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Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176.

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welt des Karstes sind Gegenstände seiner geistvollen, tief empfun-
denen Reflexionen. Ein scharfer Blick, eine dichterische Phantasie,
originelle Denk- und Darstellungsweise vereinigen sich bei Noe
zu oft klassischer Vollendung, und wie das Alpenglühen über den
hohen, schneeblinkenden Gipfeln, so liegt auch über seinen Schil-
derungen das Farbenspiel einer wunderbaren Poesie.

Die Epoche der eigentlichen Hochtouristik wird eingeleitet
durch zwei Vertreter des geistlichen Standes, Valentin Stanig
und Peter Karl Thurwieser, deren Name noch heute in Ehren
genannt wird. Die Wiege dieser Männer - Stanig stammte von
einer Bauersfamilie aus Bodenz in der Grafschaft Görz und
Thurwieser war der Sohn eines Müllers in Kramsach bei Brixlegg
- stand in den Bergen, Beide leitete ein anderes Motiv als die
Begeisterung für die Gebirgswelt und die Vorliebe für eine ge-
sunde, männliche Kraftbethätigung, und Beide haben, obwohl
durch Jahrzehnte von einander getrennt, in Salzburg ihre erste
Anregung empfangen: Stanig besuchte zu einer Zeit, als die Berge
in der gebildeten Welt noch kaum mit ihren Namen bekannt
waren, den Grossglockner, Watzmann, Hohen Göll, Rathhauskogel,
Preber, Untersberg, Hochstaufen, Schafberg, Triglav, das
Heukareck, die Hohe Salve, und wer seine in dieser "Zeitschrift"
niedergelegten klassischen, von echt alpinem Geiste durchwehten
Schilderungen kennt, wird mit ihm bedauern, dass seine "bren-
nende Begierde, andere merkwürdige Berge zu ersteigen" nicht
erfüllt werden konnte.

Nicht höher als Tourist, aber näher unserem Herzen und
unserer Zeit steht Thurwieser. Thurwieser und sein Schüler und
Freund, Kardinal Friedrich Fürst Schwarzenberg, trieben das
Bergsteigen als systematische Ferienerholung. Als Letzterer ein-
mal als Erzbischof von Salzburg auf einer Firmungsreise zu Lofer
im Pinzgau einen feierlichen Einzug hielt, schüttelte er vor allen
Anwesenden zuerst einem Gemsjäger, der ihm als Führer gedient
hatte, kräftig die Hand, was bei den versammelten geistlichen
und weltlichen Honoratioren keine geringe Verstimmung hervorrief.
Sehr beträchtlich ist die Zahl der vom Kardinal Fürst Schwarzen-
berg erstiegenen Hochgipfel, über 70 Jahre alt besuchte er noch
den Untersberg. Thurwieser dürfte im Ganzen über 70 Berge
erklommen haben. "Exercitatis addit vires!", so sagt Thurwieser
in seinen hinterlassenen Papieren. "Ich bin, wenn ich am meisten
steige, am gesündesten, wozu auch der geistige Genuss, die Freude
des Herzens nicht wenig beitragen mögen; ja selbst die vielen

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welt des Karstes sind Gegenstände seiner geistvollen, tief empfun-
denen Reflexionen. Ein scharfer Blick, eine dichterische Phantasie,
originelle Denk- und Darstellungsweise vereinigen sich bei Noë
zu oft klassischer Vollendung, und wie das Alpenglühen über den
hohen, schneeblinkenden Gipfeln, so liegt auch über seinen Schil-
derungen das Farbenspiel einer wunderbaren Poesie.

Die Epoche der eigentlichen Hochtouristik wird eingeleitet
durch zwei Vertreter des geistlichen Standes, Valentin Stanig
und Peter Karl Thurwieser, deren Name noch heute in Ehren
genannt wird. Die Wiege dieser Männer – Stanig stammte von
einer Bauersfamilie aus Bodenz in der Grafschaft Görz und
Thurwieser war der Sohn eines Müllers in Kramsach bei Brixlegg
- stand in den Bergen, Beide leitete ein anderes Motiv als die
Begeisterung für die Gebirgswelt und die Vorliebe für eine ge-
sunde, männliche Kraftbethätigung, und Beide haben, obwohl
durch Jahrzehnte von einander getrennt, in Salzburg ihre erste
Anregung empfangen: Stanig besuchte zu einer Zeit, als die Berge
in der gebildeten Welt noch kaum mit ihren Namen bekannt
waren, den Grossglockner, Watzmann, Hohen Göll, Rathhauskogel,
Preber, Untersberg, Hochstaufen, Schafberg, Triglav, das
Heukareck, die Hohe Salve, und wer seine in dieser „Zeitschrift“
niedergelegten klassischen, von echt alpinem Geiste durchwehten
Schilderungen kennt, wird mit ihm bedauern, dass seine „bren-
nende Begierde, andere merkwürdige Berge zu ersteigen“ nicht
erfüllt werden konnte.

Nicht höher als Tourist, aber näher unserem Herzen und
unserer Zeit steht Thurwieser. Thurwieser und sein Schüler und
Freund, Kardinal Friedrich Fürst Schwarzenberg, trieben das
Bergsteigen als systematische Ferienerholung. Als Letzterer ein-
mal als Erzbischof von Salzburg auf einer Firmungsreise zu Lofer
im Pinzgau einen feierlichen Einzug hielt, schüttelte er vor allen
Anwesenden zuerst einem Gemsjäger, der ihm als Führer gedient
hatte, kräftig die Hand, was bei den versammelten geistlichen
und weltlichen Honoratioren keine geringe Verstimmung hervorrief.
Sehr beträchtlich ist die Zahl der vom Kardinal Fürst Schwarzen-
berg erstiegenen Hochgipfel, über 70 Jahre alt besuchte er noch
den Untersberg. Thurwieser dürfte im Ganzen über 70 Berge
erklommen haben. „Exercitatis addit vires!“, so sagt Thurwieser
in seinen hinterlassenen Papieren. „Ich bin, wenn ich am meisten
steige, am gesündesten, wozu auch der geistige Genuss, die Freude
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[110/0016] L. Purtscheller welt des Karstes sind Gegenstände seiner geistvollen, tief empfun- denen Reflexionen. Ein scharfer Blick, eine dichterische Phantasie, originelle Denk- und Darstellungsweise vereinigen sich bei Noë zu oft klassischer Vollendung, und wie das Alpenglühen über den hohen, schneeblinkenden Gipfeln, so liegt auch über seinen Schil- derungen das Farbenspiel einer wunderbaren Poesie. Die Epoche der eigentlichen Hochtouristik wird eingeleitet durch zwei Vertreter des geistlichen Standes, Valentin Stanig und Peter Karl Thurwieser, deren Name noch heute in Ehren genannt wird. Die Wiege dieser Männer – Stanig stammte von einer Bauersfamilie aus Bodenz in der Grafschaft Görz und Thurwieser war der Sohn eines Müllers in Kramsach bei Brixlegg - stand in den Bergen, Beide leitete ein anderes Motiv als die Begeisterung für die Gebirgswelt und die Vorliebe für eine ge- sunde, männliche Kraftbethätigung, und Beide haben, obwohl durch Jahrzehnte von einander getrennt, in Salzburg ihre erste Anregung empfangen: Stanig besuchte zu einer Zeit, als die Berge in der gebildeten Welt noch kaum mit ihren Namen bekannt waren, den Grossglockner, Watzmann, Hohen Göll, Rathhauskogel, Preber, Untersberg, Hochstaufen, Schafberg, Triglav, das Heukareck, die Hohe Salve, und wer seine in dieser „Zeitschrift“ niedergelegten klassischen, von echt alpinem Geiste durchwehten Schilderungen kennt, wird mit ihm bedauern, dass seine „bren- nende Begierde, andere merkwürdige Berge zu ersteigen“ nicht erfüllt werden konnte. Nicht höher als Tourist, aber näher unserem Herzen und unserer Zeit steht Thurwieser. Thurwieser und sein Schüler und Freund, Kardinal Friedrich Fürst Schwarzenberg, trieben das Bergsteigen als systematische Ferienerholung. Als Letzterer ein- mal als Erzbischof von Salzburg auf einer Firmungsreise zu Lofer im Pinzgau einen feierlichen Einzug hielt, schüttelte er vor allen Anwesenden zuerst einem Gemsjäger, der ihm als Führer gedient hatte, kräftig die Hand, was bei den versammelten geistlichen und weltlichen Honoratioren keine geringe Verstimmung hervorrief. Sehr beträchtlich ist die Zahl der vom Kardinal Fürst Schwarzen- berg erstiegenen Hochgipfel, über 70 Jahre alt besuchte er noch den Untersberg. Thurwieser dürfte im Ganzen über 70 Berge erklommen haben. „Exercitatis addit vires!“, so sagt Thurwieser in seinen hinterlassenen Papieren. „Ich bin, wenn ich am meisten steige, am gesündesten, wozu auch der geistige Genuss, die Freude des Herzens nicht wenig beitragen mögen; ja selbst die vielen

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Zitationshilfe: Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176, hier S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/purtscheller_alpinismus_1894/16>, abgerufen am 24.11.2024.