3. Periklinzwilling: die Individuen legen sich mit P so anein- ander, daß die schiefe Diagonale a beiden gemein ist, und auf M aus- und einspringende Winkel entstehen. Die Säulenflächen liegen dabei
[Abbildung]
widersinnig. Mathematisch kommt man dazu, wenn man ein Individuum 180° um eine Linie dreht, die in P senkrecht auf a steht. Der Periklin kommt dem Albit entgegen im- mer in so kurzen Säulen vor, daß sich statt der stumpfen Säulenkante T/l die Schiefend- flächen P/x in einer scharfen horizontalen Kante schneiden. Es findet sich kaum ein einfacher Krystall, sondern alle zeigen M aus- oder einspringend nach Querlinien geknickt, die ungefähr der Kante P/M = a parallel gehen. Oft klemmen sich blos Zwillingsstücke ein, so daß auch hier wieder eine Reihenentwicklung Statt findet, worin alle geraden und ungeraden Zahlen einander parallel gehen. Daß bei so eingeklemmten Stücken die Säulen- flächen widersinnig liegen, kann man deutlich beobachten, da T sehr blättrig ist.
4. Periklin analog dem Bavenoer Zwillingsgesetze. Zu Pfunders
[Abbildung]
in Tyrol kommen weiße Krystalle von 1/2 Fuß Länge mit Chlorit bedeckt vor, dieselben zeigen viele Knicke und Streifen, was ent- schieden auf Zwillingsbildung deutet. Solche Zwillinge legen sich nun zu zwei mit ihrem P aneinander und so gegenüber, wie die Individuen 1 und 3 beim Bave- noer Gesetz. Es scheint P beiden so gemein zu sein, daß sowohl b als a aufeinander fallen, es müssen daher in ihrer umgekehrten Lage T und l beide mit einander correspondiren. Dann entsteht auf M hüben ein aus- springender und drüben ein einspringender Winkel. Man drehe also blos ein Individuum auf P um 180°. Würden T und l nicht correspondiren, d. h. würde man ein Individuum 180° um a drehen, so gäbe es auf M weder aus- noch einspringende Winkel, was nicht der Fall. Nun legt sich da- gegen ein dritter Zwilling (2), welcher seinen ersten Blätterbruch unge- fähr so legt, wie die beiden ersten (1 und 3) ihren 2ten hatten. Wenn dazu nun ein 4tes käme, so wäre der Achtling geschlossen. Die Krystalle sind durch den Chlorit zu undeutlich, als daß man ihre Lage genau er- mitteln könnte. Auch sind im Ganzen derartige Untersuchungen so mi- nutiös, daß von einer mathematischen Sicherheit überhaupt nicht die Rede sein kann. Aber aus der ganzen Gruppirung geht hervor, daß hier durch den Achtling eine vollkommene viergliedrige Ordnung hergestellt ist.
Hauptvarietäten sind etwa:
a) Albit mit obigen Winkeln, Härte 6, Gew. 2,63. Von großer Klarheit mit Bergkrystall am St. Gotthardt, in der Dauphinee, im Ziller- thal etc. Aus dem Feldspath von Hirschberg, Baveno, Mähren etc. schwitzt er krystallinisch heraus. Eingesprengt findet er sich in den Graniten mitten zwischen Kalifeldspath, dieser hat dann auch eine trübe Farbe, so z. B. im Bavenoer Granit, nimmt auch fleischrothe Farbe an, wie in
I. Cl. 2te Fam.; Periklinzwilling, Albit.
3. Periklinzwilling: die Individuen legen ſich mit P ſo anein- ander, daß die ſchiefe Diagonale α beiden gemein iſt, und auf M aus- und einſpringende Winkel entſtehen. Die Säulenflächen liegen dabei
[Abbildung]
widerſinnig. Mathematiſch kommt man dazu, wenn man ein Individuum 180° um eine Linie dreht, die in P ſenkrecht auf α ſteht. Der Periklin kommt dem Albit entgegen im- mer in ſo kurzen Säulen vor, daß ſich ſtatt der ſtumpfen Säulenkante T/l die Schiefend- flächen P/x in einer ſcharfen horizontalen Kante ſchneiden. Es findet ſich kaum ein einfacher Kryſtall, ſondern alle zeigen M aus- oder einſpringend nach Querlinien geknickt, die ungefähr der Kante P/M = α parallel gehen. Oft klemmen ſich blos Zwillingsſtücke ein, ſo daß auch hier wieder eine Reihenentwicklung Statt findet, worin alle geraden und ungeraden Zahlen einander parallel gehen. Daß bei ſo eingeklemmten Stücken die Säulen- flächen widerſinnig liegen, kann man deutlich beobachten, da T ſehr blättrig iſt.
