Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.erstes Capitel. gel durch gebührenden Fleiß ab-zuhelffen/ und denen Natürli- chen Kräfften zustatten zu kom- men verabsäumet hat. Also/ weil sich niemand einen durchdringenden Verstand/ und starcken Leib selbst geben kan/ so hat man auch dieser- wegen niemanden etwas beyzumes- sen/ ausser/ was er etwa durch gute Cultivirung selbst beygetragen/ oder gegentheils durch eigene Faulheit daran verlässet hat. Gleichfalls so darff man auch einen Bauer seine grobe Sitten so nicht vorübel halten/ als wenn ein Bürger/ oder Hof- Mann darmit aufgezogen käme. Der- halben wäre es sehr abgeschmackt/ wenn man einen/ zum Exempel/ seine kleine Statur/ heßliche Leibes- Gestalt/ und andere dergleichen Mängel vorwerffen wolte/ derer Ursache/ oder änderung doch bey ih- me in geringsten nicht gestanden. §. 20.
erſtes Capitel. gel durch gebuͤhrenden Fleiß ab-zuhelffen/ und denen Natuͤrli- chen Kraͤfften zuſtatten zu kom- men verabſaͤumet hat. Alſo/ weil ſich niemand einen durchdringenden Verſtand/ und ſtarcken Leib ſelbſt geben kan/ ſo hat man auch dieſer- wegen niemanden etwas beyzumeſ- ſen/ auſſer/ was er etwa durch gute Cultivirung ſelbſt beygetragen/ oder gegentheils durch eigene Faulheit daran verlaͤſſet hat. Gleichfalls ſo darff man auch einen Bauer ſeine grobe Sitten ſo nicht voruͤbel halten/ als wenn ein Buͤrger/ oder Hof- Mañ darmit aufgezogen kaͤme. Der- halben waͤre es ſehr abgeſchmackt/ wenn man einen/ zum Exempel/ ſeine kleine Statur/ heßliche Leibes- Geſtalt/ und andere dergleichen Maͤngel vorwerffen wolte/ derer Urſache/ oder aͤnderung doch bey ih- me in geringſten nicht geſtanden. §. 20.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0097" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">erſtes Capitel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">gel durch gebuͤhrenden Fleiß ab-<lb/> zuhelffen/ und denen Natuͤrli-<lb/> chen Kraͤfften zuſtatten zu kom-<lb/> men verabſaͤumet hat.</hi> Alſo/ weil<lb/> ſich niemand einen durchdringenden<lb/> Verſtand/ und ſtarcken Leib ſelbſt<lb/> geben kan/ ſo hat man auch dieſer-<lb/> wegen niemanden etwas beyzumeſ-<lb/> ſen/ auſſer/ was er etwa durch gute<lb/><hi rendition="#aq">Cultivir</hi>ung ſelbſt beygetragen/ oder<lb/> gegentheils durch eigene Faulheit<lb/> daran verlaͤſſet hat. Gleichfalls ſo<lb/> darff man auch einen Bauer ſeine<lb/> grobe Sitten ſo nicht voruͤbel halten/<lb/> als wenn ein Buͤrger/ oder Hof-<lb/> Mañ darmit aufgezogen kaͤme. Der-<lb/> halben waͤre es ſehr abgeſchmackt/<lb/> wenn man einen/ zum Exempel/<lb/> ſeine kleine Statur/ heßliche Leibes-<lb/> Geſtalt/ und andere dergleichen<lb/> Maͤngel vorwerffen wolte/ derer<lb/> Urſache/ oder aͤnderung doch bey ih-<lb/> me in geringſten nicht geſtanden.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 20.</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0097]
erſtes Capitel.
gel durch gebuͤhrenden Fleiß ab-
zuhelffen/ und denen Natuͤrli-
chen Kraͤfften zuſtatten zu kom-
men verabſaͤumet hat. Alſo/ weil
ſich niemand einen durchdringenden
Verſtand/ und ſtarcken Leib ſelbſt
geben kan/ ſo hat man auch dieſer-
wegen niemanden etwas beyzumeſ-
ſen/ auſſer/ was er etwa durch gute
Cultivirung ſelbſt beygetragen/ oder
gegentheils durch eigene Faulheit
daran verlaͤſſet hat. Gleichfalls ſo
darff man auch einen Bauer ſeine
grobe Sitten ſo nicht voruͤbel halten/
als wenn ein Buͤrger/ oder Hof-
Mañ darmit aufgezogen kaͤme. Der-
halben waͤre es ſehr abgeſchmackt/
wenn man einen/ zum Exempel/
ſeine kleine Statur/ heßliche Leibes-
Geſtalt/ und andere dergleichen
Maͤngel vorwerffen wolte/ derer
Urſache/ oder aͤnderung doch bey ih-
me in geringſten nicht geſtanden.
§. 20.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |