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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 1ste Fam.: Amethyst.
zu hohen Preisen weggehen. Denn sie pflegen in den unwegsamsten Ge-
genden der Hochgebirge vorzukommen, wo sie nur mit großer Mühe und
Lebensgefahr gewonnen werden können. Quarzgänge, wulstförmige Her-
vorragungen und hohler Klang deuten die Keller im Innern an. Kleinere
Krystalle bringen die Gletscher in großer Zahl mit herab. Erwähnung
verdienen die klaren Drusen im schneeweißen Marmor von Carrara. Außer
dem Riesengebirge sind unsere niedern deutschen Urgebirge arm an solchen
Bildungen, nur daß man sie hin und wieder selbst von großer Klarheit
in den Kalksteinen und Mergeln der Flözgebirge findet, und zwar meist
um und um krystallisirt.

2. Amethyst, Plinius 37. 40, amethustos nicht trunken, causam
nominis afferunt, quod usque ad vini colorem accedens priusquam eum
degustet in violam desinit fulgor
.... Man muß bei dieser blauen
Färbung
aber an die rothen italienischen Weine denken. Es werden
dann fünferlei aufgezählt, quintum ad viciniam crystalli descendit.

Die schöne blaue Farbe des Amethystes muß man wohl als das
wesentlichste Kennzeichen ansehen, man leitet sie von 1/2Mn ab, was nebst
etwas Fe, Al etc. ihn verunreinigt. Im Feuer verliert er seine schöne
Farbe, geht durchs Gelbe und Grüne ins Farblose. Von dieser merk-
würdigen Eigenschaft machen die Steinschneider Gebrauch, so daß viele
der geschliffenen "Aquamarine und Topase" nichts weiter als entfärbte
Amethyste sind, denn in Oberstein kann man große Fässer mit solchen
bunt durcheinander geworfenen Bruchstücken gefüllt sehen. Weil eisen-
saures Kali K Fe satt amethystblau gefärbt ist und sich der Amethyst sehr
leicht farblos brennt, so hat man auch wohl an Eisenfärbung gedacht.
Indeß da Mangan nur in der äußern Flamme violblaue, in der innern
dagegen farblose Gläser gibt, das Eisen aber außen gelbe, innen grüne,
und da ferner die Farbe des Mangans schon verschwunden ist, wenn die
gelbe Eisenfarbe sich noch zeigt, so ist obiger Farbenwechsel auch bei Mangan-
färbung chemisch leicht erklärlich. Freilich behauptet Heintz (Pogg. Ann.
60. 525) in einem intensiv gefärbten Brasilianischen nur p. C. Mangan
gefunden zu haben, was zur Färbung nicht hinreichen könnte.

Der Amethyst gehört seiner Klarheit nach noch zu den halbedeln
Gemmen, auch sind die Säulen gewöhnlich kurz und ihr Ende einfache
Dihexaederspitzen. Eigenthümlich sind fortificationsartige Streifungen, die
[Abbildung] bei Brasilianischen besonders deutlich hervortreten, und
welche nach Brewster wechselnde links und rechts drehende
Platten anzeigen sollen (Schweigger-Seidel Journ. Chem.
1831. LXI. 1), so daß derselbe optisch alle diejenigen
Quarze zu den Amethysten stellen wollte, welche diese
Eigenschaft haben, mögen sie gefärbt oder nicht gefärbt
sein, was mineralogisch aber nicht angeht. Schon auf
den Krystallflächen werden die Kapseln durch lichtere
und dunklere Streifen angedeutet, die auf den Rhom-
boederflächen P den Endkanten P/P parallel gehen. Außer
dieser Oberflächenstreifung sieht man auch im Innern
noch dunklere und lichtere Streifen, welche alle dieser
Richtung folgen. Das Dichroskop zerlegt zwar die Farben
nach vielen Richtungen des Krystalls in Blau und Roth