4. Periklin analog dem Bavenoer Zwillingsgeſetze. Zu Pfunders
[Abbildung]
in Tyrol kommen weiße Kryſtalle von ½ Fuß Länge mit Chlorit bedeckt vor, dieſelben zeigen viele Knicke und Streifen, was ent- ſchieden auf Zwillingsbildung deutet. Solche Zwillinge legen ſich nun zu zwei mit ihrem P aneinander und ſo gegenüber, wie die Individuen 1 und 3 beim Bave- noer Geſetz. Es ſcheint P beiden ſo gemein zu ſein, daß ſowohl b als α aufeinander fallen, es müſſen daher in ihrer umgekehrten Lage T und l beide mit einander correſpondiren. Dann entſteht auf M hüben ein aus- ſpringender und drüben ein einſpringender Winkel. Man drehe alſo blos ein Individuum auf P um 180°. Würden T und l nicht correſpondiren, d. h. würde man ein Individuum 180° um α drehen, ſo gäbe es auf M weder aus- noch einſpringende Winkel, was nicht der Fall. Nun legt ſich da- gegen ein dritter Zwilling (2), welcher ſeinen erſten Blätterbruch unge- fähr ſo legt, wie die beiden erſten (1 und 3) ihren 2ten hatten. Wenn dazu nun ein 4tes käme, ſo wäre der Achtling geſchloſſen. Die Kryſtalle ſind durch den Chlorit zu undeutlich, als daß man ihre Lage genau er- mitteln könnte. Auch ſind im Ganzen derartige Unterſuchungen ſo mi- nutiös, daß von einer mathematiſchen Sicherheit überhaupt nicht die Rede ſein kann. Aber aus der ganzen Gruppirung geht hervor, daß hier durch den Achtling eine vollkommene viergliedrige Ordnung hergeſtellt iſt.
Hauptvarietäten ſind etwa:
a) Albit mit obigen Winkeln, Härte 6, Gew. 2,63. Von großer Klarheit mit Bergkryſtall am St. Gotthardt, in der Dauphinée, im Ziller- thal ꝛc. Aus dem Feldſpath von Hirſchberg, Baveno, Mähren ꝛc. ſchwitzt er kryſtalliniſch heraus. Eingeſprengt findet er ſich in den Graniten mitten zwiſchen Kalifeldſpath, dieſer hat dann auch eine trübe Farbe, ſo z. B. im Bavenoer Granit, nimmt auch fleiſchrothe Farbe an, wie in
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[192/0204]
I. Cl. 2te Fam.; Periklinzwilling, Albit.
3. Periklinzwilling: die Individuen legen ſich mit P ſo anein-
ander, daß die ſchiefe Diagonale α beiden gemein iſt, und auf M aus-
und einſpringende Winkel entſtehen. Die Säulenflächen liegen dabei
[Abbildung]
widerſinnig. Mathematiſch kommt man dazu,
wenn man ein Individuum 180° um eine
Linie dreht, die in P ſenkrecht auf α ſteht.
Der Periklin kommt dem Albit entgegen im-
mer in ſo kurzen Säulen vor, daß ſich ſtatt
der ſtumpfen Säulenkante T/l die Schiefend-
flächen P/x in einer ſcharfen horizontalen Kante ſchneiden. Es findet ſich
kaum ein einfacher Kryſtall, ſondern alle zeigen M aus- oder einſpringend
nach Querlinien geknickt, die ungefähr der Kante P/M = α parallel gehen.
Oft klemmen ſich blos Zwillingsſtücke ein, ſo daß auch hier wieder eine
Reihenentwicklung Statt findet, worin alle geraden und ungeraden Zahlen
einander parallel gehen. Daß bei ſo eingeklemmten Stücken die Säulen-
flächen widerſinnig liegen, kann man deutlich beobachten, da T ſehr
blättrig iſt.
4. Periklin analog dem Bavenoer Zwillingsgeſetze. Zu Pfunders
[Abbildung]
in Tyrol kommen weiße Kryſtalle
von ½ Fuß Länge mit Chlorit
bedeckt vor, dieſelben zeigen viele
Knicke und Streifen, was ent-
ſchieden auf Zwillingsbildung
deutet. Solche Zwillinge legen
ſich nun zu zwei mit ihrem P
aneinander und ſo gegenüber, wie die Individuen 1 und 3 beim Bave-
noer Geſetz. Es ſcheint P beiden ſo gemein zu ſein, daß ſowohl b als α
aufeinander fallen, es müſſen daher in ihrer umgekehrten Lage T und l
beide mit einander correſpondiren. Dann entſteht auf M hüben ein aus-
ſpringender und drüben ein einſpringender Winkel. Man drehe alſo blos
ein Individuum auf P um 180°. Würden T und l nicht correſpondiren,
d. h. würde man ein Individuum 180° um α drehen, ſo gäbe es auf M weder
aus- noch einſpringende Winkel, was nicht der Fall. Nun legt ſich da-
gegen ein dritter Zwilling (2), welcher ſeinen erſten Blätterbruch unge-
fähr ſo legt, wie die beiden erſten (1 und 3) ihren 2ten hatten. Wenn
dazu nun ein 4tes käme, ſo wäre der Achtling geſchloſſen. Die Kryſtalle
ſind durch den Chlorit zu undeutlich, als daß man ihre Lage genau er-
mitteln könnte. Auch ſind im Ganzen derartige Unterſuchungen ſo mi-
nutiös, daß von einer mathematiſchen Sicherheit überhaupt nicht die Rede
ſein kann. Aber aus der ganzen Gruppirung geht hervor, daß hier durch
den Achtling eine vollkommene viergliedrige Ordnung hergeſtellt iſt.
Hauptvarietäten ſind etwa:
a) Albit mit obigen Winkeln, Härte 6, Gew. 2,63. Von großer
Klarheit mit Bergkryſtall am St. Gotthardt, in der Dauphinée, im Ziller-
thal ꝛc. Aus dem Feldſpath von Hirſchberg, Baveno, Mähren ꝛc. ſchwitzt
er kryſtalliniſch heraus. Eingeſprengt findet er ſich in den Graniten
mitten zwiſchen Kalifeldſpath, dieſer hat dann auch eine trübe Farbe, ſo
z. B. im Bavenoer Granit, nimmt auch fleiſchrothe Farbe an, wie in
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/204>, abgerufen am 24.11.2024.
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