Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
8. §.

Der Vorschlag des Trillers ist zuweilen eben so geschwind, als die übrigen Noten, woraus der Triller besteht: Z. E. wenn ein neuer Gedanke, nach einer Pause, mit einem Triller anfängt. Dieser Vorschlag mag aber lang oder kurz seyn, so wird er doch allezeit mit der Zunge angestoßen: der Triller nebst seinem Nachschlage aber, werden an denselben geschleifet.

9. §.

Da die vorhaltenden Noten, oder Vorschläge des Trillers, von zweyerley Art sind, und sowohl aus ganzen, als halben Tönen bestehen können: bey der Flöte aber, das Aufheben des Fingers, dem Gehöre nach, mehrentheils einen ganzen Ton ausmachet: so wird erfodert, daß man bey denen aus halben Tönen bestehenden Trillern, den Athem spare, und den Finger gar nicht hoch aufhebe, doch aber geschwind schlage; damit man mit dem Gehöre nur einen halben Ton bemerke. Man muß also die vorhaltende Note fest im Gedächtnisse behalten, und sie mit vollem Winde angeben. So bald man aber mit dem Finger schlagen will; muß man den Wind mäßigen, und mit dem Finger kaum vom Holze kommen.

10. §.

Ich will die vornehmsten Noten mit ihren Vorschlägen von halben Tönen, zu mehrerer Erläuterung, und damit man solche desto leichter fassen könne, hier beyfügen: Der Vorschlag F vor E, s. Fig. 5. würde sich durch allzuhohes Aufheben des 5. Fingers in Fis verwandeln. Das Dis wurde sich in E, s. Fig. 6; das C in Cis, s. Fig. 7; das B in H, s. Fig. 8; das As in A, s. Fig. 9; das A in H, s. Fig. 10, verwandeln: es sey in der Höhe oder Tiefe. Auf diese Art wären diese aus halben Tönen bestehenden Triller alle falsch. Will man aber der vorher gegebenen Regel folgen: so können alle rein geschlagen werden. Ob diese Anmerkung gleich vielen Flötenspielern unbekannt zu seyn scheint; so halte ich sie doch für sehr nothwendig. Ohne diese Reinigkeit im Spielen kann das Gehör nicht vollkommen befriediget werden. Es ist dem Verhalte der Töne zuwider: und die Flöte ist durch diesen Fehler ihrer Ausüber, so gar bey vielen Musikverständigen, welche die Eigenschaften und Schwierigkeiten dieses Instruments nicht einsehen, in den Miscredit gefallen, als ob man sie nicht reiner spielen könne, als von den meisten bisher geschehen ist. Denen, welchen an reiner Ausübung dieses Instruments gelegen ist, zum Dienste, habe ich dieses hier anmerken wollen. Die eigene Uebung wird einen jeden noch zu mehrerer Erkenntniß führen können.

8. §.

Der Vorschlag des Trillers ist zuweilen eben so geschwind, als die übrigen Noten, woraus der Triller besteht: Z. E. wenn ein neuer Gedanke, nach einer Pause, mit einem Triller anfängt. Dieser Vorschlag mag aber lang oder kurz seyn, so wird er doch allezeit mit der Zunge angestoßen: der Triller nebst seinem Nachschlage aber, werden an denselben geschleifet.

9. §.

Da die vorhaltenden Noten, oder Vorschläge des Trillers, von zweyerley Art sind, und sowohl aus ganzen, als halben Tönen bestehen können: bey der Flöte aber, das Aufheben des Fingers, dem Gehöre nach, mehrentheils einen ganzen Ton ausmachet: so wird erfodert, daß man bey denen aus halben Tönen bestehenden Trillern, den Athem spare, und den Finger gar nicht hoch aufhebe, doch aber geschwind schlage; damit man mit dem Gehöre nur einen halben Ton bemerke. Man muß also die vorhaltende Note fest im Gedächtnisse behalten, und sie mit vollem Winde angeben. So bald man aber mit dem Finger schlagen will; muß man den Wind mäßigen, und mit dem Finger kaum vom Holze kommen.

10. §.

Ich will die vornehmsten Noten mit ihren Vorschlägen von halben Tönen, zu mehrerer Erläuterung, und damit man solche desto leichter fassen könne, hier beyfügen: Der Vorschlag F vor E, s. Fig. 5. würde sich durch allzuhohes Aufheben des 5. Fingers in Fis verwandeln. Das Dis wurde sich in E, s. Fig. 6; das C in Cis, s. Fig. 7; das B in H, s. Fig. 8; das As in A, s. Fig. 9; das A in H, s. Fig. 10, verwandeln: es sey in der Höhe oder Tiefe. Auf diese Art wären diese aus halben Tönen bestehenden Triller alle falsch. Will man aber der vorher gegebenen Regel folgen: so können alle rein geschlagen werden. Ob diese Anmerkung gleich vielen Flötenspielern unbekannt zu seyn scheint; so halte ich sie doch für sehr nothwendig. Ohne diese Reinigkeit im Spielen kann das Gehör nicht vollkommen befriediget werden. Es ist dem Verhalte der Töne zuwider: und die Flöte ist durch diesen Fehler ihrer Ausüber, so gar bey vielen Musikverständigen, welche die Eigenschaften und Schwierigkeiten dieses Instruments nicht einsehen, in den Miscredit gefallen, als ob man sie nicht reiner spielen könne, als von den meisten bisher geschehen ist. Denen, welchen an reiner Ausübung dieses Instruments gelegen ist, zum Dienste, habe ich dieses hier anmerken wollen. Die eigene Uebung wird einen jeden noch zu mehrerer Erkenntniß führen können.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0100" n="86"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>8. §.</head><lb/>
            <p>Der Vorschlag des Trillers ist zuweilen eben so geschwind, als die übrigen Noten, woraus der Triller besteht: Z. E. wenn ein neuer Gedanke, nach einer Pause, mit einem Triller anfängt. Dieser Vorschlag mag aber lang oder kurz seyn, so wird er doch allezeit mit der Zunge angestoßen: der Triller nebst seinem Nachschlage aber, werden an denselben geschleifet.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>9. §.</head><lb/>
            <p>Da die vorhaltenden Noten, oder Vorschläge des Trillers, von zweyerley Art sind, und sowohl aus ganzen, als halben Tönen bestehen können: bey der Flöte aber, das Aufheben des Fingers, dem Gehöre nach, mehrentheils einen ganzen Ton ausmachet: so wird erfodert, daß man bey denen aus halben Tönen bestehenden Trillern, den Athem spare, und den Finger gar nicht hoch aufhebe, doch aber geschwind schlage; damit man mit dem Gehöre nur einen halben Ton bemerke. Man muß also die vorhaltende Note fest im Gedächtnisse behalten, und sie mit vollem Winde angeben. So bald man aber mit dem Finger schlagen will; muß man den Wind mäßigen, und mit dem Finger kaum vom Holze kommen.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>10. §.</head><lb/>
            <p>Ich will die vornehmsten Noten mit ihren Vorschlägen von halben Tönen, zu mehrerer Erläuterung, und damit man solche desto leichter fassen könne, hier beyfügen: Der Vorschlag F vor E, s. <ref target="#f0377">Fig. 5.</ref> würde sich durch allzuhohes Aufheben des 5. Fingers in Fis verwandeln. Das Dis wurde sich in E, s. Fig. 6; das C in Cis, s. Fig. 7; das B in H, s. Fig. 8; das As in A, s. Fig. 9; das A in H, s. Fig. 10, verwandeln: es sey in der Höhe oder Tiefe. Auf diese Art wären diese aus halben Tönen bestehenden Triller alle falsch. Will man aber der vorher gegebenen Regel folgen: so können alle rein geschlagen werden. Ob diese Anmerkung gleich vielen Flötenspielern unbekannt zu seyn scheint; so halte ich sie doch für sehr nothwendig. Ohne