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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Chem. Analyse auf trockenem Wege.

2) In beiderseits offener Glasröhre. Lege die Probe hart
an den Feuerrand, und wenn sie decrepitirt, pulverisire. Durch Neigen
der Röhre hat man den Luftzug ganz in der Hand. Der Schwefel
in den Schwefelmetallen verflüchtigt sich als schweflige Säure; Selen-
metalle riechen nach Rettig; Arsenmetalle geben meist ein Sublimat von
arsenichter Säure in kleinen Oktaedern; Antimonverbindungen geben sich
durch einen weißen Rauch, Antimonoxyd, zu erkennen; ebenso Tellur.
Quecksilber setzt sich in Kügelchen an die Röhrenwand. Erhitzt man mit
der Löthrohrflamme

3) auf Kohle, so geben sich Schwefel, Selen und Arsen meist
durch den Geruch zu erkennen. Achte besonders auf die Beschläge! An-
timon und Arsenik geben einen weißen Beschlag von Antimonoxyd und ar-
seniger Säure; ersterer ist weniger flüchtig als letzterer, legt sich daher
näher bei der Probe nieder, der ähnliche Tallurbeschlag färbt die Reduc-
tionsflamme grün; Wismuth beschlägt mit Oxyd, heiß oraniengelb; der
Beschlag des Bleies ist schwefelgelb und verflüchtigt sich in der Reduktions-
flamme mit blauem Schein; der Zinkbeschlag ist heiß gelb, wird beim Er-
kalten weiß und leuchtet beim Daraufblasen; Cadmium ist flüchtiger und
gibt weiter von Zinkoxyd weg einen gelben bis braunen Beschlag; ja an
der äußersten Gränze kann die Kohle davon bunt anlaufen.

4) In der Platinzange oder am Platindraht untersucht man
kleine Splitter, die man sich durch Zerschlagen in Papier oder Erhitzen im
Kolben verschafft. Decrepitiren sie zu Pulver, so reibt Berzelius dasselbe mit
Wasser an, tröpfelt etwas auf die Kohle, woraus sich beim Daraufblasen
eine dünne Platte bildet, die man in die Pincette nehmen kann. Noch
einfacher bedeckt man die Probe blos mit dicker Gummilösung. Dabei hat
man vor allem auf die

Färbung der Flamme zu sehen. Natronsalze färben sie gelb,
wenn man damit die Spitze der blauen Flamme berührt, Kalisalze violett,
doch darf weder Natron noch Lithion zugegen sein. Lithion, Strontian
und Kalk geben rothe Flammen. Das schöne Purpurroth der Lithion-
glimmer und Lithionfeldspathe ist eine sehr ausgezeichnete Reaktion, aber
das Natron kann auch hier, wie beim Amblygonit, die Farbe decken.
Strontianit und Cölestin färben auch gut, zu viel Baryt hindert aber.
Die Farbe der Kalke ist minder schön roth, kommt aber bei Kalkspath,
Flußspath, Gyps, Tafelspath vor. Gelblichgrün färbt der Schwer-
spath und Witherit, ähnlich Molybdän M. Prachtvoll ist die smaragdgrüne
Flamme von Kupfersalzen, Malachit, Dioptas, selbst wenn Kupfer unwe-
sentlich ist, wie im Türkis. Phosphorsaure Salze erzeugen öfter schon
für sich eine blaßblaugrüne Färbung, besonders wenn man sie in Schwefel-
säure taucht, oder gar gepulvert mit Schwefelsäure einen Taig anrührt
und in das Ohr eines Platindrahts streicht. Den etwaigen Wassergehalt
entfernt man vorher durch Rösten. Borsäure im Oehre eines Platin-
drahts gibt eine zeisiggrüne Flamme, selbst der natronhaltige Borax
gibt auf Kohle entwässert, dann fein gepulvert und stark mit Schwefel-
säure befeuchtet auf Platindraht noch intensive grüne Färbung, so lange
freie Schwefelsäure vorhanden. Azurblau färbt Chlorkupfer in der
äußern Flamme, wird aber dann grün von gebildetem Kupferoxyd. Selen

Chem. Analyſe auf trockenem Wege.

