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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Vorrede.
cepto affirmativo dürffen anbefohlen
werden/ daß sie GOtt/ ihren und der
gantzen Welt wohlerkannten Schöpffer
lieben/ ehren/ und anbeten solten. Eben-
falls ist es auch mit dem andern Ge-
setze
bewandt. Denn warum hätte de-
nenjenigen im Stande der Vollkom-
menheit durch ein Verbot sollen unter-
saget werden/ GOtt zu lästern/ die
doch seine heilige Majestät und grosse
Wohlthaten erkanten/ die keine böse Be-
gierden anreitzeten/ und deren Gemü-
ther in den von GOtt ihnen angewiese-
nen Zustande geruhig verharreten? Wie
hätten diese auf eine solche Unsinnigkeit
gerathen können? Also hätte man sie
nur durch ein blosses Gebot erinnern
dürffen/ daß sie den Nahmen GOt-
tes ehren mögten.
Allein mit den
dritten und vierdten hat es eine an-
dere Bewandniß. Denn weil dieselbi-
gen Gebots-weise abgefasset seynd/ und
die verderbte Natur nicht eben nothwen-
dig praesupponiren/ so können sie so
wohl vor/ als nach den Falle/ statt finden.
Was aber die übrigen Decalogischen

Ge-

Vorrede.
ceptô affirmativô dürffen anbefohlen
werden/ daß ſie GOtt/ ihren und der
gantzen Welt wohlerkañten Schoͤpffer
lieben/ ehren/ und anbeten ſolten. Eben-
falls iſt es auch mit dem andern Ge-
ſetze
bewandt. Denn warum haͤtte de-
nenjenigen im Stande der Vollkom-
menheit durch ein Verbot ſollen unter-
ſaget werden/ GOtt zu laͤſtern/ die
doch ſeine heilige Majeſtaͤt und groſſe
Wohlthaten erkanten/ die keine boͤſe Be-
gierden anreitzeten/ und deren Gemuͤ-
ther in den von GOtt ihnen angewieſe-
nen Zuſtande geruhig verharreten? Wie
haͤtten dieſe auf eine ſolche Unſinnigkeit
gerathen koͤnnen? Alſo haͤtte man ſie
nur durch ein bloſſes Gebot erinnern
duͤrffen/ daß ſie den Nahmen GOt-
tes ehren moͤgten.
Allein mit den
dritten und vierdten hat es eine an-
dere Bewandniß. Denn weil dieſelbi-
gen Gebots-weiſe abgefaſſet ſeynd/ und
die verderbte Natur nicht eben nothwen-
dig præſupponiren/ ſo koͤnnen ſie ſo
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[0045] Vorrede. ceptô affirmativô dürffen anbefohlen werden/ daß ſie GOtt/ ihren und der gantzen Welt wohlerkañten Schoͤpffer lieben/ ehren/ und anbeten ſolten. Eben- falls iſt es auch mit dem andern Ge- ſetze bewandt. Denn warum haͤtte de- nenjenigen im Stande der Vollkom- menheit durch ein Verbot ſollen unter- ſaget werden/ GOtt zu laͤſtern/ die doch ſeine heilige Majeſtaͤt und groſſe Wohlthaten erkanten/ die keine boͤſe Be- gierden anreitzeten/ und deren Gemuͤ- ther in den von GOtt ihnen angewieſe- nen Zuſtande geruhig verharreten? Wie haͤtten dieſe auf eine ſolche Unſinnigkeit gerathen koͤnnen? Alſo haͤtte man ſie nur durch ein bloſſes Gebot erinnern duͤrffen/ daß ſie den Nahmen GOt- tes ehren moͤgten. Allein mit den dritten und vierdten hat es eine an- dere Bewandniß. Denn weil dieſelbi- gen Gebots-weiſe abgefaſſet ſeynd/ und die verderbte Natur nicht eben nothwen- dig præſupponiren/ ſo koͤnnen ſie ſo wohl vor/ als nach den Falle/ ſtatt finden. Was aber die uͤbrigen Decalogiſchen Ge-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/45>, abgerufen am 26.11.2024.