Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Cl. 2te Fam.: Feldspath.
mit den Flächen P und M schleift, so ist die dritte gegen jene beiden
Blätterbrüche senkrechte Würfelfläche für die Beobachtung der Farbe am
günstigsten.

Härte 6, Gew. 2,58, aber durch Verwitterung leichter werdend, weil
sie Stoffe verlieren und statt dessen Wasser aufnehmen. Trübe Farbe
bis farblos. Glasglanz, auf dem ersten Blätterbruch aber Perlmutter-
glanz und viele Newtonianische Farben.
K Si + Al Si3 mit etwa 16,6 K; 18,1 Al und 65,2 Si,
doch ist ein Theil des Kali durch Natron oder Kalkerde ersetzt. Vor dem
Löthrohr schmilzt er schwer zu einem blasigen Glase, und gibt mit Kobald-
solution blaue Kanten an den Proben. In Soda lösen die gebildeten
Silicate den Ueberschuß der Thonerde. Das Kali färbt (wenn kein Na-
tron zugegen ist) die innere Löthrohrflamme violet, in Folge einer Re-
duction und Wiederoxydation des gebildeten Kaliums. Löst man im
Borarglase Nickeloxyd und setzt Kalifeldspath zu, so wird die Perle blau-
lich, bei Natronfeldspath behält sie ihre braune Farbe. Man schließt ihn
mit K C oder Ba C auf. Der Fluß löst sich in Salzsäure, indem sich die
Kieselerde in Gallertform ausscheidet. Aus der abfiltrirten Flüssigkeit
fällt Ammoniak Thonerdehydrat, das bei Gegenwart von Kali- und Natron-
salzen im Fällungsmittel ganz unlöslich ist. Etwas Kieselerde fällt zu-
gleich mit der Thonerde. Die Flüssigkeit mit oxalsaurem Ammoniak be-
handelt gibt häufig etwas Ca C. Das Uebrige ist Kali- und Natronsalz.
Valentin Rose wies zuerst das Kali im Feldspath nach.

Künstlicher Feldspath. Einfache Ca Si oder Fe Si krystallisiren
leicht, setzt man aber Kalisilikat hinzu, so verlieren sie die Eigenschaft zu
krystallisiren gänzlich, Thonerdesilicat vermindert diese noch mehr, man be-
kommt nur ein Glas, das andere Silicate im Ueberschuß löst. Ja Sili-
cate von Kali und Thonerde sind so zähflüssig, daß beim Erkalten weder
die Masse noch der darin gelöste Körper krystallisirt. Daher glaubte auch
Werner, Feldspath könne nur auf nassem Wege entstanden sein. Doch
hatte schon Reaumur 1739 gefunden, daß Glas langsam erkaltet krystal-
linisch werde (entglase) und steinartige Eigenschaften bekomme: es
wird nämlich 1) schwerer schmelzbar; 2) härter; 3) schwerer; 4) Leiter der
Elektricität; 5) bildet es mit Säure eine Gallerte. Hall hat dargethan,
daß alle Silicate geschmolzen Gläser geben, langsam erkaltet aber wieder
Minerale. Die Verschiedenheit des Gewichtes ist so groß, daß ein Feld-
spathkrystall von 2,55 Gew. als Glas nur 1,92, also 0,63 Differenz
gibt. Demungeachtet wollte es Mitscherlich nach den umfassendsten Ver-
suchen (Pogg. Ann. 33. 340) nicht gelingen, Krystalle aus dem Feldspath-
glase zu bekommen. Endlich fand Hr. Heine 1834 beim Ausblasen eines
Kupferrohofens zu Sangerhausen auf Ofenbruch von schwarzer Blende kleine
glasige farblose bis amethystblaue Krystalle von mehreren Linien Größe.
Sie bilden sehr deutliche sechsseitige Säulen TTM, an welchen der erste
Blätterbruch P allein herrscht. Beide Blätterbrüche P und M, auch Zwil-
linge, die P gemein haben, lassen sich erkennen. Die Analyse wies Kiesel-
erde, Thonerde und Kali nach. Hausmann Hdb. Miner. 631 führt ein
zweites Vorkommen aus dem Eisenhochofen zu Josephshütte bei Stolberg
auf dem Unterharz an, so daß an einer Bildung auf heißem Wege kaum
gezweifelt werden kann.


