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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 1ste Fam.: Gem. Quarz.
(Pogg. Ann. 70. 531), doch ist die Erscheinung nicht bei allen in gleicher
Weise auffallend. Bemerkenswerth sind die linken und rechten Trapez-
flächen x, welche in Brasilien und auf den Faröer Inseln sehr regelmäßig
wie bei Dreikantnern auftreten.

Früher standen Amethyste in bedeutendem Ansehen, allein in unserm
Jahrhundert hat sie Brasilien in zu großer Menge geliefert, als daß sich
die Preise hätten halten können, es mögen daher ihnen auch nur wenig
Glasflüsse untergeschoben werden. Hauptfundorte liefern in Achatkugeln:
Oberstein, Theiß in Tyrol, im Schwarzwalde bei Baden, auch die Bra-
silianischen gehören großen Achatkugeln an, und die von Nertschinsk finden
sich wenigstens mit Chalcedon. Sehr blaß sind die von Mursinsk aus
Quarzgängen im Granit, bei Chemnitz in Ungarn kommen sie häufig
auf Erzgängen vor. Am schönsten gefärbt sind die Geschiebe von Ceylon,
sehr blaß dagegen die Haaramethyste von Botanybay in Neuholland.
Ueberhaupt verbreitet sich die Farbe meist unregelmäßig in der Masse,
so daß ganz dunkele Stellen an fast farblosen absetzen.

3. Gemeiner Quarz. Halb durchsichtig, kurze Säulen, aber scharfe
dihexaedrische Enden. Die ungefärbten schaaren sich zu prächtigen Drusen,
welche auf Erzgängen ein gewöhnliches Gangmittel bilden. Bekannt sind
die schönen Gersdorfer, welche die dortigen Flußspäthe wie überzuckern,
ähnlich kommen sie auf der Grube Clara bei Schappach auf Schwerspath
vor, der Buntesandstein ist in manchen Gegenden des Schwarzwaldes
(Bulach) von den Drusen ganz durchzogen, in der prachtvollsten Schnee-
weiße kommen sie in Chalcedonhöhlen des Mühlsteins von Waldshut im
südlichen Schwarzwalde vor. Wie colossal die Bildungen auch hier noch
werden, zeigen die Quarzgänge in der Grauwacke am Streitfelde bei
Eschach ohnweit Usingen in Nassau, die Köpfe der einzelnen Dihexaeder
erreichen hier wohl einen Fuß Dicke, statt der Säule sind die Absonde-
rungen mit fortificationsartigen Streifen da, einzelne sehr unreine Lagen
zeigen das allmählige Wachsen deutlich an. Wenn der gemeine Quarz
sich färbt, so hat er allerlei Namen bekommen, die wir hier kurz erwähnen:

Prasem (prasios lauchgrün) Plinius 37. 34 vilioris est turbae Pra-
sius.
Werner glaubte ihn in einem durch Strahlstein gefärbten Quarz
mit Fettglanz von Breitenbrunn zwischen Schwarzenberg und Johann-
georgenstadt wieder zu erkennen. Man findet ihn als Laubwerk am Mosaik.

Rother Eisenkiesel, besonders im Gyps von Südfrankreich und
Spanien eingesprengt, daher um und um krystallisirt, außer Säule und
Dihexaeder kommt gar keine Fläche vor, diese aber in außerordentlicher
Regelmäßigkeit. Wegen ihrer durch Eisenoxyd ziegelrothen Farbe von den
ältern Mineralogen fälschlich Hyacinthen von Compostella genannt, weil
sie zu St. Jago de Compostella in besonderer Schönheit vorkommen.

Gelber Eisenkiesel, durch Eisenoxydhydrat intensiv ochergelb,
am schönsten in den Salbändern eines Kalkspathganges im Uebergangs-
kalk von Iserlohn, wo er dreifingerdicke Platten von beliebiger Größe
bildet. Die derben und unkrystallisirten können kaum noch wegen der
Zufälligkeit ihrer Mischung Gegenstand mineralogischer Untersuchung sein.

Rauchquarz hat man wohl die rauchgrauen Krystalle aus dem
mittlern Muschelkalk des Schwarzwaldrandes genannt, wo sie ringsum

I. Cl. 1ſte Fam.: Gem. Quarz.
(Pogg. Ann. 70. 531), doch iſt die Erſcheinung nicht bei allen in gleicher
Weiſe auffallend. Bemerkenswerth ſind die linken und rechten Trapez-
flächen x, welche in Braſilien und auf den Faröer Inſeln ſehr regelmäßig
wie bei Dreikantnern auftreten.