2) In beiderſeits offener Glasröhre. Lege die Probe hart
an den Feuerrand, und wenn ſie decrepitirt, pulveriſire. Durch Neigen
der Röhre hat man den Luftzug ganz in der Hand. Der Schwefel
in den Schwefelmetallen verflüchtigt ſich als ſchweflige Säure; Selen-
metalle riechen nach Rettig; Arſenmetalle geben meiſt ein Sublimat von
arſenichter Säure in kleinen Oktaedern; Antimonverbindungen geben ſich
durch einen weißen Rauch, Antimonoxyd, zu erkennen; ebenſo Tellur.
Queckſilber ſetzt ſich in Kügelchen an die Röhrenwand. Erhitzt man mit
der Löthrohrflamme

3) auf Kohle, ſo geben ſich Schwefel, Selen und Arſen meiſt
durch den Geruch zu erkennen. Achte beſonders auf die Beſchläge! An-
timon und Arſenik geben einen weißen Beſchlag von Antimonoxyd und ar-
ſeniger Säure; erſterer iſt weniger flüchtig als letzterer, legt ſich daher
näher bei der Probe nieder, der ähnliche Tallurbeſchlag färbt die Reduc-
tionsflamme grün; Wismuth beſchlägt mit Oxyd, heiß oraniengelb; der
Beſchlag des Bleies iſt ſchwefelgelb und verflüchtigt ſich in der Reduktions-
flamme mit blauem Schein; der Zinkbeſchlag iſt heiß gelb, wird beim Er-
kalten weiß und leuchtet beim Daraufblaſen; Cadmium iſt flüchtiger und
gibt weiter von Zinkoxyd weg einen gelben bis braunen Beſchlag; ja an
der äußerſten Gränze kann die Kohle davon bunt anlaufen.

4) In der Platinzange oder am Platindraht unterſucht man
kleine Splitter, die man ſich durch Zerſchlagen in Papier oder Erhitzen im
Kolben verſchafft. Decrepitiren ſie zu Pulver, ſo reibt Berzelius daſſelbe mit
Waſſer an, tröpfelt etwas auf die Kohle, woraus ſich beim Daraufblaſen
eine dünne Platte bildet, die man in die Pincette nehmen kann. Noch
einfacher bedeckt man die Probe blos mit dicker Gummilöſung. Dabei hat
man vor allem auf die

Färbung der Flamme zu ſehen. Natronſalze färben ſie gelb,
wenn man damit die Spitze der blauen Flamme berührt, Kaliſalze violett,
doch darf weder Natron noch Lithion zugegen ſein. Lithion, Strontian
und Kalk geben rothe Flammen. Das ſchöne Purpurroth der Lithion-
glimmer und Lithionfeldſpathe iſt eine ſehr ausgezeichnete Reaktion, aber
das Natron kann auch hier, wie beim Amblygonit, die Farbe decken.
Strontianit und Cöleſtin färben auch gut, zu viel Baryt hindert aber.
Die Farbe der Kalke iſt minder ſchön roth, kommt aber bei Kalkſpath,
Flußſpath, Gyps, Tafelſpath vor. Gelblichgrün färbt der Schwer-
ſpath und Witherit, ähnlich Molybdän M̎. Prachtvoll iſt die ſmaragdgrüne
Flamme von Kupferſalzen, Malachit, Dioptas, ſelbſt wenn Kupfer unwe-
ſentlich iſt, wie im Türkis. Phosphorſaure Salze erzeugen öfter ſchon
für ſich eine blaßblaugrüne Färbung, beſonders wenn man ſie in Schwefel-
ſäure taucht, oder gar gepulvert mit Schwefelſäure einen Taig anrührt
und in das Ohr eines Platindrahts ſtreicht. Den etwaigen Waſſergehalt
entfernt man vorher durch Röſten. Borſäure im Oehre eines Platin-
drahts gibt eine zeiſiggrüne Flamme, ſelbſt der natronhaltige Borax
gibt auf Kohle entwäſſert, dann fein gepulvert und ſtark mit Schwefel-
ſäure befeuchtet auf Platindraht noch intenſive grüne Färbung, ſo lange
freie Schwefelſäure vorhanden. Azurblau färbt Chlorkupfer in der
äußern Flamme, wird aber dann grün von gebildetem Kupferoxyd. Selen

