Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.dreyzehendes Capitel. man zu der würcklichen Ausliefe-rung nicht ehe verbunden/ als bis man/ daß die Sache einen andern zugehöre/ gewisse und sichere Nach- richt erhalten. Denn alsdann ge- bühret sichs freylich/ anzuzeigen/ daß man die Sache habe/ und es an uns nicht liege/ daß der rechte Eigen- thums-Herr des Seinigen bisher entbehren müssen. Gleichwol ist eben nicht nöthig/ sich über denjenigen/ was man rechtmässiger Weise erworben hat/ selbst einen Zweifel zu machen/ und gleichsam öffentlich ausruffen zu lassen/ ob es iemand vindiciren wol- le. Ubrigens/ so überwieget diese Schuldigkeit die particular-Ver- gleiche/ und hänget ihnen allezeit ei- ne heimliche Exception an. Dan- nenhero wenn z. e. ein Dieb etwas gestohlenes/ so man vor dergleichen nicht gehalten/ bey uns niederleget/ und hernach dessen rechter Herr offen- bar O 2
dreyzehendes Capitel. man zu der wuͤrcklichen Ausliefe-rung nicht ehe verbunden/ als bis man/ daß die Sache einen andern zugehoͤre/ gewiſſe und ſichere Nach- richt erhalten. Denn alsdann ge- buͤhret ſichs freylich/ anzuzeigen/ daß man die Sache habe/ und es an uns nicht liege/ daß der rechte Eigen- thums-Herr des Seinigen bisher entbehren muͤſſen. Gleichwol iſt eben nicht noͤthig/ ſich uͤbeꝛ denjenigen/ was man rechtmaͤſſiger Weiſe erworben hat/ ſelbſt einen Zweifel zu machen/ und gleichſam oͤffentlich ausruffen zu laſſen/ ob es iemand vindiciren wol- le. Ubrigens/ ſo uͤberwieget dieſe Schuldigkeit die particular-Ver- gleiche/ und haͤnget ihnen allezeit ei- ne heimliche Exception an. Dan- nenhero wenn z. e. ein Dieb etwas geſtohlenes/ ſo man vor dergleichen nicht gehalten/ bey uns niederleget/ und hernach deſſen rechter Herꝛ offen- bar O 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0367" n="303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dreyzehendes Capitel.</hi></fw><lb/> man zu der wuͤrcklichen Ausliefe-<lb/> rung nicht ehe verbunden/ als bis<lb/> man/ daß die Sache einen andern<lb/> zugehoͤre/ gewiſſe und ſichere Nach-<lb/> richt erhalten. Denn alsdann ge-<lb/> buͤhret ſichs freylich/ anzuzeigen/ daß<lb/> man die Sache habe/ und es an uns<lb/> nicht liege/ daß der rechte Eigen-<lb/> thums-Herr des Seinigen bisher<lb/> entbehren muͤſſen. Gleichwol iſt eben<lb/> nicht noͤthig/ ſich uͤbeꝛ denjenigen/ was<lb/> man rechtmaͤſſiger Weiſe erworben<lb/> hat/ ſelbſt einen Zweifel zu machen/<lb/> und gleichſam oͤffentlich ausruffen zu<lb/> laſſen/ ob es iemand <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">vindiciren</hi></hi> wol-<lb/> le. Ubrigens/ ſo uͤberwieget dieſe<lb/> Schuldigkeit die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">particular</hi></hi>-Ver-<lb/> gleiche/ und haͤnget ihnen allezeit ei-<lb/> ne heimliche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Exception</hi></hi> an. Dan-<lb/> nenhero wenn z. e. ein Dieb etwas<lb/> geſtohlenes/ ſo man vor dergleichen<lb/> nicht gehalten/ bey uns niederleget/<lb/> und hernach deſſen rechter Herꝛ offen-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch">bar</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [303/0367]
dreyzehendes Capitel.
man zu der wuͤrcklichen Ausliefe-
rung nicht ehe verbunden/ als bis
man/ daß die Sache einen andern
zugehoͤre/ gewiſſe und ſichere Nach-
richt erhalten. Denn alsdann ge-
buͤhret ſichs freylich/ anzuzeigen/ daß
man die Sache habe/ und es an uns
nicht liege/ daß der rechte Eigen-
thums-Herr des Seinigen bisher
entbehren muͤſſen. Gleichwol iſt eben
nicht noͤthig/ ſich uͤbeꝛ denjenigen/ was
man rechtmaͤſſiger Weiſe erworben
hat/ ſelbſt einen Zweifel zu machen/
und gleichſam oͤffentlich ausruffen zu
laſſen/ ob es iemand vindiciren wol-
le. Ubrigens/ ſo uͤberwieget dieſe
Schuldigkeit die particular-Ver-
gleiche/ und haͤnget ihnen allezeit ei-
ne heimliche Exception an. Dan-
nenhero wenn z. e. ein Dieb etwas
geſtohlenes/ ſo man vor dergleichen
nicht gehalten/ bey uns niederleget/
und hernach deſſen rechter Herꝛ offen-
bar
O 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/367 |
Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/367>, abgerufen am 16.07.2024. |