Früher ſtanden Amethyſte in bedeutendem Anſehen, allein in unſerm
Jahrhundert hat ſie Braſilien in zu großer Menge geliefert, als daß ſich
die Preiſe hätten halten können, es mögen daher ihnen auch nur wenig
Glasflüſſe untergeſchoben werden. Hauptfundorte liefern in Achatkugeln:
Oberſtein, Theiß in Tyrol, im Schwarzwalde bei Baden, auch die Bra-
ſilianiſchen gehören großen Achatkugeln an, und die von Nertſchinsk finden
ſich wenigſtens mit Chalcedon. Sehr blaß ſind die von Murſinsk aus
Quarzgängen im Granit, bei Chemnitz in Ungarn kommen ſie häufig
auf Erzgängen vor. Am ſchönſten gefärbt ſind die Geſchiebe von Ceylon,
ſehr blaß dagegen die Haaramethyſte von Botanybay in Neuholland.
Ueberhaupt verbreitet ſich die Farbe meiſt unregelmäßig in der Maſſe,
ſo daß ganz dunkele Stellen an faſt farbloſen abſetzen.

3. Gemeiner Quarz. Halb durchſichtig, kurze Säulen, aber ſcharfe
dihexaedriſche Enden. Die ungefärbten ſchaaren ſich zu prächtigen Druſen,
welche auf Erzgängen ein gewöhnliches Gangmittel bilden. Bekannt ſind
die ſchönen Gersdorfer, welche die dortigen Flußſpäthe wie überzuckern,
ähnlich kommen ſie auf der Grube Clara bei Schappach auf Schwerſpath
vor, der Bunteſandſtein iſt in manchen Gegenden des Schwarzwaldes
(Bulach) von den Druſen ganz durchzogen, in der prachtvollſten Schnee-
weiße kommen ſie in Chalcedonhöhlen des Mühlſteins von Waldshut im
ſüdlichen Schwarzwalde vor. Wie coloſſal die Bildungen auch hier noch
werden, zeigen die Quarzgänge in der Grauwacke am Streitfelde bei
Eſchach ohnweit Uſingen in Naſſau, die Köpfe der einzelnen Dihexaeder
erreichen hier wohl einen Fuß Dicke, ſtatt der Säule ſind die Abſonde-
rungen mit fortificationsartigen Streifen da, einzelne ſehr unreine Lagen
zeigen das allmählige Wachſen deutlich an. Wenn der gemeine Quarz
ſich färbt, ſo hat er allerlei Namen bekommen, die wir hier kurz erwähnen:

Praſem (πράσιος lauchgrün) Plinius 37. 34 vilioris est turbae Pra-
sius.
Werner glaubte ihn in einem durch Strahlſtein gefärbten Quarz
mit Fettglanz von Breitenbrunn zwiſchen Schwarzenberg und Johann-
georgenſtadt wieder zu erkennen. Man findet ihn als Laubwerk am Moſaik.

Rother Eiſenkieſel, beſonders im Gyps von Südfrankreich und
Spanien eingeſprengt, daher um und um kryſtalliſirt, außer Säule und
Dihexaeder kommt gar keine Fläche vor, dieſe aber in außerordentlicher
Regelmäßigkeit. Wegen ihrer durch Eiſenoxyd ziegelrothen Farbe von den
ältern Mineralogen fälſchlich Hyacinthen von Compoſtella genannt, weil
ſie zu St. Jago de Compostella in beſonderer Schönheit vorkommen.

Gelber Eiſenkieſel, durch Eiſenoxydhydrat intenſiv ochergelb,
am ſchönſten in den Salbändern eines Kalkſpathganges im Uebergangs-
kalk von Iſerlohn, wo er dreifingerdicke Platten von beliebiger Größe
bildet. Die derben und unkryſtalliſirten können kaum noch wegen der
Zufälligkeit ihrer Miſchung Gegenſtand mineralogiſcher Unterſuchung ſein.

Rauchquarz hat man wohl die rauchgrauen Kryſtalle aus dem
mittlern Muſchelkalk des Schwarzwaldrandes genannt, wo ſie ringsum

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[169/0181] I. Cl. 1ſte Fam.: Gem. Quarz. (Pogg. Ann. 70. 531), doch iſt die Erſcheinung nicht bei allen in gleicher Weiſe auffallend. Bemerkenswerth ſind die linken und rechten Trapez- flächen x, welche in Braſilien und auf den Faröer Inſeln ſehr regelmäßig wie bei Dreikantnern auftreten. Früher ſtanden Amethyſte in bedeutendem Anſehen, allein in unſerm Jahrhundert hat ſie Braſilien in zu großer Menge geliefert, als daß ſich die Preiſe hätten halten können, es mögen daher ihnen auch nur wenig Glasflüſſe untergeſchoben werden. Hauptfundorte liefern in Achatkugeln: Oberſtein, Theiß in Tyrol, im Schwarzwalde bei Baden, auch die Bra- ſilianiſchen gehören großen Achatkugeln an, und die von Nertſchinsk finden ſich wenigſtens mit Chalcedon. Sehr blaß ſind die von Murſinsk aus Quarzgängen im Granit, bei Chemnitz in Ungarn kommen ſie häufig auf Erzgängen vor. Am ſchönſten gefärbt ſind die Geſchiebe von Ceylon, ſehr blaß dagegen die Haaramethyſte von Botanybay in Neuholland. Ueberhaupt verbreitet ſich die Farbe meiſt unregelmäßig in der Maſſe, ſo daß ganz dunkele Stellen an faſt farbloſen abſetzen. 3. Gemeiner Quarz. Halb durchſichtig, kurze Säulen, aber ſcharfe dihexaedriſche Enden. Die ungefärbten ſchaaren ſich zu prächtigen Druſen, welche auf Erzgängen ein gewöhnliches Gangmittel bilden. Bekannt ſind die ſchönen Gersdorfer, welche die dortigen Flußſpäthe wie überzuckern, ähnlich kommen ſie auf der Grube Clara bei Schappach auf Schwerſpath vor, der Bunteſandſtein iſt in manchen Gegenden des Schwarzwaldes (Bulach) von den Druſen ganz durchzogen, in der prachtvollſten Schnee- weiße kommen ſie in Chalcedonhöhlen des Mühlſteins von Waldshut im ſüdlichen Schwarzwalde vor. Wie coloſſal die Bildungen auch hier noch werden, zeigen die Quarzgänge in der Grauwacke am Streitfelde bei Eſchach ohnweit Uſingen in Naſſau, die Köpfe der einzelnen Dihexaeder erreichen hier wohl einen Fuß Dicke, ſtatt der Säule ſind die Abſonde- rungen mit fortificationsartigen Streifen da, einzelne ſehr unreine Lagen zeigen das allmählige Wachſen deutlich an. Wenn der gemeine Quarz ſich färbt, ſo hat er allerlei Namen bekommen, die wir hier kurz erwähnen: Praſem (πράσιος lauchgrün) Plinius 37. 34 vilioris est turbae Pra- sius. Werner glaubte ihn in einem durch Strahlſtein gefärbten Quarz mit Fettglanz von Breitenbrunn zwiſchen Schwarzenberg und Johann- georgenſtadt wieder zu erkennen. Man findet ihn als Laubwerk am Moſaik. Rother Eiſenkieſel, beſonders im Gyps von Südfrankreich und Spanien eingeſprengt, daher um und um kryſtalliſirt, außer Säule und Dihexaeder kommt gar keine Fläche vor, dieſe aber in außerordentlicher Regelmäßigkeit. Wegen ihrer durch Eiſenoxyd ziegelrothen Farbe von den ältern Mineralogen fälſchlich Hyacinthen von Compoſtella genannt, weil ſie zu St. Jago de Compostella in beſonderer Schönheit vorkommen. Gelber Eiſenkieſel, durch Eiſenoxydhydrat intenſiv ochergelb, am ſchönſten in den Salbändern eines Kalkſpathganges im Uebergangs- kalk von Iſerlohn, wo er dreifingerdicke Platten von beliebiger Größe bildet. Die derben und unkryſtalliſirten können kaum noch wegen der Zufälligkeit ihrer Miſchung Gegenſtand mineralogiſcher Unterſuchung ſein. Rauchquarz hat man wohl die rauchgrauen Kryſtalle aus dem mittlern Muſchelkalk des Schwarzwaldrandes genannt, wo ſie ringsum

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/181>, abgerufen am 24.11.2024.