I. Cl. 1ſte Fam.: Amethyſt.
zu hohen Preiſen weggehen. Denn ſie pflegen in den unwegſamſten Ge-
genden der Hochgebirge vorzukommen, wo ſie nur mit großer Mühe und
Lebensgefahr gewonnen werden können. Quarzgänge, wulſtförmige Her-
vorragungen und hohler Klang deuten die Keller im Innern an. Kleinere
Kryſtalle bringen die Gletſcher in großer Zahl mit herab. Erwähnung
verdienen die klaren Druſen im ſchneeweißen Marmor von Carrara. Außer
dem Rieſengebirge ſind unſere niedern deutſchen Urgebirge arm an ſolchen
Bildungen, nur daß man ſie hin und wieder ſelbſt von großer Klarheit
in den Kalkſteinen und Mergeln der Flözgebirge findet, und zwar meiſt
um und um kryſtalliſirt.

2. Amethyſt, Plinius 37. 40, ἀμέϑυστος nicht trunken, causam
nominis afferunt, quod usque ad vini colorem accedens priusquam eum
degustet in violam desinit fulgor
.... Man muß bei dieſer blauen
Färbung
aber an die rothen italieniſchen Weine denken. Es werden
dann fünferlei aufgezählt, quintum ad viciniam crystalli descendit.

Die ſchöne blaue Farbe des Amethyſtes muß man wohl als das
weſentlichſte Kennzeichen anſehen, man leitet ſie von ½M̶⃛n ab, was nebſt
etwas F̶⃛e, A̶⃛l ꝛc. ihn verunreinigt. Im Feuer verliert er ſeine ſchöne
Farbe, geht durchs Gelbe und Grüne ins Farbloſe. Von dieſer merk-
würdigen Eigenſchaft machen die Steinſchneider Gebrauch, ſo daß viele
der geſchliffenen „Aquamarine und Topaſe“ nichts weiter als entfärbte
Amethyſte ſind, denn in Oberſtein kann man große Fäſſer mit ſolchen
bunt durcheinander geworfenen Bruchſtücken gefüllt ſehen. Weil eiſen-
ſaures Kali K̇ F̶⃛e ſatt amethyſtblau gefärbt iſt und ſich der Amethyſt ſehr
leicht farblos brennt, ſo hat man auch wohl an Eiſenfärbung gedacht.
Indeß da Mangan nur in der äußern Flamme violblaue, in der innern
dagegen farbloſe Gläſer gibt, das Eiſen aber außen gelbe, innen grüne,
und da ferner die Farbe des Mangans ſchon verſchwunden iſt, wenn die
gelbe Eiſenfarbe ſich noch zeigt, ſo iſt obiger Farbenwechſel auch bei Mangan-
färbung chemiſch leicht erklärlich. Freilich behauptet Heintz (Pogg. Ann.
60. 525) in einem intenſiv gefärbten Braſilianiſchen nur p. C. Mangan
gefunden zu haben, was zur Färbung nicht hinreichen könnte.

Der Amethyſt gehört ſeiner Klarheit nach noch zu den halbedeln
Gemmen, auch ſind die Säulen gewöhnlich kurz und ihr Ende einfache
Dihexaederſpitzen. Eigenthümlich ſind fortificationsartige Streifungen, die
[Abbildung] bei Braſilianiſchen beſonders deutlich hervortreten, und
welche nach Brewſter wechſelnde links und rechts drehende
Platten anzeigen ſollen (Schweigger-Seidel Journ. Chem.
1831. LXI. 1), ſo daß derſelbe optiſch alle diejenigen
Quarze zu den Amethyſten ſtellen wollte, welche dieſe
Eigenſchaft haben, mögen ſie gefärbt oder nicht gefärbt
ſein, was mineralogiſch aber nicht angeht. Schon auf
den Kryſtallflächen werden die Kapſeln durch lichtere
und dunklere Streifen angedeutet, die auf den Rhom-
boederflächen P den Endkanten P/P parallel gehen. Außer
dieſer Oberflächenſtreifung ſieht man auch im Innern
noch dunklere und lichtere Streifen, welche alle dieſer
Richtung folgen. Das Dichroſkop zerlegt zwar die Farben
nach vielen Richtungen des Kryſtalls in Blau und Roth