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[139/0151] Chem. Analyſe auf trockenem Wege. 2) In beiderſeits offener Glasröhre. Lege die Probe hart an den Feuerrand, und wenn ſie decrepitirt, pulveriſire. Durch Neigen der Röhre hat man den Luftzug ganz in der Hand. Der Schwefel in den Schwefelmetallen verflüchtigt ſich als ſchweflige Säure; Selen- metalle riechen nach Rettig; Arſenmetalle geben meiſt ein Sublimat von arſenichter Säure in kleinen Oktaedern; Antimonverbindungen geben ſich durch einen weißen Rauch, Antimonoxyd, zu erkennen; ebenſo Tellur. Queckſilber ſetzt ſich in Kügelchen an die Röhrenwand. Erhitzt man mit der Löthrohrflamme 3) auf Kohle, ſo geben ſich Schwefel, Selen und Arſen meiſt durch den Geruch zu erkennen. Achte beſonders auf die Beſchläge! An- timon und Arſenik geben einen weißen Beſchlag von Antimonoxyd und ar- ſeniger Säure; erſterer iſt weniger flüchtig als letzterer, legt ſich daher näher bei der Probe nieder, der ähnliche Tallurbeſchlag färbt die Reduc- tionsflamme grün; Wismuth beſchlägt mit Oxyd, heiß oraniengelb; der Beſchlag des Bleies iſt ſchwefelgelb und verflüchtigt ſich in der Reduktions- flamme mit blauem Schein; der Zinkbeſchlag iſt heiß gelb, wird beim Er- kalten weiß und leuchtet beim Daraufblaſen; Cadmium iſt flüchtiger und gibt weiter von Zinkoxyd weg einen gelben bis braunen Beſchlag; ja an der äußerſten Gränze kann die Kohle davon bunt anlaufen. 4) In der Platinzange oder am Platindraht unterſucht man kleine Splitter, die man ſich durch Zerſchlagen in Papier oder Erhitzen im Kolben verſchafft. Decrepitiren ſie zu Pulver, ſo reibt Berzelius daſſelbe mit Waſſer an, tröpfelt etwas auf die Kohle, woraus ſich beim Daraufblaſen eine dünne Platte bildet, die man in die Pincette nehmen kann. Noch einfacher bedeckt man die Probe blos mit dicker Gummilöſung. Dabei hat man vor allem auf die Färbung der Flamme zu ſehen. Natronſalze färben ſie gelb, wenn man damit die Spitze der blauen Flamme berührt, Kaliſalze violett, doch darf weder Natron noch Lithion zugegen ſein. Lithion, Strontian und Kalk geben rothe Flammen. Das ſchöne Purpurroth der Lithion- glimmer und Lithionfeldſpathe iſt eine ſehr ausgezeichnete Reaktion, aber das Natron kann auch hier, wie beim Amblygonit, die Farbe decken. Strontianit und Cöleſtin färben auch gut, zu viel Baryt hindert aber. Die Farbe der Kalke iſt minder ſchön roth, kommt aber bei Kalkſpath, Flußſpath, Gyps, Tafelſpath vor. Gelblichgrün färbt der Schwer- ſpath und Witherit, ähnlich Molybdän M̎. Prachtvoll iſt die ſmaragdgrüne Flamme von Kupferſalzen, Malachit, Dioptas, ſelbſt wenn Kupfer unwe- ſentlich iſt, wie im Türkis. Phosphorſaure Salze erzeugen öfter ſchon für ſich eine blaßblaugrüne Färbung, beſonders wenn man ſie in Schwefel- ſäure taucht, oder gar gepulvert mit Schwefelſäure einen Taig anrührt und in das Ohr eines Platindrahts ſtreicht. Den etwaigen Waſſergehalt entfernt man vorher durch Röſten. Borſäure im Oehre eines Platin- drahts gibt eine zeiſiggrüne Flamme, ſelbſt der natronhaltige Borax gibt auf Kohle entwäſſert, dann fein gepulvert und ſtark mit Schwefel- ſäure befeuchtet auf Platindraht noch intenſive grüne Färbung, ſo lange freie Schwefelſäure vorhanden. Azurblau färbt Chlorkupfer in der äußern Flamme, wird aber dann grün von gebildetem Kupferoxyd. Selen

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/151>, abgerufen am 29.11.2024.