Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des ersten Buchs dabey sie sich der Rede gebrauchen/eine vortrefliche Befestigung zu- wachse. Denn er ist nichts anders/ als eine religiöse Aussage/ da- durch man sich der Göttlichen Barmhertzigkeit begiebet/ oder GOttes Straffe auf sich ladet/ wofern dasjenige/ so man be- schwehret/ nicht die rechte/ reine Wahrheit seyn würde. Es wird aber eben hiedurch/ da man den all- wissenden und allmächtigen GOtt so wohl zum Zeugen/ als auch Rä- cher über sich anruffet/ deßwegen die Vermuthung der Wahrheit erwe- cket/ weil man nicht glaubet/ daß jemand so gottlose seyn/ und sich so freveihafftiger Weise den Zorn des grossen GOttes auf den Hals laden solle. Dannenhero verstehet sichs von selbst/ daß derer Schwehrenden schuldige Gebühre diese sey/ beydes mit guten Bedacht und Ehrer- bie-
Des erſten Buchs dabey ſie ſich der Rede gebrauchen/eine vortrefliche Befeſtigung zu- wachſe. Denn er iſt nichts anders/ als eine religiöſe Auſſage/ da- durch man ſich der Goͤttlichen Barmhertzigkeit begiebet/ oder GOttes Straffe auf ſich ladet/ wofern dasjenige/ ſo man be- ſchwehret/ nicht die rechte/ reine Wahrheit ſeyn wuͤrde. Es wird aber eben hiedurch/ da man den all- wiſſenden und allmaͤchtigen GOtt ſo wohl zum Zeugen/ als auch Raͤ- cher uͤber ſich anruffet/ deßwegen die Vermuthung der Wahrheit erwe- cket/ weil man nicht glaubet/ daß jemand ſo gottloſe ſeyn/ und ſich ſo freveihafftiger Weiſe den Zorn des groſſen GOttes auf den Hals laden ſolle. Dannenhero verſtehet ſichs von ſelbſt/ daß derer Schwehrenden ſchuldige Gebuͤhre dieſe ſey/ beydes mit guten Bedacht und Ehrer- bie-
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Des erſten Buchs
dabey ſie ſich der Rede gebrauchen/
eine vortrefliche Befeſtigung zu-
wachſe. Denn er iſt nichts anders/
als eine religiöſe Auſſage/ da-
durch man ſich der Goͤttlichen
Barmhertzigkeit begiebet/ oder
GOttes Straffe auf ſich ladet/
wofern dasjenige/ ſo man be-
ſchwehret/ nicht die rechte/ reine
Wahrheit ſeyn wuͤrde. Es wird
aber eben hiedurch/ da man den all-
wiſſenden und allmaͤchtigen GOtt
ſo wohl zum Zeugen/ als auch Raͤ-
cher uͤber ſich anruffet/ deßwegen die
Vermuthung der Wahrheit erwe-
cket/ weil man nicht glaubet/ daß
jemand ſo gottloſe ſeyn/ und ſich ſo
freveihafftiger Weiſe den Zorn des
groſſen GOttes auf den Hals laden
ſolle. Dannenhero verſtehet ſichs
von ſelbſt/ daß derer Schwehrenden
ſchuldige Gebuͤhre dieſe ſey/ beydes
mit guten Bedacht und Ehrer-
bie-
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