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[168/0180] I. Cl. 1ſte Fam.: Amethyſt. zu hohen Preiſen weggehen. Denn ſie pflegen in den unwegſamſten Ge- genden der Hochgebirge vorzukommen, wo ſie nur mit großer Mühe und Lebensgefahr gewonnen werden können. Quarzgänge, wulſtförmige Her- vorragungen und hohler Klang deuten die Keller im Innern an. Kleinere Kryſtalle bringen die Gletſcher in großer Zahl mit herab. Erwähnung verdienen die klaren Druſen im ſchneeweißen Marmor von Carrara. Außer dem Rieſengebirge ſind unſere niedern deutſchen Urgebirge arm an ſolchen Bildungen, nur daß man ſie hin und wieder ſelbſt von großer Klarheit in den Kalkſteinen und Mergeln der Flözgebirge findet, und zwar meiſt um und um kryſtalliſirt. 2. Amethyſt, Plinius 37. 40, ἀμέϑυστος nicht trunken, causam nominis afferunt, quod usque ad vini colorem accedens priusquam eum degustet in violam desinit fulgor .... Man muß bei dieſer blauen Färbung aber an die rothen italieniſchen Weine denken. Es werden dann fünferlei aufgezählt, quintum ad viciniam crystalli descendit. Die ſchöne blaue Farbe des Amethyſtes muß man wohl als das weſentlichſte Kennzeichen anſehen, man leitet ſie von ½M̶⃛n ab, was nebſt etwas F̶⃛e, A̶⃛l ꝛc. ihn verunreinigt. Im Feuer verliert er ſeine ſchöne Farbe, geht durchs Gelbe und Grüne ins Farbloſe. Von dieſer merk- würdigen Eigenſchaft machen die Steinſchneider Gebrauch, ſo daß viele der geſchliffenen „Aquamarine und Topaſe“ nichts weiter als entfärbte Amethyſte ſind, denn in Oberſtein kann man große Fäſſer mit ſolchen bunt durcheinander geworfenen Bruchſtücken gefüllt ſehen. Weil eiſen- ſaures Kali K̇ F̶⃛e ſatt amethyſtblau gefärbt iſt und ſich der Amethyſt ſehr leicht farblos brennt, ſo hat man auch wohl an Eiſenfärbung gedacht. Indeß da Mangan nur in der äußern Flamme violblaue, in der innern dagegen farbloſe Gläſer gibt, das Eiſen aber außen gelbe, innen grüne, und da ferner die Farbe des Mangans ſchon verſchwunden iſt, wenn die gelbe Eiſenfarbe ſich noch zeigt, ſo iſt obiger Farbenwechſel auch bei Mangan- färbung chemiſch leicht erklärlich. Freilich behauptet Heintz (Pogg. Ann. 60. 525) in einem intenſiv gefärbten Braſilianiſchen nur [FORMEL] p. C. Mangan gefunden zu haben, was zur Färbung nicht hinreichen könnte. Der Amethyſt gehört ſeiner Klarheit nach noch zu den halbedeln Gemmen, auch ſind die Säulen gewöhnlich kurz und ihr Ende einfache Dihexaederſpitzen. Eigenthümlich ſind fortificationsartige Streifungen, die [Abbildung] bei Braſilianiſchen beſonders deutlich hervortreten, und welche nach Brewſter wechſelnde links und rechts drehende Platten anzeigen ſollen (Schweigger-Seidel Journ. Chem. 1831. LXI. 1), ſo daß derſelbe optiſch alle diejenigen Quarze zu den Amethyſten ſtellen wollte, welche dieſe Eigenſchaft haben, mögen ſie gefärbt oder nicht gefärbt ſein, was mineralogiſch aber nicht angeht. Schon auf den Kryſtallflächen werden die Kapſeln durch lichtere und dunklere Streifen angedeutet, die auf den Rhom- boederflächen P den Endkanten P/P parallel gehen. Außer dieſer Oberflächenſtreifung ſieht man auch im Innern noch dunklere und lichtere Streifen, welche alle dieſer Richtung folgen. Das Dichroſkop zerlegt zwar die Farben nach vielen Richtungen des Kryſtalls in Blau und Roth

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/180>, abgerufen am 25.11.2024.