wider mich vorbringen sollte, mit dessen Beantwortung werde ich mich gar nicht bemühen. Jn Wortstreite mich einzulassen, bin ich vornehmlich durchaus nicht willens.
Ob ich gleich in diesem Versuche, so weit er die Flöte traversiere angeht, alles, was zu derselben Erlernung nö- thig ist, gesaget zu haben glaube; so begehre ich doch kei- neswegs zu behaupten, daß jemand dadurch die Flöte von sich selbst, ohne weitere Anweisung, und ohne einen Lehr- meister dabey zu haben, erlernen könne. Jch habe des- wegen, weil ich allezeit noch einen Lehrmeister dabey vor- aussetze, unterschiedenes von den allerersten Anfangs- gründen der Musik aussengelassen; und bin nur bey demje- nigen etwas weitläuftig gewesen, wo ich entweder gewisse Vortheile zu entdecken, oder sonst etwas zu erinnern ge- funden habe. Oefters kann dem einen etwas zu weitläuf- tig oder überflüßig zu seyn scheinen, welches der andere kaum für hinlänglich erachtet. Deswegen habe ich auch manche Sachen, die so wohl zu dem einen als zu dem an- dern Hauptstücke gehören, wenn es anders ohne Weitläuf- tigkeit hat geschehen können, lieber zweymal sagen, als die Geduld einiger meiner Leser, durch öfteres Nachschlagen, um einer Kleinigkeit willen, ermüden wollen.
Wenn ich mich in dieser Schrift zuweilen einiger aus- ländischer Wörter bediene; so geschieht es in der Absicht, um desto leichter verstanden zu werden. Deutsche Ueber- setzungen der musikalischen Kunstwörter sind noch nicht al- lenthalben eingeführet, auch noch nicht allen Tonkünstlern bekannt. So lange also, bis dieselben üblicher und allge- meiner werden, habe ich noch die gewöhnlichen aus
frem-
)( 3
Vorrede.
wider mich vorbringen ſollte, mit deſſen Beantwortung werde ich mich gar nicht bemuͤhen. Jn Wortſtreite mich einzulaſſen, bin ich vornehmlich durchaus nicht willens.
Ob ich gleich in dieſem Verſuche, ſo weit er die Floͤte traverſiere angeht, alles, was zu derſelben Erlernung noͤ- thig iſt, geſaget zu haben glaube; ſo begehre ich doch kei- neswegs zu behaupten, daß jemand dadurch die Floͤte von ſich ſelbſt, ohne weitere Anweiſung, und ohne einen Lehr- meiſter dabey zu haben, erlernen koͤnne. Jch habe des- wegen, weil ich allezeit noch einen Lehrmeiſter dabey vor- ausſetze, unterſchiedenes von den allererſten Anfangs- gruͤnden der Muſik auſſengelaſſen; und bin nur bey demje- nigen etwas weitlaͤuftig geweſen, wo ich entweder gewiſſe Vortheile zu entdecken, oder ſonſt etwas zu erinnern ge- funden habe. Oefters kann dem einen etwas zu weitlaͤuf- tig oder uͤberfluͤßig zu ſeyn ſcheinen, welches der andere kaum fuͤr hinlaͤnglich erachtet. Deswegen habe ich auch manche Sachen, die ſo wohl zu dem einen als zu dem an- dern Hauptſtuͤcke gehoͤren, wenn es anders ohne Weitlaͤuf- tigkeit hat geſchehen koͤnnen, lieber zweymal ſagen, als die Geduld einiger meiner Leſer, durch oͤfteres Nachſchlagen, um einer Kleinigkeit willen, ermuͤden wollen.
