Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des ersten Buchs Dienste bedürfftig war/ so konte ersolches nicht anders/ als durch ge- gen-Dienste/ oder sonst eine gewis- se Sache vergelten. Nachdem aber hienächst der Menschen Begierden/ so hoch zu steigen begunten/ daß sie nicht etwa nur dasjenige/ was zur täglichen Nothdurfft/ sondern auch was zur Beqvemligkeit und Wol- lust dienete/ verlangeten/ so war es ohnmöglich/ daß ein jeder allezeit dergleichen in Vorrath haben solte/ wogegen ein anderer das Seinige verstechen/ oder welches des andern seinen gleich kommen können. Zuge- schweigen/ daß in wohl-angelegten Republiqven, und da es Bürger von unterschiedenen Ständen giebet/ nothwendig vielerley Leute sein müs- sen/ welche/ wofern diese Vertau- schung derer Waaren und Geschäff- te gegen einander annoch im Schwan- ge wäre/ ihr Leben entweder gar nicht/
Des erſten Buchs Dienſte beduͤrfftig war/ ſo konte erſolches nicht anders/ als durch ge- gen-Dienſte/ oder ſonſt eine gewiſ- ſe Sache vergelten. Nachdem aber hienaͤchſt der Menſchen Begierden/ ſo hoch zu ſteigen begunten/ daß ſie nicht etwa nur dasjenige/ was zur taͤglichen Nothdurfft/ ſondern auch was zur Beqvemligkeit und Wol- luſt dienete/ verlangeten/ ſo war es ohnmoͤglich/ daß ein jeder allezeit dergleichen in Vorrath haben ſolte/ wogegen ein anderer das Seinige verſtechen/ oder welches des andern ſeinen gleich kommen koͤnnen. Zuge- ſchweigen/ daß in wohl-angelegten Republiqven, und da es Buͤrger von unterſchiedenen Staͤnden giebet/ nothwendig vielerley Leute ſein muͤſ- ſen/ welche/ wofern dieſe Vertau- ſchung derer Waaren und Geſchaͤff- te gegẽ einander annoch im Schwan- ge waͤre/ ihr Leben entweder gar nicht/
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Des erſten Buchs
Dienſte beduͤrfftig war/ ſo konte er
ſolches nicht anders/ als durch ge-
gen-Dienſte/ oder ſonſt eine gewiſ-
ſe Sache vergelten. Nachdem aber
hienaͤchſt der Menſchen Begierden/
ſo hoch zu ſteigen begunten/ daß ſie
nicht etwa nur dasjenige/ was zur
taͤglichen Nothdurfft/ ſondern auch
was zur Beqvemligkeit und Wol-
luſt dienete/ verlangeten/ ſo war es
ohnmoͤglich/ daß ein jeder allezeit
dergleichen in Vorrath haben ſolte/
wogegen ein anderer das Seinige
verſtechen/ oder welches des andern
ſeinen gleich kommen koͤnnen. Zuge-
ſchweigen/ daß in wohl-angelegten
Republiqven, und da es Buͤrger
von unterſchiedenen Staͤnden giebet/
nothwendig vielerley Leute ſein muͤſ-
ſen/ welche/ wofern dieſe Vertau-
ſchung derer Waaren und Geſchaͤff-
te gegẽ einander annoch im Schwan-
ge waͤre/ ihr Leben entweder gar
nicht/
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