diese Reinigkeit im Spielen kann das Gehör nicht vollkommen befriediget werden. Es ist dem Verhalte der Töne zuwider: und die Flöte ist durch diesen Fehler ihrer Ausüber, so gar bey vielen Musikverständigen, welche die Eigenschaften und Schwierigkeiten dieses Instruments nicht einsehen, in den Miscredit gefallen, als ob man sie nicht reiner spielen könne, als von den meisten bisher geschehen ist. Denen, welchen an reiner Ausübung dieses Instruments gelegen ist, zum Dienste, habe ich dieses hier anmerken wollen. Die eigene Uebung wird einen jeden noch zu mehrerer Erkenntniß führen können.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0100] 8. §. Der Vorschlag des Trillers ist zuweilen eben so geschwind, als die übrigen Noten, woraus der Triller besteht: Z. E. wenn ein neuer Gedanke, nach einer Pause, mit einem Triller anfängt. Dieser Vorschlag mag aber lang oder kurz seyn, so wird er doch allezeit mit der Zunge angestoßen: der Triller nebst seinem Nachschlage aber, werden an denselben geschleifet. 9. §. Da die vorhaltenden Noten, oder Vorschläge des Trillers, von zweyerley Art sind, und sowohl aus ganzen, als halben Tönen bestehen können: bey der Flöte aber, das Aufheben des Fingers, dem Gehöre nach, mehrentheils einen ganzen Ton ausmachet: so wird erfodert, daß man bey denen aus halben Tönen bestehenden Trillern, den Athem spare, und den Finger gar nicht hoch aufhebe, doch aber geschwind schlage; damit man mit dem Gehöre nur einen halben Ton bemerke. Man muß also die vorhaltende Note fest im Gedächtnisse behalten, und sie mit vollem Winde angeben. So bald man aber mit dem Finger schlagen will; muß man den Wind mäßigen, und mit dem Finger kaum vom Holze kommen. 10. §. Ich will die vornehmsten Noten mit ihren Vorschlägen von halben Tönen, zu mehrerer Erläuterung, und damit man solche desto leichter fassen könne, hier beyfügen: Der Vorschlag F vor E, s. Fig. 5. würde sich durch allzuhohes Aufheben des 5. Fingers in Fis verwandeln. Das Dis wurde sich in E, s. Fig. 6; das C in Cis, s. Fig. 7; das B in H, s. Fig. 8; das As in A, s. Fig. 9; das A in H, s. Fig. 10, verwandeln: es sey in der Höhe oder Tiefe. Auf diese Art wären diese aus halben Tönen bestehenden Triller alle falsch. Will man aber der vorher gegebenen Regel folgen: so können alle rein geschlagen werden. Ob diese Anmerkung gleich vielen Flötenspielern unbekannt zu seyn scheint; so halte ich sie doch für sehr nothwendig. Ohne diese Reinigkeit im Spielen kann das Gehör nicht vollkommen befriediget werden. Es ist dem Verhalte der Töne zuwider: und die Flöte ist durch diesen Fehler ihrer Ausüber, so gar bey vielen Musikverständigen, welche die Eigenschaften und Schwierigkeiten dieses Instruments nicht einsehen, in den Miscredit gefallen, als ob man sie nicht reiner spielen könne, als von den meisten bisher geschehen ist. Denen, welchen an reiner Ausübung dieses Instruments gelegen ist, zum Dienste, habe ich dieses hier anmerken wollen. Die eigene Uebung wird einen jeden noch zu mehrerer Erkenntniß führen können.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-30T10:17:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-30T10:17:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-30T10:17:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuchws_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuchws_1752/100
Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuchws_1752/100>, abgerufen am 22.12.2024.