Wenn ich mich in dieſer Schrift zuweilen einiger aus- laͤndiſcher Woͤrter bediene; ſo geſchieht es in der Abſicht, um deſto leichter verſtanden zu werden. Deutſche Ueber- ſetzungen der muſikaliſchen Kunſtwoͤrter ſind noch nicht al- lenthalben eingefuͤhret, auch noch nicht allen Tonkuͤnſtlern bekannt. So lange alſo, bis dieſelben uͤblicher und allge- meiner werden, habe ich noch die gewoͤhnlichen aus
frem-
)( 3
<TEI><text><body><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0015"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
wider mich vorbringen ſollte, mit deſſen Beantwortung<lb/>
werde ich mich gar nicht bemuͤhen. Jn Wortſtreite mich<lb/>
einzulaſſen, bin ich vornehmlich durchaus nicht willens.</p><lb/><p>Ob ich gleich in dieſem Verſuche, ſo weit er die Floͤte<lb/>
traverſiere angeht, alles, was zu derſelben Erlernung noͤ-<lb/>
thig iſt, geſaget zu haben glaube; ſo begehre ich doch kei-<lb/>
neswegs zu behaupten, daß jemand dadurch die Floͤte von<lb/>ſich ſelbſt, ohne weitere Anweiſung, und ohne einen Lehr-<lb/>
meiſter dabey zu haben, erlernen koͤnne. Jch habe des-<lb/>
wegen, weil ich allezeit noch einen Lehrmeiſter dabey vor-<lb/>
ausſetze, unterſchiedenes von den allererſten Anfangs-<lb/>
gruͤnden der Muſik auſſengelaſſen; und bin nur bey demje-<lb/>
nigen etwas weitlaͤuftig geweſen, wo ich entweder gewiſſe<lb/>
Vortheile zu entdecken, oder ſonſt etwas zu erinnern ge-<lb/>
funden habe. Oefters kann dem einen etwas zu weitlaͤuf-<lb/>
tig oder uͤberfluͤßig zu ſeyn ſcheinen, welches der andere<lb/>
kaum fuͤr hinlaͤnglich erachtet. Deswegen habe ich auch<lb/>
manche Sachen, die ſo wohl zu dem einen als zu dem an-<lb/>
dern Hauptſtuͤcke gehoͤren, wenn es anders ohne Weitlaͤuf-<lb/>
tigkeit hat geſchehen koͤnnen, lieber zweymal ſagen, als<lb/>
die Geduld einiger meiner Leſer, durch oͤfteres Nachſchlagen,<lb/>
um einer Kleinigkeit willen, ermuͤden wollen.</p><lb/><p>Wenn ich mich in dieſer Schrift zuweilen einiger aus-<lb/>
laͤndiſcher Woͤrter bediene; ſo geſchieht es in der Abſicht,<lb/>
um deſto leichter verſtanden zu werden. Deutſche Ueber-<lb/>ſetzungen der muſikaliſchen Kunſtwoͤrter ſind noch nicht al-<lb/>
lenthalben eingefuͤhret, auch noch nicht allen Tonkuͤnſtlern<lb/>
bekannt. So lange alſo, bis dieſelben uͤblicher und allge-<lb/>
meiner werden, habe ich noch die gewoͤhnlichen aus<lb/><fwplace="bottom"type="sig">)( 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">frem-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[0015]
Vorrede.
wider mich vorbringen ſollte, mit deſſen Beantwortung
werde ich mich gar nicht bemuͤhen. Jn Wortſtreite mich
einzulaſſen, bin ich vornehmlich durchaus nicht willens.
Ob ich gleich in dieſem Verſuche, ſo weit er die Floͤte
traverſiere angeht, alles, was zu derſelben Erlernung noͤ-
thig iſt, geſaget zu haben glaube; ſo begehre ich doch kei-
neswegs zu behaupten, daß jemand dadurch die Floͤte von
ſich ſelbſt, ohne weitere Anweiſung, und ohne einen Lehr-
meiſter dabey zu haben, erlernen koͤnne. Jch habe des-
wegen, weil ich allezeit noch einen Lehrmeiſter dabey vor-
ausſetze, unterſchiedenes von den allererſten Anfangs-
gruͤnden der Muſik auſſengelaſſen; und bin nur bey demje-
nigen etwas weitlaͤuftig geweſen, wo ich entweder gewiſſe
Vortheile zu entdecken, oder ſonſt etwas zu erinnern ge-
funden habe. Oefters kann dem einen etwas zu weitlaͤuf-
tig oder uͤberfluͤßig zu ſeyn ſcheinen, welches der andere
kaum fuͤr hinlaͤnglich erachtet. Deswegen habe ich auch
manche Sachen, die ſo wohl zu dem einen als zu dem an-
dern Hauptſtuͤcke gehoͤren, wenn es anders ohne Weitlaͤuf-
tigkeit hat geſchehen koͤnnen, lieber zweymal ſagen, als
die Geduld einiger meiner Leſer, durch oͤfteres Nachſchlagen,
um einer Kleinigkeit willen, ermuͤden wollen.
Wenn ich mich in dieſer Schrift zuweilen einiger aus-
laͤndiſcher Woͤrter bediene; ſo geſchieht es in der Abſicht,
um deſto leichter verſtanden zu werden. Deutſche Ueber-
ſetzungen der muſikaliſchen Kunſtwoͤrter ſind noch nicht al-
lenthalben eingefuͤhret, auch noch nicht allen Tonkuͤnſtlern
bekannt. So lange alſo, bis dieſelben uͤblicher und allge-
meiner werden, habe ich noch die gewoͤhnlichen aus
frem-
)( 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/15>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.