Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.siebendes Capitel. höchst-beflissen/ sondern ihm aucheine dermassen zährtliche Hochach- tung seiner selbst von Natur ange- bohren/ daß/ wo ihn dieselbe in et- was wil geschmählert werden/ er sich darüber zum öfftern nicht we- niger/ als über einen andern/ den Leibe/ oder seinen Haab und Gü- tern zugefügten Schaden/ zubewe- gen pfleget. Ja/ es bedüncket uns das Wort Mensch selbst von einer besondern Würde zu seyn/ indem man dieses gegen anderer hochtra- benden Verachtung gemeiniglich zur äussersten und nachdrücklichsten Verantwortung gebrauchet: Bin ich doch kein Hund/ sondern eben so wohl ein Mensch/ als du. Weil wir denn die menschliche Natur alle mit einander unter uns gemein ha- ben/ und niemand mit denjenigen gern wil/ oder kan in Gesellschafft leben/ von welchen er nicht zum we- nig- J 5
ſiebendes Capitel. hoͤchſt-befliſſen/ ſondern ihm aucheine dermaſſen zaͤhrtliche Hochach- tung ſeiner ſelbſt von Natur ange- bohren/ daß/ wo ihn dieſelbe in et- was wil geſchmaͤhlert werden/ er ſich daruͤber zum oͤfftern nicht we- niger/ als uͤber einen andern/ den Leibe/ oder ſeinen Haab und Guͤ- tern zugefuͤgten Schaden/ zubewe- gen pfleget. Ja/ es beduͤncket uns das Wort Menſch ſelbſt von einer beſondern Wuͤrde zu ſeyn/ indem man dieſes gegen anderer hochtra- benden Verachtung gemeiniglich zur aͤuſſerſten und nachdruͤcklichſten Verantwortung gebrauchet: Bin ich doch kein Hund/ ſondern eben ſo wohl ein Menſch/ als du. Weil wir denn die menſchliche Natur alle mit einander unter uns gemein ha- ben/ und niemand mit denjenigen gern wil/ oder kan in Geſellſchafft leben/ von welchen er nicht zum we- nig- J 5
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ſiebendes Capitel.
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bohren/ daß/ wo ihn dieſelbe in et-
was wil geſchmaͤhlert werden/ er
ſich daruͤber zum oͤfftern nicht we-
niger/ als uͤber einen andern/ den
Leibe/ oder ſeinen Haab und Guͤ-
tern zugefuͤgten Schaden/ zubewe-
gen pfleget. Ja/ es beduͤncket uns
das Wort Menſch ſelbſt von einer
beſondern Wuͤrde zu ſeyn/ indem
man dieſes gegen anderer hochtra-
benden Verachtung gemeiniglich
zur aͤuſſerſten und nachdruͤcklichſten
Verantwortung gebrauchet: Bin
ich doch kein Hund/ ſondern eben
ſo wohl ein Menſch/ als du. Weil
wir denn die menſchliche Natur alle
mit einander unter uns gemein ha-
ben/ und niemand mit denjenigen
gern wil/ oder kan in Geſellſchafft
leben/ von welchen er nicht zum we-
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