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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Vorrede.
cher und klärer berichtet/ keinesweges/
als etwas streitiges/ entgegen gesetzet/
sondern/ so lange man diese Disciplin
auf Philosophische Art tractiret/ und
der blossen Vernunfft folget/ von der
heiligen Schrifft abstrahiret werden.
Zum Exempel/ man bildet sich in der
Lehre der natürlichen Rechte den Zu-
stand des jenigen Menschen/ der etwa
zu erst auf der Welt gewesen/ (er sey
nun/ wer er wolle;) auf solche masse ein/
wie wir/ unserer blossen Vernunfft nach/
ermessen mögen/ daß er müsse seyn be-
schaffen gewesen/ und können uns sol-
chen in Wahrheit anders nicht/ als elen-
de und dürfftig
vorstellen/ indem er
in die wüste Welt ausgesetzet worden/
und in derselben das geringste Vergnü-
gen und Beqvemligkeit/ so einig und al-
leine von der menschlichen Gesellschafft
herrühret/ nicht empfinden können. Da-
fern nun iemand diese Philosophische
Speculation derjenigen Nachricht/ so
das Wort GOttes von der Glückselig-
keit des im Paradies erschaffenen ersten
Menschen/ des Adams/ weit anders

geof-
(4)

Vorrede.
cher und klaͤrer berichtet/ keinesweges/
als etwas ſtreitiges/ entgegen geſetzet/
ſondern/ ſo lange man dieſe Diſciplin
auf Philoſophiſche Art tractiret/ und
der bloſſen Vernunfft folget/ von der
heiligen Schrifft abſtrahiret werden.
Zum Exempel/ man bildet ſich in der
Lehre der natuͤrlichen Rechte den Zu-
ſtand des jenigen Menſchen/ der etwa
zu erſt auf der Welt geweſen/ (er ſey
nun/ wer er wolle;) auf ſolche maſſe ein/
wie wir/ unſerer bloſſen Vernunfft nach/
ermeſſen moͤgen/ daß er muͤſſe ſeyn be-
ſchaffen geweſen/ und koͤnnen uns ſol-
chen in Wahrheit anders nicht/ als elen-
de und duͤrfftig
vorſtellen/ indem er
in die wuͤſte Welt ausgeſetzet worden/
und in derſelben das geringſte Vergnuͤ-
gen und Beqvemligkeit/ ſo einig und al-
leine von der menſchlichen Geſellſchafft
herruͤhret/ nicht empfinden koͤnnen. Da-
fern nun iemand dieſe Philoſophiſche
Speculation derjenigen Nachricht/ ſo
das Wort GOttes von der Gluͤckſelig-
keit des im Paradies erſchaffenen erſten
Menſchen/ des Adams/ weit anders

geof-
(4)
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[0035] Vorrede. cher und klaͤrer berichtet/ keinesweges/ als etwas ſtreitiges/ entgegen geſetzet/ ſondern/ ſo lange man dieſe Diſciplin auf Philoſophiſche Art tractiret/ und der bloſſen Vernunfft folget/ von der heiligen Schrifft abſtrahiret werden. Zum Exempel/ man bildet ſich in der Lehre der natuͤrlichen Rechte den Zu- ſtand des jenigen Menſchen/ der etwa zu erſt auf der Welt geweſen/ (er ſey nun/ wer er wolle;) auf ſolche maſſe ein/ wie wir/ unſerer bloſſen Vernunfft nach/ ermeſſen moͤgen/ daß er muͤſſe ſeyn be- ſchaffen geweſen/ und koͤnnen uns ſol- chen in Wahrheit anders nicht/ als elen- de und duͤrfftig vorſtellen/ indem er in die wuͤſte Welt ausgeſetzet worden/ und in derſelben das geringſte Vergnuͤ- gen und Beqvemligkeit/ ſo einig und al- leine von der menſchlichen Geſellſchafft herruͤhret/ nicht empfinden koͤnnen. Da- fern nun iemand dieſe Philoſophiſche Speculation derjenigen Nachricht/ ſo das Wort GOttes von der Gluͤckſelig- keit des im Paradies erſchaffenen erſten Menſchen/ des Adams/ weit anders geof- (4)

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/35>, abgerufen am 25.11.2024.