Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des andern Buchs so kan er solches/ ehe ers vor Hun-ger sterben liesse/ entweder jeman- den verpfänden/ oder es in eine leid- liche Dienstbarkeit veräussern/ zum wenigsten auf wiederkäuflich/ wenn nemlich der Vater zu bessern Glück und Mitteln kommen/ oder einer von den Verwandten dasselbe wie- der an sich lösen möchte. Wofern aber die Eltern ein Kind aus unmenschli- cher Leichtfertigkeit aussetzen und von sich werffen/ so trit derjenige/ so sel- biges aufnimmet und erziehet/ auch in das väterliche Recht/ und hingegen ist ihm solch Pflege-Kind zu allen kindlichen Respect und Liebe verbun- den. §. 10. So wenig nun einen bre-
Des andern Buchs ſo kan er ſolches/ ehe ers vor Hun-ger ſterben lieſſe/ entweder jeman- den verpfaͤnden/ oder es in eine leid- liche Dienſtbarkeit veraͤuſſern/ zum wenigſten auf wiederkaͤuflich/ wenn nemlich der Vater zu beſſern Gluͤck und Mitteln kommen/ oder einer von den Verwandten daſſelbe wie- der an ſich loͤſen moͤchte. Wofern aber die Eltern ein Kind aus unmenſchli- cher Leichtfertigkeit ausſetzen und von ſich werffen/ ſo trit derjenige/ ſo ſel- biges aufnimmet und erziehet/ auch in das väterliche Recht/ und hingegen iſt ihm ſolch Pflege-Kind zu allen kindlichen Reſpect und Liebe verbun- den. §. 10. So wenig nun einen bre-
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Des andern Buchs
ſo kan er ſolches/ ehe ers vor Hun-
ger ſterben lieſſe/ entweder jeman-
den verpfaͤnden/ oder es in eine leid-
liche Dienſtbarkeit veraͤuſſern/ zum
wenigſten auf wiederkaͤuflich/ wenn
nemlich der Vater zu beſſern Gluͤck
und Mitteln kommen/ oder einer
von den Verwandten daſſelbe wie-
der an ſich loͤſen moͤchte. Wofern aber
die Eltern ein Kind aus unmenſchli-
cher Leichtfertigkeit ausſetzen und von
ſich werffen/ ſo trit derjenige/ ſo ſel-
biges aufnimmet und erziehet/ auch
in das väterliche Recht/ und hingegen
iſt ihm ſolch Pflege-Kind zu allen
kindlichen Reſpect und Liebe verbun-
den.
§. 10. So wenig nun einen
Vater gebuͤhret ſeine Kinder aus
der Familie zu verſtoſſen/ und ſich
ohne ſehr erhebliche Urſachen deren
Auferziehung und Huͤlffe/ ſo lange
ſie derſelben beduͤrfftig ſeynd/ zu ent-
bre-
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