Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.erstes Capitel. zu er verpflichtet ist/ eine Unwis-senheit/ oder Jrrthum vorschü- tzen wolte/ so wird ihm solches von der Beschuldigung nicht be- freyen. Denn wer einen mit Ge- setzen und Pflicht verbindet/ der pfle- get auch/ und ist schuldig/ zuförderst dahin zu sehen/ daß der verpflichtete dessen/ woran er sich zu halten hat/ kündig werde. Deßwegen werden auch die Gesetze/ und Amts-Reguln nach des Unterthanen Capacität ein- gerichtet; Und gleich wie dieses allezeit höchst-vonnöthen ist; also muß ein jeder Unterthan/ oder Pflicht-Ver- wandter hinwiederum auch seines Orts dran seyn/ daß er dieselbigen wohl fasse/ und behalte. Wer nun dißfalls selbst an seiner Unwissenheit Ursache ist/ der muß auch billig von alle denjenigen Rechenschafft geben/ das aus sothaniger Unwissenheit ent- stehet. §. 22.
erſtes Capitel. zu er verpflichtet iſt/ eine Unwiſ-ſenheit/ oder Jrꝛthum vorſchuͤ- tzen wolte/ ſo wird ihm ſolches von der Beſchuldigung nicht be- freyen. Denn wer einen mit Ge- ſetzen und Pflicht verbindet/ der pfle- get auch/ und iſt ſchuldig/ zufoͤrderſt dahin zu ſehen/ daß der verpflichtete deſſen/ woran er ſich zu halten hat/ kuͤndig werde. Deßwegen werden auch die Geſetze/ und Amts-Reguln nach des Unterthanẽ Capacität ein- gerichtet; Uñ gleich wie dieſes allezeit hoͤchſt-vonnoͤthen iſt; alſo muß ein jeder Unterthan/ oder Pflicht-Ver- wandter hinwiederum auch ſeines Orts dran ſeyn/ daß er dieſelbigen wohl faſſe/ und behalte. Wer nun dißfalls ſelbſt an ſeiner Unwiſſenheit Urſache iſt/ der muß auch billig von alle denjenigen Rechenſchafft geben/ das aus ſothaniger Unwiſſenheit ent- ſtehet. §. 22.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0099" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">erſtes Capitel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">zu er verpflichtet iſt/ eine Unwiſ-<lb/> ſenheit/ oder Jrꝛthum vorſchuͤ-<lb/> tzen wolte/ ſo wird ihm ſolches<lb/> von der Beſchuldigung nicht be-<lb/> freyen.</hi> Denn wer einen mit Ge-<lb/> ſetzen und Pflicht verbindet/ der pfle-<lb/> get auch/ und iſt ſchuldig/ zufoͤrderſt<lb/> dahin zu ſehen/ daß der verpflichtete<lb/> deſſen/ woran er ſich zu halten hat/<lb/> kuͤndig werde. Deßwegen werden<lb/> auch die Geſetze/ und Amts-Reguln<lb/> nach des Unterthanẽ <hi rendition="#aq">Capacität</hi> ein-<lb/> gerichtet; Uñ gleich wie dieſes allezeit<lb/> hoͤchſt-vonnoͤthen iſt; alſo muß ein<lb/> jeder Unterthan/ oder Pflicht-Ver-<lb/> wandter hinwiederum auch ſeines<lb/> Orts dran ſeyn/ daß er dieſelbigen<lb/> wohl faſſe/ und behalte. Wer nun<lb/> dißfalls ſelbſt an ſeiner Unwiſſenheit<lb/> Urſache iſt/ der muß auch billig von<lb/> alle denjenigen Rechenſchafft geben/<lb/> das aus ſothaniger Unwiſſenheit ent-<lb/> ſtehet.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 22.</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0099]
erſtes Capitel.
zu er verpflichtet iſt/ eine Unwiſ-
ſenheit/ oder Jrꝛthum vorſchuͤ-
tzen wolte/ ſo wird ihm ſolches
von der Beſchuldigung nicht be-
freyen. Denn wer einen mit Ge-
ſetzen und Pflicht verbindet/ der pfle-
get auch/ und iſt ſchuldig/ zufoͤrderſt
dahin zu ſehen/ daß der verpflichtete
deſſen/ woran er ſich zu halten hat/
kuͤndig werde. Deßwegen werden
auch die Geſetze/ und Amts-Reguln
nach des Unterthanẽ Capacität ein-
gerichtet; Uñ gleich wie dieſes allezeit
hoͤchſt-vonnoͤthen iſt; alſo muß ein
jeder Unterthan/ oder Pflicht-Ver-
wandter hinwiederum auch ſeines
Orts dran ſeyn/ daß er dieſelbigen
wohl faſſe/ und behalte. Wer nun
dißfalls ſelbſt an ſeiner Unwiſſenheit
Urſache iſt/ der muß auch billig von
alle denjenigen Rechenſchafft geben/
das aus ſothaniger Unwiſſenheit ent-
ſtehet.
§. 22.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |