Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Optische Eigenschaften: Farbe.
daß selbst die opaksten Körper, wie z. B. Gold, als dünner Schaum
von wenigstens Zoll Dicke zwischen Glasplatten gelegt ein grün-
liches Licht durchfallen lassen, feine Eisenglanzblättchen scheinen blutroth
durch etc., doch nennt der Mineralog das alles undurchsichtig.

Farbe

spricht das Auge am unmittelbarsten an, daher legte auch Werner ein
großes Gewicht darauf. Die Körper scheinen einen Theil der farbigen
Lichtstrahlen zu verschlucken, und die übrigen müssen dann ebenfalls far-
big zurückgeworfen werden. Das Studium der feinern Farbenschatti-
rungen macht zwar große Mühe, wer jedoch mit Farbenmischungen über-
haupt sich abgegeben hat, findet sich leicht durch. Bekanntlich nimmt der
Künstler nur drei Grundfarben an: Roth, Gelb und Blau, weil er dar-
aus alle andern mischen, und durch Zusatz von Weiß und Schwarz auch
alle Töne hervorbringen kann. Braun ist nur ein dunkler Ton von Gelb,
denn das ziemlich reine Gelb der Gummigutt sieht auf trockner Oberfläche
braun aus. Stellt man die drei Hauptfarben in einen Kreis, so liegen
dazwischen die drei Hauptmischfarben Orange (gelbroth), Violet (blau-
roth), und Grün, ein so vollkommen Gemisch von Blau und Gelb, daß
darin das Auge keine der Grundfarben wieder erkennt, also:

[Abbildung]

Das sind, wie schon Göthe bemerkt, im Grunde die Farben des
Spectrums, Newton nahm zwar sieben an (Indigo), allein mehr aus
theoretischen Gründen, um in der Zahl Uebereinstimmung mit den 7 Tönen
der Oktave zu bekommen. Da nun ferner zwischen Weiß und Schwarz
das Grau liegt, so sollte man 9 Charakterfarben unterscheiden, nämlich
5 Grundfarben (Weiß, Schwarz, Blau, Gelb, Roth) und 4 Hauptmisch-
farben (Grau, Grün, Violet, Orange). Die Sprache hat aber auf Violet
und Orange kein Gewicht gelegt, statt dessen hebt sie Braun hervor, und
so kam Werner zu folgenden 8 Charakterfarben:

1) Schneeweiß, carrarischer Marmor;
2) Aschgrau, Kalkepidot vom Fichtelgebirge;
3) Sammtschwarz, Obsidian;
4) Berlinerblau, Sapphir, Cyanit;
5) Smaragdgrün, Smaragd, Malachit;
6) Zitronengelb, Rauschgelb;
7) Carminroth, Rubin;
8) Kastanienbraun, Nilkiesel.

Jede Farbe hat nun ihre Schattirungen (Varietäten), dieser wird
es natürlich so viele geben, als man überhaupt mischen kann, und da
treten dann die Schwierigkeiten der sichern Bestimmung ein. Werner
unterscheidet beim

1. Weiß: schnee-, röthlich-, gelblich-, grünlich-, blaulich- (milch-
weiß), graulich weiß. Aber eben so gut kann man von violettig-

Optiſche Eigenſchaften: Farbe.
daß ſelbſt die opakſten Körper, wie z. B. Gold, als dünner Schaum
von wenigſtens Zoll Dicke zwiſchen Glasplatten gelegt ein grün-
liches Licht durchfallen laſſen, feine Eiſenglanzblättchen ſcheinen blutroth
durch ꝛc., doch nennt der Mineralog das alles undurchſichtig.

Farbe

ſpricht das Auge am unmittelbarſten an, daher legte auch Werner ein
großes Gewicht darauf. Die Körper ſcheinen einen Theil der farbigen
Lichtſtrahlen zu verſchlucken, und die übrigen müſſen dann ebenfalls far-
big zurückgeworfen werden. Das Studium der feinern Farbenſchatti-
rungen macht zwar große Mühe, wer jedoch mit Farbenmiſchungen über-
haupt ſich abgegeben hat, findet ſich leicht durch. Bekanntlich nimmt der
Künſtler nur drei Grundfarben an: Roth, Gelb und Blau, weil er dar-
aus alle andern miſchen, und durch Zuſatz von Weiß und Schwarz auch
alle Töne hervorbringen kann. Braun iſt nur ein dunkler Ton von Gelb,
denn das ziemlich reine Gelb der Gummigutt ſieht auf trockner Oberfläche
braun aus. Stellt man die drei Hauptfarben in einen Kreis, ſo liegen
dazwiſchen die drei Hauptmiſchfarben Orange (gelbroth), Violet (blau-
roth), und Grün, ein ſo vollkommen Gemiſch von Blau und Gelb, daß
darin das Auge keine der Grundfarben wieder erkennt, alſo:

[Abbildung]

