Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des andern Buchs nisse der heiligen Schrifft/ gleich an-fänglich der väterlichen Gewalt un- terworffen gewesen. Und nichts destoweniger ist dieser Natürliche Stand hermachmals unter theils Leuten aufgekommen. Denn es seynd die Ersten/ um die weite und wüste Welt zu besetzen/ und so wohl sich/ als ihren Viehe einen mehrern Raum zu verschaffen/ mit Verlas- sung derer väterlichen Wohnungen an unterschiedene Oerter ausgewi- chen/ und hat/ was männlich war/ fast ein jedes seine eigene Familie auf- gerichtet. Unter deren Nachkom- menschafft/ die sich ebenfalls weiter zerstreuet/ ist endlich das genaue Band der Verwandschafft/ und die daher rührende Affection allgemäh- lich verloschen/ und nichts mehr übrig verblieben/ als der Rest der allgemeinen und aus der Natur- Gleichheit herflüss[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt][n]den Neigung; so
Des andern Buchs niſſe der heiligen Schrifft/ gleich an-faͤnglich der vaͤterlichen Gewalt un- terworffen geweſen. Und nichts deſtoweniger iſt dieſer Natuͤrliche Stand hermachmals unter theils Leuten aufgekommen. Denn es ſeynd die Erſten/ um die weite und wuͤſte Welt zu beſetzen/ und ſo wohl ſich/ als ihren Viehe einen mehrern Raum zu verſchaffen/ mit Verlaſ- ſung derer vaͤterlichen Wohnungen an unterſchiedene Oerter ausgewi- chen/ und hat/ was maͤnnlich war/ faſt ein jedes ſeine eigene Familie auf- gerichtet. Unter deren Nachkom- menſchafft/ die ſich ebenfalls weiter zerſtreuet/ iſt endlich das genaue Band der Verwandſchafft/ und die daher ruͤhrende Affection allgemaͤh- lich verloſchen/ und nichts mehr uͤbrig verblieben/ als der Reſt der allgemeinen und aus der Natur- Gleichheit herfluͤſſ[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt][n]den Neigung; ſo
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Des andern Buchs
niſſe der heiligen Schrifft/ gleich an-
faͤnglich der vaͤterlichen Gewalt un-
terworffen geweſen. Und nichts
deſtoweniger iſt dieſer Natuͤrliche
Stand hermachmals unter theils
Leuten aufgekommen. Denn es
ſeynd die Erſten/ um die weite und
wuͤſte Welt zu beſetzen/ und ſo wohl
ſich/ als ihren Viehe einen mehrern
Raum zu verſchaffen/ mit Verlaſ-
ſung derer vaͤterlichen Wohnungen
an unterſchiedene Oerter ausgewi-
chen/ und hat/ was maͤnnlich war/
faſt ein jedes ſeine eigene Familie auf-
gerichtet. Unter deren Nachkom-
menſchafft/ die ſich ebenfalls weiter
zerſtreuet/ iſt endlich das genaue
Band der Verwandſchafft/ und die
daher ruͤhrende Affection allgemaͤh-
lich verloſchen/ und nichts mehr
uͤbrig verblieben/ als der Reſt der
allgemeinen und aus der Natur-
Gleichheit herfluͤſſ_nden Neigung;
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