Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des andern Buchs etwas an sich selbst ungerechtes voll-bringen/ dabey doch die Sünde und Verantwortung einig und allein auff dem Regenten hafftet; allein daß ein Unterthan/ der Obrigkeit zu gefallen/ vor sich und unter seinem Nahmen ei- ne wider das Natur- und Göttliche Gesetz lauffende That verübe/ das kan durchaus nicht ohne Verletzung sei- nes Gewissens geschehen. Und da- her kömmet es/ daß/ wenn zum Ex. ein Unterthan auff der Landes- Obrigkeit Befehl die Waffen auch in einem unrechtmäßigen Kriege er- greiffet/ er sich dennoch hieran nicht versündiget; wenn aber einer auff eben deroselben Begehr einen Un- schuldigen verdammen/ falsch Zeu- gniß ablegen und einem was böses schuld geben wollte/ so würde es kei- nes weges ohne Sünde abgehen kön- nen. Denn die Waffen führet er im Nahmen seines hohen Landes- Herrn/
Des andern Buchs etwas an ſich ſelbſt ungerechtes voll-bringen/ dabey doch die Suͤnde und Verantwortung einig und allein auff dem Regenten hafftet; allein daß ein Unterthan/ der Obrigkeit zu gefallen/ vor ſich und unter ſeinem Nahmen ei- ne wider das Natur- und Goͤttliche Geſetz lauffende That veruͤbe/ das kan durchaus nicht ohne Verletzung ſei- nes Gewiſſens geſchehen. Und da- her koͤmmet es/ daß/ wenn zum Ex. ein Unteꝛthan auff der Landes- Obrigkeit Befehl die Waffen auch in einem unrechtmaͤßigen Kriege er- greiffet/ er ſich dennoch hieran nicht verſuͤndiget; wenn aber einer auff eben deroſelben Begehr einen Un- ſchuldigen verdammen/ falſch Zeu- gniß ablegen und einem was boͤſes ſchuld geben wollte/ ſo wuͤrde es kei- nes weges ohne Suͤnde abgehen koͤn- nen. Denn die Waffen fuͤhret er im Nahmen ſeines hohen Landes- Herrn/
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Des andern Buchs
etwas an ſich ſelbſt ungerechtes voll-
bringen/ dabey doch die Suͤnde und
Verantwortung einig und allein auff
dem Regenten hafftet; allein daß ein
Unterthan/ der Obrigkeit zu gefallen/
vor ſich und unter ſeinem Nahmen ei-
ne wider das Natur- und Goͤttliche
Geſetz lauffende That veruͤbe/ das kan
durchaus nicht ohne Verletzung ſei-
nes Gewiſſens geſchehen. Und da-
her koͤmmet es/ daß/ wenn zum Ex.
ein Unteꝛthan auff der Landes-
Obrigkeit Befehl die Waffen auch in
einem unrechtmaͤßigen Kriege er-
greiffet/ er ſich dennoch hieran nicht
verſuͤndiget; wenn aber einer auff
eben deroſelben Begehr einen Un-
ſchuldigen verdammen/ falſch Zeu-
gniß ablegen und einem was boͤſes
ſchuld geben wollte/ ſo wuͤrde es kei-
nes weges ohne Suͤnde abgehen koͤn-
nen. Denn die Waffen fuͤhret er im
Nahmen ſeines hohen Landes-
Herrn/
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