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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

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Das XVI. Hauptstück.
Was ein Flötenist zu beobachten hat, wenn er in
öffentlichen Musiken spielet.
1. §.

Jst ein Lehrbegieriger nun dieser Anweisung, unter der Aufsicht ei-
nes guten Lehrmeisters, in allen Stücken gefolget, und hat das
darinn enthaltene wohl begriffen, und recht in Uebung gebracht:
so wird er im Stande seyn, sich bey öffentlichen Musiken mit Ehren hören
zu lassen. Jch will mich bemühen, ihm bey dieser Gelegenheit, wenn er
seine erlangte Wissenschaft wieder an den Mann bringen will, noch mit
einigen hierzu nöthigen Regeln, Erinnerungen, und gutem Rathe, an
die Hand zu gehen.

2. §.

Vor allen Dingen muß er auf eine reine Stimmung seines Jnstru-
ments bedacht seyn. Jst ein Clavicymbal bey dem Accompagnement zu-
gegen, wie mehrentheils einer zugegen ist, so muß er die Flöte darnach
einstimmen. Die meisten nehmen zwar das zweygestrichene D hierinn
zum Richter, und zum Grundtone: allein ich rathe, daß er, wenn an-
ders die Flöte in sich selbst so rein gestimmet ist, als sie seyn soll, vielmehr
das zweygestrichene F dazu erwähle.

3. §.

Muß er an einem kalten Orte spielen, so kann er die Flöte mit dem
Clavicymbal gleichlautend stimmen. Bey sehr warmem Wetter aber,
muß er ein wenig tiefer stimmen: weil die Natur der Blasinstrumente,
der beseyteten ihrer, in diesem Stücke ganz entgegen ist. Die ersten wer-
den durch die Wärme, folglich auch durchs Blasen, höher; die andern
hingegen werden tiefer. Durch die Kälte geschieht das Gegentheil.

4. §. Zu
X 3




Das XVI. Hauptſtuͤck.
Was ein Floͤteniſt zu beobachten hat, wenn er in
oͤffentlichen Muſiken ſpielet.
1. §.

Jſt ein Lehrbegieriger nun dieſer Anweiſung, unter der Aufſicht ei-
nes guten Lehrmeiſters, in allen Stuͤcken gefolget, und hat das
darinn enthaltene wohl begriffen, und recht in Uebung gebracht:
ſo wird er im Stande ſeyn, ſich bey oͤffentlichen Muſiken mit Ehren hoͤren
zu laſſen. Jch will mich bemuͤhen, ihm bey dieſer Gelegenheit, wenn er
ſeine erlangte Wiſſenſchaft wieder an den Mann bringen will, noch mit
einigen hierzu noͤthigen Regeln, Erinnerungen, und gutem Rathe, an
die Hand zu gehen.

2. §.

Vor allen Dingen muß er auf eine reine Stimmung ſeines Jnſtru-
ments bedacht ſeyn. Jſt ein Clavicymbal bey dem Accompagnement zu-
gegen, wie mehrentheils einer zugegen iſt, ſo muß er die Floͤte darnach
einſtimmen. Die meiſten nehmen zwar das zweygeſtrichene D hierinn
zum Richter, und zum Grundtone: allein ich rathe, daß er, wenn an-
ders die Floͤte in ſich ſelbſt ſo rein geſtimmet iſt, als ſie ſeyn ſoll, vielmehr
das zweygeſtrichene F dazu erwaͤhle.

3. §.

Muß er an einem kalten Orte ſpielen, ſo kann er die Floͤte mit dem
Clavicymbal gleichlautend ſtimmen. Bey ſehr warmem Wetter aber,
muß er ein wenig tiefer ſtimmen: weil die Natur der Blasinſtrumente,
der beſeyteten ihrer, in dieſem Stuͤcke ganz entgegen iſt. Die erſten wer-
den durch die Waͤrme, folglich auch durchs Blaſen, hoͤher; die andern
hingegen werden tiefer. Durch die Kaͤlte geſchieht das Gegentheil.

4. §. Zu
X 3
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[165/0183] Das XVI. Hauptſtuͤck. Was ein Floͤteniſt zu beobachten hat, wenn er in oͤffentlichen Muſiken ſpielet. 1. §. Jſt ein Lehrbegieriger nun dieſer Anweiſung, unter der Aufſicht ei- nes guten Lehrmeiſters, in allen Stuͤcken gefolget, und hat das darinn enthaltene wohl begriffen, und recht in Uebung gebracht: ſo wird er im Stande ſeyn, ſich bey oͤffentlichen Muſiken mit Ehren hoͤren zu laſſen. Jch will mich bemuͤhen, ihm bey dieſer Gelegenheit, wenn er ſeine erlangte Wiſſenſchaft wieder an den Mann bringen will, noch mit einigen hierzu noͤthigen Regeln, Erinnerungen, und gutem Rathe, an die Hand zu gehen. 2. §. Vor allen Dingen muß er auf eine reine Stimmung ſeines Jnſtru- ments bedacht ſeyn. Jſt ein Clavicymbal bey dem Accompagnement zu- gegen, wie mehrentheils einer zugegen iſt, ſo muß er die Floͤte darnach einſtimmen. Die meiſten nehmen zwar das zweygeſtrichene D hierinn zum Richter, und zum Grundtone: allein ich rathe, daß er, wenn an- ders die Floͤte in ſich ſelbſt ſo rein geſtimmet iſt, als ſie ſeyn ſoll, vielmehr das zweygeſtrichene F dazu erwaͤhle. 3. §. Muß er an einem kalten Orte ſpielen, ſo kann er die Floͤte mit dem Clavicymbal gleichlautend ſtimmen. Bey ſehr warmem Wetter aber, muß er ein wenig tiefer ſtimmen: weil die Natur der Blasinſtrumente, der beſeyteten ihrer, in dieſem Stuͤcke ganz entgegen iſt. Die erſten wer- den durch die Waͤrme, folglich auch durchs Blaſen, hoͤher; die andern hingegen werden tiefer. Durch die Kaͤlte geſchieht das Gegentheil. 4. §. Zu X 3

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Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/183>, abgerufen am 24.11.2024.