Das ſind, wie ſchon Göthe bemerkt, im Grunde die Farben des
Spectrums, Newton nahm zwar ſieben an (Indigo), allein mehr aus
theoretiſchen Gründen, um in der Zahl Uebereinſtimmung mit den 7 Tönen
der Oktave zu bekommen. Da nun ferner zwiſchen Weiß und Schwarz
das Grau liegt, ſo ſollte man 9 Charakterfarben unterſcheiden, nämlich
5 Grundfarben (Weiß, Schwarz, Blau, Gelb, Roth) und 4 Hauptmiſch-
farben (Grau, Grün, Violet, Orange). Die Sprache hat aber auf Violet
und Orange kein Gewicht gelegt, ſtatt deſſen hebt ſie Braun hervor, und
ſo kam Werner zu folgenden 8 Charakterfarben:

1) Schneeweiß, carrariſcher Marmor;
2) Aſchgrau, Kalkepidot vom Fichtelgebirge;
3) Sammtſchwarz, Obſidian;
4) Berlinerblau, Sapphir, Cyanit;
5) Smaragdgrün, Smaragd, Malachit;
6) Zitronengelb, Rauſchgelb;
7) Carminroth, Rubin;
8) Kaſtanienbraun, Nilkieſel.

Jede Farbe hat nun ihre Schattirungen (Varietäten), dieſer wird
es natürlich ſo viele geben, als man überhaupt miſchen kann, und da
treten dann die Schwierigkeiten der ſichern Beſtimmung ein. Werner
unterſcheidet beim

1. Weiß: ſchnee-, röthlich-, gelblich-, grünlich-, blaulich- (milch-
weiß), graulich weiß. Aber eben ſo gut kann man von violettig-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0126" n="114"/><fw place="top" type="header">Opti&#x017F;che Eigen&#x017F;chaften: Farbe.</fw><lb/>
daß &#x017F;elb&#x017F;t die opak&#x017F;ten Körper, wie z. B. Gold, als dünner Schaum<lb/>
von wenig&#x017F;tens <formula notation="TeX">\frac{1}{200,000}</formula> Zoll Dicke zwi&#x017F;chen Glasplatten gelegt ein grün-<lb/>
liches Licht durchfallen la&#x017F;&#x017F;en, feine Ei&#x017F;englanzblättchen &#x017F;cheinen blutroth<lb/>
durch &#xA75B;c., doch nennt der Mineralog das alles undurch&#x017F;ichtig.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Farbe</hi> </head><lb/>
            <p>&#x017F;pricht das Auge am unmittelbar&#x017F;ten an, daher legte auch Werner ein<lb/>
großes Gewicht darauf. Die Körper &#x017F;cheinen einen Theil der farbigen<lb/>
Licht&#x017F;trahlen zu ver&#x017F;chlucken, und die übrigen mü&#x017F;&#x017F;en dann ebenfalls far-<lb/>
big zurückgeworfen werden. Das Studium der feinern Farben&#x017F;chatti-<lb/>
rungen macht zwar große Mühe, wer jedoch mit Farbenmi&#x017F;chungen über-<lb/>
haupt &#x017F;ich abgegeben hat, findet &#x017F;ich leicht durch. Bekanntlich nimmt der<lb/>
Kün&#x017F;tler nur drei Grundfarben an: Roth, Gelb und Blau, weil er dar-<lb/>
aus alle andern mi&#x017F;chen, und durch Zu&#x017F;atz von Weiß und Schwarz auch<lb/>
alle Töne hervorbringen kann. Braun i&#x017F;t nur ein dunkler Ton von Gelb,<lb/>
denn das ziemlich reine Gelb der Gummigutt &#x017F;ieht auf trockner Oberfläche<lb/>
braun aus. Stellt man die drei Hauptfarben in einen Kreis, &#x017F;o liegen<lb/>
dazwi&#x017F;chen die drei Hauptmi&#x017F;chfarben <hi rendition="#g">Orange</hi> (gelbroth), <hi rendition="#g">Violet</hi> (blau-<lb/>
roth), und <hi rendition="#g">Grün</hi>, ein &#x017F;o vollkommen Gemi&#x017F;ch von Blau und Gelb, daß<lb/>
darin das Auge keine der Grundfarben wieder erkennt, al&#x017F;o:</p><lb/>
            <figure/>
            <p>Das &#x017F;ind, wie &#x017F;chon Göthe bemerkt, im Grunde die Farben des<lb/>
Spectrums, Newton nahm zwar &#x017F;ieben an (Indigo), allein mehr aus<lb/>
theoreti&#x017F;chen Gründen, um in der Zahl Ueberein&#x017F;timmung mit den 7 Tönen<lb/>
der Oktave zu bekommen. Da nun ferner zwi&#x017F;chen Weiß und Schwarz<lb/>
das Grau liegt, &#x017F;o &#x017F;ollte man 9 Charakterfarben unter&#x017F;cheiden, nämlich<lb/>
5 Grundfarben (Weiß, Schwarz, Blau, Gelb, Roth) und 4 Hauptmi&#x017F;ch-<lb/>
farben (Grau, Grün, Violet, Orange). Die Sprache hat aber auf Violet<lb/>
und Orange kein Gewicht gelegt, &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en hebt &#x017F;ie Braun hervor, und<lb/>
&#x017F;o kam Werner zu folgenden 8 Charakterfarben:</p><lb/>
            <list>
              <item>1) Schneeweiß, carrari&#x017F;cher Marmor;</item><lb/>
              <item>2) A&#x017F;chgrau, Kalkepidot vom Fichtelgebirge;</item><lb/>
              <item>3) Sammt&#x017F;chwarz, Ob&#x017F;idian;</item><lb/>
              <item>4) Berlinerblau, Sapphir, Cyanit;</item><lb/>
              <item>5) Smaragdgrün, Smaragd, Malachit;</item><lb/>
              <item>6) Zitronengelb, Rau&#x017F;chgelb;</item><lb/>
              <item>7) Carminroth, Rubin;</item><lb/>
              <item>8) Ka&#x017F;tanienbraun, Nilkie&#x017F;el.</item>
            </list><lb/>
            <p>Jede Farbe hat nun ihre Schattirungen (Varietäten), die&#x017F;er wird<lb/>
es natürlich &#x017F;o viele geben, als man überhaupt mi&#x017F;chen kann, und da<lb/>
treten dann die Schwierigkeiten der &#x017F;ichern Be&#x017F;timmung ein. Werner<lb/>
unter&#x017F;cheidet beim</p><lb/>
            <p>1. <hi rendition="#g">Weiß</hi>: &#x017F;chnee-, röthlich-, gelblich-, grünlich-, blaulich- (milch-<lb/>
weiß), graulich weiß. Aber eben &#x017F;o gut kann man von violettig-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0126] Optiſche Eigenſchaften: Farbe. daß ſelbſt die opakſten Körper, wie z. B. Gold, als dünner Schaum von wenigſtens [FORMEL] Zoll Dicke zwiſchen Glasplatten gelegt ein grün- liches Licht durchfallen laſſen, feine Eiſenglanzblättchen ſcheinen blutroth durch ꝛc., doch nennt der Mineralog das alles undurchſichtig. Farbe ſpricht das Auge am unmittelbarſten an, daher legte auch Werner ein großes Gewicht darauf. Die Körper ſcheinen einen Theil der farbigen Lichtſtrahlen zu verſchlucken, und die übrigen müſſen dann ebenfalls far- big zurückgeworfen werden. Das Studium der feinern Farbenſchatti- rungen macht zwar große Mühe, wer jedoch mit Farbenmiſchungen über- haupt ſich abgegeben hat, findet ſich leicht durch. Bekanntlich nimmt der Künſtler nur drei Grundfarben an: Roth, Gelb und Blau, weil er dar- aus alle andern miſchen, und durch Zuſatz von Weiß und Schwarz auch alle Töne hervorbringen kann. Braun iſt nur ein dunkler Ton von Gelb, denn das ziemlich reine Gelb der Gummigutt ſieht auf trockner Oberfläche braun aus. Stellt man die drei Hauptfarben in einen Kreis, ſo liegen dazwiſchen die drei Hauptmiſchfarben Orange (gelbroth), Violet (blau- roth), und Grün, ein ſo vollkommen Gemiſch von Blau und Gelb, daß darin das Auge keine der Grundfarben wieder erkennt, alſo: [Abbildung] Das ſind, wie ſchon Göthe bemerkt, im Grunde die Farben des Spectrums, Newton nahm zwar ſieben an (Indigo), allein mehr aus theoretiſchen Gründen, um in der Zahl Uebereinſtimmung mit den 7 Tönen der Oktave zu bekommen. Da nun ferner zwiſchen Weiß und Schwarz das Grau liegt, ſo ſollte man 9 Charakterfarben unterſcheiden, nämlich 5 Grundfarben (Weiß, Schwarz, Blau, Gelb, Roth) und 4 Hauptmiſch- farben (Grau, Grün, Violet, Orange). Die Sprache hat aber auf Violet und Orange kein Gewicht gelegt, ſtatt deſſen hebt ſie Braun hervor, und ſo kam Werner zu folgenden 8 Charakterfarben: 1) Schneeweiß, carrariſcher Marmor; 2) Aſchgrau, Kalkepidot vom Fichtelgebirge; 3) Sammtſchwarz, Obſidian; 4) Berlinerblau, Sapphir, Cyanit; 5) Smaragdgrün, Smaragd, Malachit; 6) Zitronengelb, Rauſchgelb; 7) Carminroth, Rubin; 8) Kaſtanienbraun, Nilkieſel. Jede Farbe hat nun ihre Schattirungen (Varietäten), dieſer wird es natürlich ſo viele geben, als man überhaupt miſchen kann, und da treten dann die Schwierigkeiten der ſichern Beſtimmung ein. Werner unterſcheidet beim 1. Weiß: ſchnee-, röthlich-, gelblich-, grünlich-, blaulich- (milch- weiß), graulich weiß. Aber eben ſo gut kann man von violettig-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/126
Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/126>, abgerufen am 13.11.2024.