag daher auch, wie häufig geſchieht, die Zwillingsgränze noch ſo ſtark
verwachſen, ſo wird man doch leicht auf die Spur geführt. Geſchliffene
Platten zeigen öfter zahlloſe Zwillingsſtreifen, wie der Labrador, es ſcheint
das von zahlloſen neben einander gelagerten Lamellen herzukommen. Denn
in gewiſſen Richtungen leuchten nach Brewſter die einen Lamellen, die
andern nicht; ohne Zweifel wird bei den leuchtenden der Blätterbruch
ſpiegeln. Unter den erſten Diamantlinſen gaben daher einige doppelte
und dreifache Bilder.
Härte 10, und zwar von allen Steinen bei weitem der härteſte.
Daher konnte man ihn früher nur etwas poliren (Spitzſteine), wobei man
von der natürlichen Kryſtallform Nutzen zog. Die Agraffe des kaiſerlichen
Mantels Karls des Großen iſt noch mit ſolchen ungeſchliffenen Steinen
beſetzt. Erſt Ludwig van Berquen aus Brügge in Flandern fand 1456,
daß man ihn in ſeinem eigenen Pulver (Demantbort) ſchleifen könne.
Anfangs machte man Dick- und Tafelſteine, d. h. man ſtumpfte die Oſt-
indiſchen Oktaeder an zwei entgegengeſetzten Ecken mehr oder weniger ab.
1520 kamen Roſetten (Rauthenſteine) auf: der Schnitt richtet ſich nach
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der rhomboedriſchen Stellung, die untere flache Baſis entſpricht
dem blättrigen Bruch, und die Spitze endigt mit 6 Sternfacetten,
außer dem ſind noch 18 Querfacetten da, die ſich zu 6 + 12
gruppiren. Liegen die 6 unter den Flächen der Sternfacetten, ſo folgen
im Rande 12, liegen aber die 6 unter den Kanten, ſo fallen die 12
zwiſchen die beiden 6. Beſonders ſind die Zwillinge zu ſolchen Roſetten
brauchbar, man ſpaltet ſie nur nach der Zwillingsebene durch, dann gibt
die nach der kurzen Diagonale gebrochene Granatoederfläche den Anhalts-
punkt für die 6 Sternfacetten. Cardinal Mazarin ließ zuerſt Brillanten
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ſchleifen. Ihr Schliff richtet ſich nach der oktaedriſchen
Stellung: der flachere Obertheil (Krone) endigt mit einer
Gradendfläche (Würfelfl.), darunter folgen 8 + 8 + 8,
oder 8 + 8 + 16 Facetten; der ſpitzere Untertheil iſt
dem obern ähnlich, aber am Unterende nur durch eine
ganz feine Endfläche (Kalette) abgeſtumpft; der Gürtel (Rand) trennt beide
Theile von einander. Ein guter Brillantenſchliff weicht nie vom Zahlen-
geſetz 8 ab. Die Brillanten faßt man meiſt à jour, d. h. man gibt ihnen
keine Unterlage, wie den Roſetten. Das Schleifen iſt ſehr zeitraubend,
und wenn man ſie nicht mit feinen Meißeln durch einen ſchnellen aber
ſtarken Schlag ſpalten kann, ſo muß man ſie mit einem feinen Stahl-
draht mittelſt Diamantpulver und Oel durchſchleifen. Der Regent in der
Krone Frankreichs wiegt 136 Karat, roh wog er 410 Karat, er hat alſo
durch den Schliff, der 2 Jahre gewährt haben ſoll, ⅔ an Größe verloren.
Daß Diamanten Glas ſchneiden, daran iſt die doppelte Krümmung der
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/254>, abgerufen am 25.11.2024.
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