I. Cl. 2te Fam.: Feldſpath.
mit den Flächen P und M ſchleift, ſo iſt die dritte gegen jene beiden
Blätterbrüche ſenkrechte Würfelfläche für die Beobachtung der Farbe am
günſtigſten.

Härte 6, Gew. 2,58, aber durch Verwitterung leichter werdend, weil
ſie Stoffe verlieren und ſtatt deſſen Waſſer aufnehmen. Trübe Farbe
bis farblos. Glasglanz, auf dem erſten Blätterbruch aber Perlmutter-
glanz und viele Newtonianiſche Farben.
K̇ S⃛i + A̶⃛l S⃛i3 mit etwa 16,6 ; 18,1 A̶⃛l und 65,2 S⃛i,
doch iſt ein Theil des Kali durch Natron oder Kalkerde erſetzt. Vor dem
Löthrohr ſchmilzt er ſchwer zu einem blaſigen Glaſe, und gibt mit Kobald-
ſolution blaue Kanten an den Proben. In Soda löſen die gebildeten
Silicate den Ueberſchuß der Thonerde. Das Kali färbt (wenn kein Na-
tron zugegen iſt) die innere Löthrohrflamme violet, in Folge einer Re-
duction und Wiederoxydation des gebildeten Kaliums. Löst man im
Borarglaſe Nickeloxyd und ſetzt Kalifeldſpath zu, ſo wird die Perle blau-
lich, bei Natronfeldſpath behält ſie ihre braune Farbe. Man ſchließt ihn
mit K̇ C̈ oder Ḃa C̈ auf. Der Fluß löst ſich in Salzſäure, indem ſich die
Kieſelerde in Gallertform ausſcheidet. Aus der abfiltrirten Flüſſigkeit
fällt Ammoniak Thonerdehydrat, das bei Gegenwart von Kali- und Natron-
ſalzen im Fällungsmittel ganz unlöslich iſt. Etwas Kieſelerde fällt zu-
gleich mit der Thonerde. Die Flüſſigkeit mit oxalſaurem Ammoniak be-
handelt gibt häufig etwas Ċa C̶⃛. Das Uebrige iſt Kali- und Natronſalz.
Valentin Roſe wies zuerſt das Kali im Feldſpath nach.

Künſtlicher Feldſpath. Einfache Ċa S⃛i oder Ḟe S⃛i kryſtalliſiren
leicht, ſetzt man aber Kaliſilikat hinzu, ſo verlieren ſie die Eigenſchaft zu
kryſtalliſiren gänzlich, Thonerdeſilicat vermindert dieſe noch mehr, man be-
kommt nur ein Glas, das andere Silicate im Ueberſchuß löst. Ja Sili-
cate von Kali und Thonerde ſind ſo zähflüſſig, daß beim Erkalten weder
die Maſſe noch der darin gelöste Körper kryſtalliſirt. Daher glaubte auch
Werner, Feldſpath könne nur auf naſſem Wege entſtanden ſein. Doch
hatte ſchon Reaumur 1739 gefunden, daß Glas langſam erkaltet kryſtal-
liniſch werde (entglaſe) und ſteinartige Eigenſchaften bekomme: es
wird nämlich 1) ſchwerer ſchmelzbar; 2) härter; 3) ſchwerer; 4) Leiter der
Elektricität; 5) bildet es mit Säure eine Gallerte. Hall hat dargethan,
daß alle Silicate geſchmolzen Gläſer geben, langſam erkaltet aber wieder
Minerale. Die Verſchiedenheit des Gewichtes iſt ſo groß, daß ein Feld-
ſpathkryſtall von 2,55 Gew. als Glas nur 1,92, alſo 0,63 Differenz
gibt. Demungeachtet wollte es Mitſcherlich nach den umfaſſendſten Ver-
ſuchen (Pogg. Ann. 33. 340) nicht gelingen, Kryſtalle aus dem Feldſpath-
glaſe zu bekommen. Endlich fand Hr. Heine 1834 beim Ausblaſen eines
Kupferrohofens zu Sangerhauſen auf Ofenbruch von ſchwarzer Blende kleine
glaſige farbloſe bis amethyſtblaue Kryſtalle von mehreren Linien Größe.
