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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Schmelzbarkeit.
schmelzen braucht Kohlensäure -- 100°, Quecksilber -- 39°, Eis 0°, Phos-
phor 43°, Schwefel 109°, Zinn 230°, Wismuth 256°, Blei, 334°, Zink
360°, Antimon 432°, Silber 1000°, graues Gußeisen 1200°, Gold 1250°,
weiches Eisen 1500°, gehämmertes Eisen 1600°, Platin 2500° Cels. Ge-
diegen Eisen und Platin nennt der Mineraloge schon unschmelzbar, weil
er es in gewöhnlicher Luft kaum zum Schmelzen bringen kann, obgleich
im Knallgebläse von Sauerstoff und Wasserstoff Thonerde und Kieselerde
noch schmilzt, Platin sogar verdampft.

Zum Schmelzen der Minerale bedient man sich des Löthrohrs, was
durch Berzelius, die Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und
Mineralogie, 4te Aufl. 1844, und Plattner, die Probierkunst mit dem
Löthrohre, 3te Aufl. 1853, so bekannt geworden ist. Plattner bringt da-
mit eine Oxydationsflamme hervor, die ein Platindraht von 0,1 Milli-
meter Dicke am vordern Ende zum Kügelchen schmelzt. Zu kleinen Ver-
suchen, die auch Handlanger leicht anstellen können, ist es nicht unpraktisch,
einen gewöhnlichen Glasblasetisch mittelst Anschrauben einer passenden
feinen Spitze zur Erzeugung der Flamme zu benützen. Die Flamme ist
an der vordern Spitze, wo Reductions- und Oxydationsflamme sich trennen,
am heißesten. Man erkennt diesen Punkt an dem stärksten Erleuchten der
Löthrohrprobe. Wenn man z. B. ein feines Platindraht hinein hält, so
ist nur eine kleine Stelle, wo es weiß glüht. Die Probe legt man auf
Fichtenkohle, oder faßt sie mit der Platinpincette. Plattner unterscheidet
dreierlei Schmelzbarkeiten:

1) zu Kugeln schmelzbar, und zwar a) leicht, b) schwer;
2) an den Kanten schmelzbar, und zwar a) leicht, b) schwer.
3) unschmelzbar.
Freilich kommt es bei diesen Unterscheidungen wesentlich auch auf die
Größe der Probe an. Kobell (Grundzüge der Mineralogie pag. 104)
nimmt 6 Grade an:
1) Grauspießglanz, schmilzt sehr leicht in der bloßen Lichtflamme.
2) Natrolith vom Hohentwiel schmilzt in feinen Nadeln noch an
dem untern hellblauen Saume der Lichtflamme. Vor der Löthrohrflamme
kann man ihn dagegen in großen stumpfen Stücken noch zu Kugeln schmelzen.
3) Rother Granat aus dem Zillerthal schmilzt selbst in feinen
Stücken nicht mehr an der Lichtflamme, aber kugelt sich noch vor dem
Löthrohr.
4) Strahlstein vom Zillerthal ist nicht mehr zur Kugelung zu
bringen, doch schmilzt an dünne Splitter ein rundes Köpfchen.
5) Feldspath kann noch an den Kanten kleiner Stücke deutlich
zur Schmelzung gebracht werden.
6) Bronzit vom Kupferberg im Fichtelgebirge läßt sich zu haar-
feinen Splittern spalten, die noch eine Schmelzung zulassen. Wäre dieß
nicht der Fall, so würde man ihn schon zu folgendem zählen.
7) Quarz unschmelzbar.



Quenstedt, Mineralogie. 9

Schmelzbarkeit.
ſchmelzen braucht Kohlenſäure — 100°, Queckſilber — 39°, Eis 0°, Phos-
phor 43°, Schwefel 109°, Zinn 230°, Wismuth 256°, Blei, 334°, Zink
360°, Antimon 432°, Silber 1000°, graues Gußeiſen 1200°, Gold 1250°,
weiches Eiſen 1500°, gehämmertes Eiſen 1600°, Platin 2500° Cels. Ge-
diegen Eiſen und Platin nennt der Mineraloge ſchon unſchmelzbar, weil
er es in gewöhnlicher Luft kaum zum Schmelzen bringen kann, obgleich
im Knallgebläſe von Sauerſtoff und Waſſerſtoff Thonerde und Kieſelerde
noch ſchmilzt, Platin ſogar verdampft.

Zum Schmelzen der Minerale bedient man ſich des Löthrohrs, was
durch Berzelius, die Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und
Mineralogie, 4te Aufl. 1844, und Plattner, die Probierkunſt mit dem
Löthrohre, 3te Aufl. 1853, ſo bekannt geworden iſt. Plattner bringt da-
mit eine Oxydationsflamme hervor, die ein Platindraht von 0,1 Milli-
meter Dicke am vordern Ende zum Kügelchen ſchmelzt. Zu kleinen Ver-
ſuchen, die auch Handlanger leicht anſtellen können, iſt es nicht unpraktiſch,
einen gewöhnlichen Glasblaſetiſch mittelſt Anſchrauben einer paſſenden
feinen Spitze zur Erzeugung der Flamme zu benützen. Die Flamme iſt
an der vordern Spitze, wo Reductions- und Oxydationsflamme ſich trennen,
am heißeſten. Man erkennt dieſen Punkt an dem ſtärkſten Erleuchten der
Löthrohrprobe. Wenn man z. B. ein feines Platindraht hinein hält, ſo
iſt nur eine kleine Stelle, wo es weiß glüht. Die Probe legt man auf
Fichtenkohle, oder faßt ſie mit der Platinpincette. Plattner unterſcheidet
dreierlei Schmelzbarkeiten:

1) zu Kugeln ſchmelzbar, und zwar a) leicht, b) ſchwer;
2) an den Kanten ſchmelzbar, und zwar a) leicht, b) ſchwer.
3) unſchmelzbar.
Freilich kommt es bei dieſen Unterſcheidungen weſentlich auch auf die
Größe der Probe an. Kobell (Grundzüge der Mineralogie pag. 104)
nimmt 6 Grade an:
1) Grauſpießglanz, ſchmilzt ſehr leicht in der bloßen Lichtflamme.
2) Natrolith vom Hohentwiel ſchmilzt in feinen Nadeln noch an
dem untern hellblauen Saume der Lichtflamme. Vor der Löthrohrflamme
kann man ihn dagegen in großen ſtumpfen Stücken noch zu Kugeln ſchmelzen.
3) Rother Granat aus dem Zillerthal ſchmilzt ſelbſt in feinen
Stücken nicht mehr an der Lichtflamme, aber kugelt ſich noch vor dem
Löthrohr.
4) Strahlſtein vom Zillerthal iſt nicht mehr zur Kugelung zu
bringen, doch ſchmilzt an dünne Splitter ein rundes Köpfchen.
5) Feldſpath kann noch an den Kanten kleiner Stücke deutlich
zur Schmelzung gebracht werden.
6) Bronzit vom Kupferberg im Fichtelgebirge läßt ſich zu haar-
feinen Splittern ſpalten, die noch eine Schmelzung zulaſſen. Wäre dieß
nicht der Fall, ſo würde man ihn ſchon zu folgendem zählen.
7) Quarz unſchmelzbar.



Quenſtedt, Mineralogie. 9
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[129/0141] Schmelzbarkeit. ſchmelzen braucht Kohlenſäure — 100°, Queckſilber — 39°, Eis 0°, Phos- phor 43°, Schwefel 109°, Zinn 230°, Wismuth 256°, Blei, 334°, Zink 360°, Antimon 432°, Silber 1000°, graues Gußeiſen 1200°, Gold 1250°, weiches Eiſen 1500°, gehämmertes Eiſen 1600°, Platin 2500° Cels. Ge- diegen Eiſen und Platin nennt der Mineraloge ſchon unſchmelzbar, weil er es in gewöhnlicher Luft kaum zum Schmelzen bringen kann, obgleich im Knallgebläſe von Sauerſtoff und Waſſerſtoff Thonerde und Kieſelerde noch ſchmilzt, Platin ſogar verdampft. Zum Schmelzen der Minerale bedient man ſich des Löthrohrs, was durch Berzelius, die Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und Mineralogie, 4te Aufl. 1844, und Plattner, die Probierkunſt mit dem Löthrohre, 3te Aufl. 1853, ſo bekannt geworden iſt. Plattner bringt da- mit eine Oxydationsflamme hervor, die ein Platindraht von 0,1 Milli- meter Dicke am vordern Ende zum Kügelchen ſchmelzt. Zu kleinen Ver- ſuchen, die auch Handlanger leicht anſtellen können, iſt es nicht unpraktiſch, einen gewöhnlichen Glasblaſetiſch mittelſt Anſchrauben einer paſſenden feinen Spitze zur Erzeugung der Flamme zu benützen. Die Flamme iſt an der vordern Spitze, wo Reductions- und Oxydationsflamme ſich trennen, am heißeſten. Man erkennt dieſen Punkt an dem ſtärkſten Erleuchten der Löthrohrprobe. Wenn man z. B. ein feines Platindraht hinein hält, ſo iſt nur eine kleine Stelle, wo es weiß glüht. Die Probe legt man auf Fichtenkohle, oder faßt ſie mit der Platinpincette. Plattner unterſcheidet dreierlei Schmelzbarkeiten: 1) zu Kugeln ſchmelzbar, und zwar a) leicht, b) ſchwer; 2) an den Kanten ſchmelzbar, und zwar a) leicht, b) ſchwer. 3) unſchmelzbar. Freilich kommt es bei dieſen Unterſcheidungen weſentlich auch auf die Größe der Probe an. Kobell (Grundzüge der Mineralogie pag. 104) nimmt 6 Grade an: 1) Grauſpießglanz, ſchmilzt ſehr leicht in der bloßen Lichtflamme. 2) Natrolith vom Hohentwiel ſchmilzt in feinen Nadeln noch an dem untern hellblauen Saume der Lichtflamme. Vor der Löthrohrflamme kann man ihn dagegen in großen ſtumpfen Stücken noch zu Kugeln ſchmelzen. 3) Rother Granat aus dem Zillerthal ſchmilzt ſelbſt in feinen Stücken nicht mehr an der Lichtflamme, aber kugelt ſich noch vor dem Löthrohr. 4) Strahlſtein vom Zillerthal iſt nicht mehr zur Kugelung zu bringen, doch ſchmilzt an dünne Splitter ein rundes Köpfchen. 5) Feldſpath kann noch an den Kanten kleiner Stücke deutlich zur Schmelzung gebracht werden. 6) Bronzit vom Kupferberg im Fichtelgebirge läßt ſich zu haar- feinen Splittern ſpalten, die noch eine Schmelzung zulaſſen. Wäre dieß nicht der Fall, ſo würde man ihn ſchon zu folgendem zählen. 7) Quarz unſchmelzbar. Quenſtedt, Mineralogie. 9

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/141>, abgerufen am 28.11.2024.