Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

zehendes Capitel.
mehr/ als eine Art/ wodurch sich der-
selbige zu Tage leget. Denn bißwei-
len müssen sich etliche durch Krieges-
Gewalt
in des Uberwinders Willen
und unter seine Bothmäßigkeit bege-
ben; bißweilen aber geräth ein Volck
von selbst auff den Willen und End-
schluß/ einen Printzen durch freye
Wahl über sich zu setzen.

§. 2.

Jene gewaltsame Art zur
Herrschafft zu gelangen heisset eine
Occupir- oder Einnehmung/ da
einer nemlich durch rechtmäßige Ur-
sachen zur Ergreiffung der Waffen
genöthiget das Glücke hat/ ein Volck
so weit einzutreiben/ daß es sich sei-
nem Dominat forthin unterwerffen
müsse. Den rechtmäßigen Titul zu
sothaner Hoheit bekömmet er nicht al-
lein daher/ daß er/ als ein sieghaffter
Feind/ wenn er mit der Schärffe ver-
fahren wollen/ denen Uberwundenen
das Leben gantz und gar nehmen kön-

nen/
Y 6

zehendes Capitel.
mehr/ als eine Art/ wodurch ſich der-
ſelbige zu Tage leget. Denn bißwei-
len muͤſſen ſich etliche durch Krieges-
Gewalt
in des Uberwinders Willen
und unter ſeine Bothmaͤßigkeit bege-
ben; bißweilen aber geraͤth ein Volck
von ſelbſt auff den Willen und End-
ſchluß/ einen Printzen durch freye
Wahl uͤber ſich zu ſetzen.

§. 2.

Jene gewaltſame Art zur
Herrſchafft zu gelangen heiſſet eine
Occupir- oder Einnehmung/ da
einer nemlich durch rechtmaͤßige Ur-
ſachen zur Ergreiffung der Waffen
genoͤthiget das Gluͤcke hat/ ein Volck
ſo weit einzutreiben/ daß es ſich ſei-
nem Dominat forthin unterwerffen
muͤſſe. Den rechtmaͤßigen Titul zu
ſothaner Hoheit bekoͤmmet er nicht al-
lein daher/ daß er/ als ein ſieghaffter
Feind/ wenn er mit der Schaͤrffe ver-
fahren wollen/ denen Uberwundenen
das Leben gantz und gar nehmen koͤn-

nen/
Y 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0567" n="503"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zehendes Capitel.</hi></fw><lb/>
mehr/ als eine Art/ wodurch &#x017F;ich der-<lb/>
&#x017F;elbige zu Tage leget. Denn bißwei-<lb/>
len mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich etliche <hi rendition="#fr">durch Krieges-<lb/>
Gewalt</hi> in des Uberwinders Willen<lb/>
und unter &#x017F;eine Bothma&#x0364;ßigkeit bege-<lb/>
ben; bißweilen aber gera&#x0364;th ein Volck<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t auff den Willen und End-<lb/>
&#x017F;chluß/ einen Printzen durch freye<lb/>
Wahl u&#x0364;ber &#x017F;ich zu &#x017F;etzen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Jene gewalt&#x017F;ame Art zur<lb/>
Herr&#x017F;chafft zu gelangen hei&#x017F;&#x017F;et eine<lb/><hi rendition="#fr">Occupir- oder Einnehmung/</hi> da<lb/>
einer nemlich durch rechtma&#x0364;ßige Ur-<lb/>
&#x017F;achen zur Ergreiffung der Waffen<lb/>
geno&#x0364;thiget das Glu&#x0364;cke hat/ ein Volck<lb/>
&#x017F;o weit einzutreiben/ daß es &#x017F;ich &#x017F;ei-<lb/>
nem Dominat forthin unterwerffen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Den rechtma&#x0364;ßigen Titul zu<lb/>
&#x017F;othaner Hoheit beko&#x0364;mmet er nicht al-<lb/>
lein daher/ daß er/ als ein &#x017F;ieghaffter<lb/>
Feind/ wenn er mit der Scha&#x0364;rffe ver-<lb/>
fahren wollen/ denen Uberwundenen<lb/>
das Leben gantz und gar nehmen ko&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 6</fw><fw place="bottom" type="catch">nen/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0567] zehendes Capitel. mehr/ als eine Art/ wodurch ſich der- ſelbige zu Tage leget. Denn bißwei- len muͤſſen ſich etliche durch Krieges- Gewalt in des Uberwinders Willen und unter ſeine Bothmaͤßigkeit bege- ben; bißweilen aber geraͤth ein Volck von ſelbſt auff den Willen und End- ſchluß/ einen Printzen durch freye Wahl uͤber ſich zu ſetzen. §. 2. Jene gewaltſame Art zur Herrſchafft zu gelangen heiſſet eine Occupir- oder Einnehmung/ da einer nemlich durch rechtmaͤßige Ur- ſachen zur Ergreiffung der Waffen genoͤthiget das Gluͤcke hat/ ein Volck ſo weit einzutreiben/ daß es ſich ſei- nem Dominat forthin unterwerffen muͤſſe. Den rechtmaͤßigen Titul zu ſothaner Hoheit bekoͤmmet er nicht al- lein daher/ daß er/ als ein ſieghaffter Feind/ wenn er mit der Schaͤrffe ver- fahren wollen/ denen Uberwundenen das Leben gantz und gar nehmen koͤn- nen/ Y 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/567
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/567>, abgerufen am 24.11.2024.