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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 2te Fam.: Feldspathvarietäten.

Verwitterung findet beim Feldspath leicht statt, er entfärbt sich,
wird matt, weich, leicht, und zerfällt endlich zu Porzellanerde, die in
ihrem reinsten Zustande ein schneeweißes mehlartiges Pulver bildet von
Al3 Si4 + 6 H. Würde man statt des Wassers K3 Si8 setzen, so hätte
man wieder 3 K + 3 Al + 12 Si = 3 Feldspath, daher scheint das
Wasser blos das lösliche Kalisilicat auszulaugen: Seilitz bei Meissen,
Aue bei Schneeberg, Morl und Trotha bei Halle, St. Yrieux bei Limoges.

A. Frischer Feldspath, hat nicht das Rauhe des Glasigen, trübe
Farben, ein frischfeuchtes Aussehen. Bildet im Urgebirge die Hauptmasse
der Granite, Gneuse und rothen Porphyre. Auf Klüften schießt er nicht
selten zu riesigen Krystallen an.

1. Adular. Pater Pini in Mailand entdeckte ihn auf der Stella
am St. Gotthardt (Bergm. Journal 1790. III. 1. pag. 269), den er fälsch-
lich für den Mons Adula gehalten haben soll. Es ist der klarste unter
allen, der in prachtvollen Zwillingen, Drillingen und Vierlingen in Be-
gleitung von Bergkrystallen bricht. Oft sind die Flächen z und M mit
Chlorit bedeckt, matt ist namentlich z immer. Ganz klare und meßbare
Krystalle aber dennoch selten. Ein innerer bläulicher Lichtschein öfter be-
merkbar, solche Stücke rundlich geschliffen kommen im Handel als Mond-
stein
vor. Sie sollen von Ceylon in Geschieben schon den Alten bekannt
gewesen sein, doch zeigt sich bei diesen nicht das innere bläuliche Licht,
sondern überhaupt ein innerer Silberschein, im Gegensatz von dem Sonnen-
stein
, dessen Farbenspiel zwischen gelb und roth fällt. Letztern glaubt
Dr. Fiedler an der Selenga in Sibirien (Pogg. Ann. 46. 189) wieder
entdeckt zu haben, Scheerer (Pogg. Ann. 64. 153) beschreibt darunter einen
Oligoklas von Tvedestrand. Jedenfalls ist das blaue Licht bei den alpi-
nischen Adularen senkrecht gegen die Quadratsäule n/n geschliffen eine
prachtvolle Erscheinung, die uns aber nur bei einer Richtung überrascht,
sonst gar nicht bemerkt wird.

2. Labradorisirender Feldspath kommt in ausgezeichneter
Weise im Zirkonsienit von Friedrichswärn im südlichen Norwegen vor.
Der Feldspath ist graulich, röthlich etc., der innere Farbenschein brennend
grün und blau, ähnlich dem Labrador. Da beide Blätterbrüche P und M
in hohem Grade ausgezeichnet sind, so kann man sich bei den kleinsten
Bruchstücken leicht überzeugen, daß der Schein immer nur in einer unge-
fähr gegen die Blätterbrüche senkrechten Ebene liege. Es kann darnach
kein Zweifel sein, daß er wesentlich durch die Krystallstruktur bedingt sei.

3. Amazonenstein fand sich zuerst in Geschieben vom Amazonen-
strom in Brasilien, dann lernte man ihn an der Ostseite des Ilmensees
bei Miask in ausgezeichneten Krystallen kennen. Er hat eine schöne span-
grüne Farbe, die von einer zufälligen Spur von Kupferoxyd herrührt,
was sich beim Schmelzen mit Soda auf Kohle reducirt. Pulverisirt man
die Perle, so findet sich im Pulver eine kleine Kupferplatte. Der schönen
Farbe wegen wird er in Katharinenburg vielfach verschliffen. Auffallend
ist an ihm, daß eines der T entschieden blättriger ist, als das andere,
trotzdem daß Dufrenoy fälschlich versichert (Traite Miner. III. 337), es exi-
stire bei den Kalifeldspathen ein solcher Unterschied gar nicht. Freilich ist
der Beweis des Gegentheils nicht so leicht, 2,8 p. C. Na.


I. Cl. 2te Fam.: Feldſpathvarietäten.

Verwitterung findet beim Feldſpath leicht ſtatt, er entfärbt ſich,
wird matt, weich, leicht, und zerfällt endlich zu Porzellanerde, die in
ihrem reinſten Zuſtande ein ſchneeweißes mehlartiges Pulver bildet von
A̶⃛l3 S⃛i4 + 6 Ḣ̶. Würde man ſtatt des Waſſers 3 S⃛i8 ſetzen, ſo hätte
man wieder 3 K̇ + 3 A̶⃛l + 12 S⃛i = 3 Feldſpath, daher ſcheint das
Waſſer blos das lösliche Kaliſilicat auszulaugen: Seilitz bei Meiſſen,
Aue bei Schneeberg, Morl und Trotha bei Halle, St. Yrieux bei Limoges.

A. Friſcher Feldſpath, hat nicht das Rauhe des Glaſigen, trübe
Farben, ein friſchfeuchtes Ausſehen. Bildet im Urgebirge die Hauptmaſſe
der Granite, Gneuſe und rothen Porphyre. Auf Klüften ſchießt er nicht
ſelten zu rieſigen Kryſtallen an.

1. Adular. Pater Pini in Mailand entdeckte ihn auf der Stella
am St. Gotthardt (Bergm. Journal 1790. III. 1. pag. 269), den er fälſch-
lich für den Mons Adula gehalten haben ſoll. Es iſt der klarſte unter
allen, der in prachtvollen Zwillingen, Drillingen und Vierlingen in Be-
gleitung von Bergkryſtallen bricht. Oft ſind die Flächen z und M mit
Chlorit bedeckt, matt iſt namentlich z immer. Ganz klare und meßbare
Kryſtalle aber dennoch ſelten. Ein innerer bläulicher Lichtſchein öfter be-
merkbar, ſolche Stücke rundlich geſchliffen kommen im Handel als Mond-
ſtein
vor. Sie ſollen von Ceylon in Geſchieben ſchon den Alten bekannt
geweſen ſein, doch zeigt ſich bei dieſen nicht das innere bläuliche Licht,
ſondern überhaupt ein innerer Silberſchein, im Gegenſatz von dem Sonnen-
ſtein
, deſſen Farbenſpiel zwiſchen gelb und roth fällt. Letztern glaubt
Dr. Fiedler an der Selenga in Sibirien (Pogg. Ann. 46. 189) wieder
entdeckt zu haben, Scheerer (Pogg. Ann. 64. 153) beſchreibt darunter einen
Oligoklas von Tvedeſtrand. Jedenfalls iſt das blaue Licht bei den alpi-
niſchen Adularen ſenkrecht gegen die Quadratſäule n/n geſchliffen eine
prachtvolle Erſcheinung, die uns aber nur bei einer Richtung überraſcht,
ſonſt gar nicht bemerkt wird.

2. Labradoriſirender Feldſpath kommt in ausgezeichneter
Weiſe im Zirkonſienit von Friedrichswärn im ſüdlichen Norwegen vor.
Der Feldſpath iſt graulich, röthlich ꝛc., der innere Farbenſchein brennend
grün und blau, ähnlich dem Labrador. Da beide Blätterbrüche P und M
in hohem Grade ausgezeichnet ſind, ſo kann man ſich bei den kleinſten
Bruchſtücken leicht überzeugen, daß der Schein immer nur in einer unge-
fähr gegen die Blätterbrüche ſenkrechten Ebene liege. Es kann darnach
kein Zweifel ſein, daß er weſentlich durch die Kryſtallſtruktur bedingt ſei.

3. Amazonenſtein fand ſich zuerſt in Geſchieben vom Amazonen-
ſtrom in Braſilien, dann lernte man ihn an der Oſtſeite des Ilmenſees
bei Miask in ausgezeichneten Kryſtallen kennen. Er hat eine ſchöne ſpan-
grüne Farbe, die von einer zufälligen Spur von Kupferoxyd herrührt,
was ſich beim Schmelzen mit Soda auf Kohle reducirt. Pulveriſirt man
die Perle, ſo findet ſich im Pulver eine kleine Kupferplatte. Der ſchönen
Farbe wegen wird er in Katharinenburg vielfach verſchliffen. Auffallend
iſt an ihm, daß eines der T entſchieden blättriger iſt, als das andere,
trotzdem daß Dufrénoy fälſchlich verſichert (Traité Minér. III. 337), es exi-
ſtire bei den Kalifeldſpathen ein ſolcher Unterſchied gar nicht. Freilich iſt
der Beweis des Gegentheils nicht ſo leicht, 2,8 p. C. Ṅa.


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[187/0199] I. Cl. 2te Fam.: Feldſpathvarietäten. Verwitterung findet beim Feldſpath leicht ſtatt, er entfärbt ſich, wird matt, weich, leicht, und zerfällt endlich zu Porzellanerde, die in ihrem reinſten Zuſtande ein ſchneeweißes mehlartiges Pulver bildet von A̶⃛l3 S⃛i4 + 6 Ḣ̶. Würde man ſtatt des Waſſers K̇3 S⃛i8 ſetzen, ſo hätte man wieder 3 K̇ + 3 A̶⃛l + 12 S⃛i = 3 Feldſpath, daher ſcheint das Waſſer blos das lösliche Kaliſilicat auszulaugen: Seilitz bei Meiſſen, Aue bei Schneeberg, Morl und Trotha bei Halle, St. Yrieux bei Limoges. A. Friſcher Feldſpath, hat nicht das Rauhe des Glaſigen, trübe Farben, ein friſchfeuchtes Ausſehen. Bildet im Urgebirge die Hauptmaſſe der Granite, Gneuſe und rothen Porphyre. Auf Klüften ſchießt er nicht ſelten zu rieſigen Kryſtallen an. 1. Adular. Pater Pini in Mailand entdeckte ihn auf der Stella am St. Gotthardt (Bergm. Journal 1790. III. 1. pag. 269), den er fälſch- lich für den Mons Adula gehalten haben ſoll. Es iſt der klarſte unter allen, der in prachtvollen Zwillingen, Drillingen und Vierlingen in Be- gleitung von Bergkryſtallen bricht. Oft ſind die Flächen z und M mit Chlorit bedeckt, matt iſt namentlich z immer. Ganz klare und meßbare Kryſtalle aber dennoch ſelten. Ein innerer bläulicher Lichtſchein öfter be- merkbar, ſolche Stücke rundlich geſchliffen kommen im Handel als Mond- ſtein vor. Sie ſollen von Ceylon in Geſchieben ſchon den Alten bekannt geweſen ſein, doch zeigt ſich bei dieſen nicht das innere bläuliche Licht, ſondern überhaupt ein innerer Silberſchein, im Gegenſatz von dem Sonnen- ſtein, deſſen Farbenſpiel zwiſchen gelb und roth fällt. Letztern glaubt Dr. Fiedler an der Selenga in Sibirien (Pogg. Ann. 46. 189) wieder entdeckt zu haben, Scheerer (Pogg. Ann. 64. 153) beſchreibt darunter einen Oligoklas von Tvedeſtrand. Jedenfalls iſt das blaue Licht bei den alpi- niſchen Adularen ſenkrecht gegen die Quadratſäule n/n geſchliffen eine prachtvolle Erſcheinung, die uns aber nur bei einer Richtung überraſcht, ſonſt gar nicht bemerkt wird. 2. Labradoriſirender Feldſpath kommt in ausgezeichneter Weiſe im Zirkonſienit von Friedrichswärn im ſüdlichen Norwegen vor. Der Feldſpath iſt graulich, röthlich ꝛc., der innere Farbenſchein brennend grün und blau, ähnlich dem Labrador. Da beide Blätterbrüche P und M in hohem Grade ausgezeichnet ſind, ſo kann man ſich bei den kleinſten Bruchſtücken leicht überzeugen, daß der Schein immer nur in einer unge- fähr gegen die Blätterbrüche ſenkrechten Ebene liege. Es kann darnach kein Zweifel ſein, daß er weſentlich durch die Kryſtallſtruktur bedingt ſei. 3. Amazonenſtein fand ſich zuerſt in Geſchieben vom Amazonen- ſtrom in Braſilien, dann lernte man ihn an der Oſtſeite des Ilmenſees bei Miask in ausgezeichneten Kryſtallen kennen. Er hat eine ſchöne ſpan- grüne Farbe, die von einer zufälligen Spur von Kupferoxyd herrührt, was ſich beim Schmelzen mit Soda auf Kohle reducirt. Pulveriſirt man die Perle, ſo findet ſich im Pulver eine kleine Kupferplatte. Der ſchönen Farbe wegen wird er in Katharinenburg vielfach verſchliffen. Auffallend iſt an ihm, daß eines der T entſchieden blättriger iſt, als das andere, trotzdem daß Dufrénoy fälſchlich verſichert (Traité Minér. III. 337), es exi- ſtire bei den Kalifeldſpathen ein ſolcher Unterſchied gar nicht. Freilich iſt der Beweis des Gegentheils nicht ſo leicht, 2,8 p. C. Ṅa.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/199>, abgerufen am 22.11.2024.