Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Vorrede. worden/ iedoch beyde von gantz unglei-cher Art; Deren einer sittsam/ höflich/ und sehr begierig zum Studiren; Der andere hingegen liederlich und muthwil- lig/ der mehr von galanisiren/ als von Büchern hielte. Beyde haben sie einer- ley Pflicht auf sich/ nemlich/ daß sie fleissig studiren sollen. Allein sie brau- chen zweyerley Zucht und Gesetze. Den ersten darff man nur schlechter Din- ges sagen/ was er thun/ wenn und wie er seine Studia angreiffen soll. Den andern aber muß man unter ernst- licher Bedrohung verbieten/ daß er nicht herum lauffe/ daß er nicht spie- le/ daß er die Bücher nicht verkauffe/ daß er sich in seinen Exercitiis keinen an- dern helffen lasse/ daß er nicht den Frau- enzimmer und Sauffen nach gehe. Wenn man nun dis den ersten und wohlgezoge- nen Knaben vorsagen/ und immer ein- bläuen wolte/ so würde er wohl bitten/ daß man ihm doch darmit verschonen/ und es vielmehr denenjenigen vorhalten mögte/ die der gleichen bedürffen. Hier- aus kan man nun Handgreiflich abneh- men/ (11)
Vorrede. worden/ iedoch beyde von gantz unglei-cher Art; Deren einer ſittſam/ hoͤflich/ und ſehr begierig zum Studiren; Der andere hingegen liederlich und muthwil- lig/ der mehr von galaniſiren/ als von Buͤchern hielte. Beyde haben ſie einer- ley Pflicht auf ſich/ nemlich/ daß ſie fleiſſig ſtudiren ſollen. Allein ſie brau- chen zweyerley Zucht und Geſetze. Den erſten darff man nur ſchlechter Din- ges ſagen/ was er thun/ wenn und wie er ſeine Studia angreiffen ſoll. Den andern aber muß man unter ernſt- licher Bedrohung verbieten/ daß er nicht herum lauffe/ daß er nicht ſpie- le/ daß er die Buͤcher nicht verkauffe/ daß er ſich in ſeinen Exercitiis keinen an- dern helffen laſſe/ daß er nicht den Frau- enzimmer und Sauffen nach gehe. Weñ man nun dis den erſten und wohlgezoge- nen Knaben vorſagen/ und immer ein- blaͤuen wolte/ ſo wuͤrde er wohl bitten/ daß man ihm doch darmit verſchonen/ und es vielmehr denenjenigen vorhalten moͤgte/ die der gleichen beduͤrffen. Hier- aus kan man nun Handgreiflich abneh- men/ (11)
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Vorrede.
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und ſehr begierig zum Studiren; Der
andere hingegen liederlich und muthwil-
lig/ der mehr von galaniſiren/ als von
Buͤchern hielte. Beyde haben ſie einer-
ley Pflicht auf ſich/ nemlich/ daß ſie
fleiſſig ſtudiren ſollen. Allein ſie brau-
chen zweyerley Zucht und Geſetze. Den
erſten darff man nur ſchlechter Din-
ges ſagen/ was er thun/ wenn und
wie er ſeine Studia angreiffen ſoll. Den
andern aber muß man unter ernſt-
licher Bedrohung verbieten/ daß
er nicht herum lauffe/ daß er nicht ſpie-
le/ daß er die Buͤcher nicht verkauffe/
daß er ſich in ſeinen Exercitiis keinen an-
dern helffen laſſe/ daß er nicht den Frau-
enzimmer und Sauffen nach gehe. Weñ
man nun dis den erſten und wohlgezoge-
nen Knaben vorſagen/ und immer ein-
blaͤuen wolte/ ſo wuͤrde er wohl bitten/
daß man ihm doch darmit verſchonen/
und es vielmehr denenjenigen vorhalten
moͤgte/ die der gleichen beduͤrffen. Hier-
aus kan man nun Handgreiflich abneh-
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