Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Vorrede. äusserlich den Schein eines tugendhaff-ten Wandels hat/ innerlich aber von einen unreinen und unheiligen Ursprun- ge herrühret. Und dis scheinet/ sey auch die Ursache/ warum in der Heil. Schrifft nicht so offt von denenjenigen Verbre- chen und Lastern gehandelt wird/ welche die Menschen in ihren Gerichten ab- straffen/ und darüber sie selbst Urtheil und Recht sprechen können/ als von de- nenjenigen/ welche (wie der weise Se- neca an einem Orte redet/) extra tabu- las publicas, und ausser denen öffentli- chen Gesetz-Büchern zu befinden seynd/ wie denn ein ieder leicht ermessen kan/ welcher die daselbst enthaltenen Gebote und Tugenden genau betrachtet. Wie- wohl keinesweges zuleugnen ist/ daß die Moral-Theologie hie benebenst auch das bürgerliche Tugend-Leben treflich be- fördere/ indem die wahren Christen- Tugenden der Menschen Gemüther zu Unterhaltung der menschlichen Gesell- schafft sehr geschickt machen/ wie wir an- derswo weiter erweisen. Und ingegen- theil/ wenn man einen siehet/ der sich/ als (7)
Vorrede. aͤuſſerlich den Schein eines tugendhaff-ten Wandels hat/ innerlich aber von einen unreinen und unheiligen Urſprun- ge herruͤhret. Und dis ſcheinet/ ſey auch die Urſache/ warum in der Heil. Schrifft nicht ſo offt von denenjenigen Verbre- chen und Laſtern gehandelt wird/ welche die Menſchen in ihren Gerichten ab- ſtraffen/ und daruͤber ſie ſelbſt Urtheil und Recht ſprechen koͤnnen/ als von de- nenjenigen/ welche (wie der weiſe Se- neca an einem Orte redet/) extra tabu- las publicas, und auſſer denen oͤffentli- chen Geſetz-Buͤchern zu befinden ſeynd/ wie denn ein ieder leicht ermeſſen kan/ welcher die daſelbſt enthaltenen Gebote und Tugenden genau betrachtet. Wie- wohl keinesweges zuleugnen iſt/ daß die Moral-Theologie hie benebenſt auch das buͤrgerliche Tugend-Leben treflich be- foͤrdere/ indem die wahren Chriſten- Tugenden der Menſchen Gemuͤther zu Unterhaltung der menſchlichen Geſell- ſchafft ſehr geſchickt machen/ wie wir an- derswo weiter erweiſen. Und ingegen- theil/ wenn man einen ſiehet/ der ſich/ als (7)
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Vorrede.
aͤuſſerlich den Schein eines tugendhaff-
ten Wandels hat/ innerlich aber von
einen unreinen und unheiligen Urſprun-
ge herruͤhret. Und dis ſcheinet/ ſey auch
die Urſache/ warum in der Heil. Schrifft
nicht ſo offt von denenjenigen Verbre-
chen und Laſtern gehandelt wird/ welche
die Menſchen in ihren Gerichten ab-
ſtraffen/ und daruͤber ſie ſelbſt Urtheil
und Recht ſprechen koͤnnen/ als von de-
nenjenigen/ welche (wie der weiſe Se-
neca an einem Orte redet/) extra tabu-
las publicas, und auſſer denen oͤffentli-
chen Geſetz-Buͤchern zu befinden ſeynd/
wie denn ein ieder leicht ermeſſen kan/
welcher die daſelbſt enthaltenen Gebote
und Tugenden genau betrachtet. Wie-
wohl keinesweges zuleugnen iſt/ daß die
Moral-Theologie hie benebenſt auch
das buͤrgerliche Tugend-Leben treflich be-
foͤrdere/ indem die wahren Chriſten-
Tugenden der Menſchen Gemuͤther zu
Unterhaltung der menſchlichen Geſell-
ſchafft ſehr geſchickt machen/ wie wir an-
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