Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des andern Buchs menschlichen Natur/ als er itzo ver-handen ist/ behelffen müste. Wel- chem Zustande nach er wahrhafftig viel elender/ als einige Bestie/ seyn würde/ wenn man nur bedencket/ mit was vor einer Armsel- und Ge- brechligkeit der Mensch in die Welt kömmet/ und wie er also gleich ver- derben müste/ wann ihn andere Leu- te nicht zu Hülffe kämen; Ja wie ein wüstes und ungeschicktes Leben er verfuhren Würde/ wenn er sonst gar nichts hätte/ ausser dem/ so er etwa aus eigenen Kräfften und Witz erfin- den könte. Daß er nun aber bey so vieler Gebrechligkeit gleichwohl groß gewachsen/ daß er nunmehro so unzehlige Beqvemligkeiten vor sich findet/ daß er seinen Leib und Seele zu seinen eigenen und der Ge- sellschafft Besten so herrlich erbauen kan/ dis alles hat er derer andern Leute Hülffe und Willfährigkeit zu dan-
Des andern Buchs menſchlichen Natur/ als er itzo ver-handen iſt/ behelffen muͤſte. Wel- chem Zuſtande nach er wahrhafftig viel elender/ als einige Beſtie/ ſeyn wuͤrde/ wenn man nur bedencket/ mit was vor einer Armſel- und Ge- brechligkeit der Menſch in die Welt koͤmmet/ und wie er alſo gleich ver- derben muͤſte/ wann ihn andere Leu- te nicht zu Huͤlffe kaͤmen; Ja wie ein wuͤſtes und ungeſchicktes Leben er verfūhren Wuͤrde/ wenn er ſonſt gar nichts haͤtte/ auſſer dem/ ſo er etwa aus eigenen Kraͤfften und Witz erfin- den koͤnte. Daß er nun aber bey ſo vieler Gebrechligkeit gleichwohl groß gewachſen/ daß er nunmehro ſo unzehlige Beqvemligkeiten vor ſich findet/ daß er ſeinen Leib und Seele zu ſeinen eigenen und der Ge- ſellſchafft Beſten ſo herrlich erbauen kan/ dis alles hat er derer andern Leute Huͤlffe und Willfaͤhrigkeit zu dan-
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Des andern Buchs
menſchlichen Natur/ als er itzo ver-
handen iſt/ behelffen muͤſte. Wel-
chem Zuſtande nach er wahrhafftig
viel elender/ als einige Beſtie/ ſeyn
wuͤrde/ wenn man nur bedencket/
mit was vor einer Armſel- und Ge-
brechligkeit der Menſch in die Welt
koͤmmet/ und wie er alſo gleich ver-
derben muͤſte/ wann ihn andere Leu-
te nicht zu Huͤlffe kaͤmen; Ja wie ein
wuͤſtes und ungeſchicktes Leben er
verfūhren Wuͤrde/ wenn er ſonſt gar
nichts haͤtte/ auſſer dem/ ſo er etwa
aus eigenen Kraͤfften und Witz erfin-
den koͤnte. Daß er nun aber bey
ſo vieler Gebrechligkeit gleichwohl
groß gewachſen/ daß er nunmehro
ſo unzehlige Beqvemligkeiten vor
ſich findet/ daß er ſeinen Leib und
Seele zu ſeinen eigenen und der Ge-
ſellſchafft Beſten ſo herrlich erbauen
kan/ dis alles hat er derer andern
Leute Huͤlffe und Willfaͤhrigkeit zu
dan-
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