Sie bilden ſehr deutliche ſechsſeitige Säulen TTM, an welchen der erſte
Blätterbruch P allein herrſcht. Beide Blätterbrüche P und M, auch Zwil-
linge, die P gemein haben, laſſen ſich erkennen. Die Analyſe wies Kieſel-
erde, Thonerde und Kali nach. Hausmann Hdb. Miner. 631 führt ein
zweites Vorkommen aus dem Eiſenhochofen zu Joſephshütte bei Stolberg
auf dem Unterharz an, ſo daß an einer Bildung auf heißem Wege kaum
gezweifelt werden kann.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0198" n="186"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Cl. 2te Fam.: Feld&#x017F;path.</fw><lb/>
mit den Flächen <hi rendition="#aq">P</hi> und <hi rendition="#aq">M</hi> &#x017F;chleift, &#x017F;o i&#x017F;t die dritte gegen jene beiden<lb/>
Blätterbrüche &#x017F;enkrechte Würfelfläche für die Beobachtung der Farbe am<lb/>
gün&#x017F;tig&#x017F;ten.</p><lb/>
            <p>Härte 6, Gew. 2,58, aber durch Verwitterung leichter werdend, weil<lb/>
&#x017F;ie Stoffe verlieren und &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en Wa&#x017F;&#x017F;er aufnehmen. Trübe Farbe<lb/>
bis farblos. Glasglanz, auf dem er&#x017F;ten Blätterbruch aber Perlmutter-<lb/>
glanz und viele Newtoniani&#x017F;che Farben.<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">K&#x0307; S&#x20DB;i + A&#x0336;&#x20DB;l S&#x20DB;i<hi rendition="#sup">3</hi></hi> mit etwa 16,6 <hi rendition="#aq">K&#x0307;</hi>; 18,1 <hi rendition="#aq">A&#x0336;&#x20DB;l</hi> und 65,2 <hi rendition="#aq">S&#x20DB;i</hi>,</hi><lb/>
doch i&#x017F;t ein Theil des Kali durch Natron oder Kalkerde er&#x017F;etzt. Vor dem<lb/>
Löthrohr &#x017F;chmilzt er &#x017F;chwer zu einem bla&#x017F;igen Gla&#x017F;e, und gibt mit Kobald-<lb/>
&#x017F;olution blaue Kanten an den Proben. In Soda lö&#x017F;en die gebildeten<lb/>
Silicate den Ueber&#x017F;chuß der Thonerde. Das Kali färbt (wenn kein Na-<lb/>
tron zugegen i&#x017F;t) die innere Löthrohrflamme <hi rendition="#g">violet</hi>, in Folge einer Re-<lb/>
duction und Wiederoxydation des gebildeten Kaliums. Löst man im<lb/>
Borargla&#x017F;e Nickeloxyd und &#x017F;etzt Kalifeld&#x017F;path zu, &#x017F;o wird die Perle blau-<lb/>
lich, bei Natronfeld&#x017F;path behält &#x017F;ie ihre braune Farbe. Man &#x017F;chließt ihn<lb/>
mit <hi rendition="#aq">K&#x0307; C&#x0308;</hi> oder <hi rendition="#aq">B&#x0307;a C&#x0308;</hi> auf. Der Fluß löst &#x017F;ich in Salz&#x017F;äure, indem &#x017F;ich die<lb/>
Kie&#x017F;elerde in Gallertform aus&#x017F;cheidet. Aus der abfiltrirten Flü&#x017F;&#x017F;igkeit<lb/>
fällt Ammoniak Thonerdehydrat, das bei Gegenwart von Kali- und Natron-<lb/>
&#x017F;alzen im Fällungsmittel ganz unlöslich i&#x017F;t. Etwas Kie&#x017F;elerde fällt zu-<lb/>
gleich mit der Thonerde. Die Flü&#x017F;&#x017F;igkeit mit oxal&#x017F;aurem Ammoniak be-<lb/>
handelt gibt häufig etwas <hi rendition="#aq">C&#x0307;a C&#x0336;&#x20DB;</hi>. Das Uebrige i&#x017F;t Kali- und Natron&#x017F;alz.<lb/>
Valentin Ro&#x017F;e wies zuer&#x017F;t das Kali im Feld&#x017F;path nach.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Kün&#x017F;tlicher Feld&#x017F;path</hi>. Einfache <hi rendition="#aq">C&#x0307;a S&#x20DB;i</hi> oder <hi rendition="#aq">F&#x0307;e S&#x20DB;i</hi> kry&#x017F;talli&#x017F;iren<lb/>
leicht, &#x017F;etzt man aber Kali&#x017F;ilikat hinzu, &#x017F;o verlieren &#x017F;ie die Eigen&#x017F;chaft zu<lb/>
kry&#x017F;talli&#x017F;iren gänzlich, Thonerde&#x017F;ilicat vermindert die&#x017F;e noch mehr, man be-<lb/>
kommt nur ein Glas, das andere Silicate im Ueber&#x017F;chuß löst. Ja Sili-<lb/>
cate von Kali und Thonerde &#x017F;ind &#x017F;o zähflü&#x017F;&#x017F;ig, daß beim Erkalten weder<lb/>
die Ma&#x017F;&#x017F;e noch der darin gelöste Körper kry&#x017F;talli&#x017F;irt. Daher glaubte auch<lb/>
Werner, Feld&#x017F;path könne nur auf na&#x017F;&#x017F;em Wege ent&#x017F;tanden &#x017F;ein. Doch<lb/>
hatte &#x017F;chon Reaumur 1739 gefunden, daß Glas lang&#x017F;am erkaltet kry&#x017F;tal-<lb/>
lini&#x017F;ch werde (entgla&#x017F;e) und &#x017F;teinartige Eigen&#x017F;chaften bekomme: es<lb/>
wird nämlich 1) &#x017F;chwerer &#x017F;chmelzbar; 2) härter; 3) &#x017F;chwerer; 4) Leiter der<lb/>
Elektricität; 5) bildet es mit Säure eine Gallerte. Hall hat dargethan,<lb/>
daß alle Silicate ge&#x017F;chmolzen Glä&#x017F;er geben, <hi rendition="#g">lang&#x017F;am</hi> erkaltet aber wieder<lb/>
Minerale. Die Ver&#x017F;chiedenheit des Gewichtes i&#x017F;t &#x017F;o groß, daß ein Feld-<lb/>
&#x017F;pathkry&#x017F;tall von 2,55 Gew. als Glas nur 1,92, al&#x017F;o 0,63 Differenz<lb/>
gibt. Demungeachtet wollte es Mit&#x017F;cherlich nach den umfa&#x017F;&#x017F;end&#x017F;ten Ver-<lb/>
&#x017F;uchen (Pogg. Ann. 33. <hi rendition="#sub">340</hi>) nicht gelingen, Kry&#x017F;talle aus dem Feld&#x017F;path-<lb/>
gla&#x017F;e zu bekommen. Endlich fand Hr. Heine 1834 beim Ausbla&#x017F;en eines<lb/>
Kupferrohofens zu Sangerhau&#x017F;en auf Ofenbruch von &#x017F;chwarzer Blende kleine<lb/>
gla&#x017F;ige farblo&#x017F;e bis amethy&#x017F;tblaue Kry&#x017F;talle von mehreren Linien Größe.<lb/>
Sie bilden &#x017F;ehr deutliche &#x017F;echs&#x017F;eitige Säulen <hi rendition="#aq">TTM</hi>, an welchen der er&#x017F;te<lb/>
Blätterbruch <hi rendition="#aq">P</hi> allein herr&#x017F;cht. Beide Blätterbrüche <hi rendition="#aq">P</hi> und <hi rendition="#aq">M</hi>, auch Zwil-<lb/>
linge, die <hi rendition="#aq">P</hi> gemein haben, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich erkennen. Die Analy&#x017F;e wies Kie&#x017F;el-<lb/>
erde, Thonerde und Kali nach. Hausmann Hdb. Miner. 631 führt ein<lb/>
zweites Vorkommen aus dem Ei&#x017F;enhochofen zu Jo&#x017F;ephshütte bei Stolberg<lb/>
auf dem Unterharz an, &#x017F;o daß an einer Bildung auf heißem Wege kaum<lb/>
gezweifelt werden kann.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0198] I. Cl. 2te Fam.: Feldſpath. mit den Flächen P und M ſchleift, ſo iſt die dritte gegen jene beiden Blätterbrüche ſenkrechte Würfelfläche für die Beobachtung der Farbe am günſtigſten. Härte 6, Gew. 2,58, aber durch Verwitterung leichter werdend, weil ſie Stoffe verlieren und ſtatt deſſen Waſſer aufnehmen. Trübe Farbe bis farblos. Glasglanz, auf dem erſten Blätterbruch aber Perlmutter- glanz und viele Newtonianiſche Farben. K̇ S⃛i + A̶⃛l S⃛i3 mit etwa 16,6 K̇; 18,1 A̶⃛l und 65,2 S⃛i, doch iſt ein Theil des Kali durch Natron oder Kalkerde erſetzt. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſchwer zu einem blaſigen Glaſe, und gibt mit Kobald- ſolution blaue Kanten an den Proben. In Soda löſen die gebildeten Silicate den Ueberſchuß der Thonerde. Das Kali färbt (wenn kein Na- tron zugegen iſt) die innere Löthrohrflamme violet, in Folge einer Re- duction und Wiederoxydation des gebildeten Kaliums. Löst man im Borarglaſe Nickeloxyd und ſetzt Kalifeldſpath zu, ſo wird die Perle blau- lich, bei Natronfeldſpath behält ſie ihre braune Farbe. Man ſchließt ihn mit K̇ C̈ oder Ḃa C̈ auf. Der Fluß löst ſich in Salzſäure, indem ſich die Kieſelerde in Gallertform ausſcheidet. Aus der abfiltrirten Flüſſigkeit fällt Ammoniak Thonerdehydrat, das bei Gegenwart von Kali- und Natron- ſalzen im Fällungsmittel ganz unlöslich iſt. Etwas Kieſelerde fällt zu- gleich mit der Thonerde. Die Flüſſigkeit mit oxalſaurem Ammoniak be- handelt gibt häufig etwas Ċa C̶⃛. Das Uebrige iſt Kali- und Natronſalz. Valentin Roſe wies zuerſt das Kali im Feldſpath nach. Künſtlicher Feldſpath. Einfache Ċa S⃛i oder Ḟe S⃛i kryſtalliſiren leicht, ſetzt man aber Kaliſilikat hinzu, ſo verlieren ſie die Eigenſchaft zu kryſtalliſiren gänzlich, Thonerdeſilicat vermindert dieſe noch mehr, man be- kommt nur ein Glas, das andere Silicate im Ueberſchuß löst. Ja Sili- cate von Kali und Thonerde ſind ſo zähflüſſig, daß beim Erkalten weder die Maſſe noch der darin gelöste Körper kryſtalliſirt. Daher glaubte auch Werner, Feldſpath könne nur auf naſſem Wege entſtanden ſein. Doch hatte ſchon Reaumur 1739 gefunden, daß Glas langſam erkaltet kryſtal- liniſch werde (entglaſe) und ſteinartige Eigenſchaften bekomme: es wird nämlich 1) ſchwerer ſchmelzbar; 2) härter; 3) ſchwerer; 4) Leiter der Elektricität; 5) bildet es mit Säure eine Gallerte. Hall hat dargethan, daß alle Silicate geſchmolzen Gläſer geben, langſam erkaltet aber wieder Minerale. Die Verſchiedenheit des Gewichtes iſt ſo groß, daß ein Feld- ſpathkryſtall von 2,55 Gew. als Glas nur 1,92, alſo 0,63 Differenz gibt. Demungeachtet wollte es Mitſcherlich nach den umfaſſendſten Ver- ſuchen (Pogg. Ann. 33. 340) nicht gelingen, Kryſtalle aus dem Feldſpath- glaſe zu bekommen. Endlich fand Hr. Heine 1834 beim Ausblaſen eines Kupferrohofens zu Sangerhauſen auf Ofenbruch von ſchwarzer Blende kleine glaſige farbloſe bis amethyſtblaue Kryſtalle von mehreren Linien Größe. Sie bilden ſehr deutliche ſechsſeitige Säulen TTM, an welchen der erſte Blätterbruch P allein herrſcht. Beide Blätterbrüche P und M, auch Zwil- linge, die P gemein haben, laſſen ſich erkennen. Die Analyſe wies Kieſel- erde, Thonerde und Kali nach. Hausmann Hdb. Miner. 631 führt ein zweites Vorkommen aus dem Eiſenhochofen zu Joſephshütte bei Stolberg auf dem Unterharz an, ſo daß an einer Bildung auf heißem Wege kaum gezweifelt werden kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/198
Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/198>, abgerufen am 22.11.2024.