Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Vorrede. läufftigen bezirck dieser Wissenschafft ein-führen wolte. Hiebenebenst habe auch vor gut angesehen/ die Moral- oder Sit- ten-Lehre nicht nach der bißherigen alten Leyer/ sondern auf eine solche Art einzu- richten/ damit die Jugend hernach in bürgerlichen Leben und Wandel einen rechtschaffenen Nutzen davon spüren kön- te. Und ob ich wohl sonst iederzeit der Meinung gewesen/ daß es eine schlechte Ehre sey/ wenn man anderer/ oder wohl gar seine eigene zuerst weitläufftig abge- faßte Schrifften wieder ins Enge brin- get; So hoffe ich doch/ es werden ver- ständige Leute mirs nicht verübeln/ daß/ (zumaln hierunter auch dem Befehle/ und wohl-gemeinten Ansinnen meiner hohen Obern ein Genügen geleistet wer- den müssen) ich vor dismal/ einig und al- lein der lieben Jugend zum Besten/ der- gleichen Arbeit auf mich genommen/ um derer willen man sich keines Dinges schämen soll/ wenn es auch an sich selbst noch so schlecht/ und einiger Ruhm dabey nicht zu erjagen. Jn übrigen wird kein vernünfftiger Mensch in Abrede seyn kön-
Vorrede. laͤufftigen bezirck dieſer Wiſſenſchafft ein-fuͤhren wolte. Hiebenebenſt habe auch vor gut angeſehen/ die Moral- oder Sit- ten-Lehre nicht nach der bißherigen alten Leyer/ ſondern auf eine ſolche Art einzu- richten/ damit die Jugend hernach in buͤrgerlichen Leben und Wandel einen rechtſchaffenen Nutzen davon ſpuͤren koͤn- te. Und ob ich wohl ſonſt iederzeit der Meinung geweſen/ daß es eine ſchlechte Ehre ſey/ wenn man anderer/ oder wohl gar ſeine eigene zuerſt weitlaͤufftig abge- faßte Schrifften wieder ins Enge brin- get; So hoffe ich doch/ es werden ver- ſtaͤndige Leute mirs nicht veruͤbeln/ daß/ (zumaln hierunter auch dem Befehle/ und wohl-gemeinten Anſinnen meiner hohen Obern ein Genuͤgen geleiſtet wer- den müſſen) ich vor dismal/ einig und al- lein der lieben Jugend zum Beſten/ der- gleichen Arbeit auf mich genommen/ um derer willen man ſich keines Dinges ſchaͤmen ſoll/ wenn es auch an ſich ſelbſt noch ſo ſchlecht/ und einiger Ruhm dabey nicht zu erjagen. Jn uͤbrigen wird kein vernünfftiger Menſch in Abrede ſeyn koͤn-
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Vorrede.
laͤufftigen bezirck dieſer Wiſſenſchafft ein-
fuͤhren wolte. Hiebenebenſt habe auch
vor gut angeſehen/ die Moral- oder Sit-
ten-Lehre nicht nach der bißherigen alten
Leyer/ ſondern auf eine ſolche Art einzu-
richten/ damit die Jugend hernach in
buͤrgerlichen Leben und Wandel einen
rechtſchaffenen Nutzen davon ſpuͤren koͤn-
te. Und ob ich wohl ſonſt iederzeit der
Meinung geweſen/ daß es eine ſchlechte
Ehre ſey/ wenn man anderer/ oder wohl
gar ſeine eigene zuerſt weitlaͤufftig abge-
faßte Schrifften wieder ins Enge brin-
get; So hoffe ich doch/ es werden ver-
ſtaͤndige Leute mirs nicht veruͤbeln/ daß/
(zumaln hierunter auch dem Befehle/
und wohl-gemeinten Anſinnen meiner
hohen Obern ein Genuͤgen geleiſtet wer-
den müſſen) ich vor dismal/ einig und al-
lein der lieben Jugend zum Beſten/ der-
gleichen Arbeit auf mich genommen/
um derer willen man ſich keines Dinges
ſchaͤmen ſoll/ wenn es auch an ſich ſelbſt
noch ſo ſchlecht/ und einiger Ruhm dabey
nicht zu erjagen. Jn uͤbrigen wird kein
vernünfftiger Menſch in Abrede ſeyn
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