Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Buchs
beynahe gleich zu schätzen. Ja man
weiß auch nicht zuvor/ ob aus sotha-
niger Verletzung/ oder Wunden der
Tod nicht erfolgen werde/ ohne/ daß
dergleichen Gedult/ als hiezu erfor-
dert wird/ die gemeine Standhaff-
tigkeit der Menschen übertrifft/ wo-
zu einen die Gefahr/ und zumal um
so boshafftiger Leute willen/ regu-
lariter
nicht zu verbinden pfleget.
Ein gleiches Urtheil ist auch von der
Beschützung der Keuschheit zu
fällen; Allermassen einen ehrlichen
Frauen-Zimmer kein grösserer
Schimpff widerfahren kan/ als
wenn ihr dasjenige wider ihren Wil-
len geraubet/ auf dessen Erhaltung
die Zierde ihres Geschlechts einig und
allein bestehet/ und sie gezwungen
werden solte/ ihrem ärgsten Feinde/
aus dero eigenen Geblüte/ zu Kin-
dern zu verhelffen.

§. 19.

Des erſten Buchs
beynahe gleich zu ſchaͤtzen. Ja man
weiß auch nicht zuvor/ ob aus ſotha-
niger Verletzung/ oder Wunden der
Tod nicht erfolgen werde/ ohne/ daß
dergleichen Gedult/ als hiezu erfor-
dert wird/ die gemeine Standhaff-
tigkeit der Menſchen uͤbertrifft/ wo-
zu einen die Gefahr/ und zumal um
ſo boshafftiger Leute willen/ regu-
lariter
nicht zu verbinden pfleget.
Ein gleiches Urtheil iſt auch von der
Beſchuͤtzung der Keuſchheit zu
faͤllen; Allermaſſen einen ehrlichen
Frauen-Zimmer kein groͤſſerer
Schimpff widerfahren kan/ als
wenn ihr dasjenige wider ihren Wil-
len geraubet/ auf deſſen Erhaltung
die Zierde ihres Geſchlechts einig und
allein beſtehet/ und ſie gezwungen
werden ſolte/ ihrem aͤrgſten Feinde/
aus dero eigenen Gebluͤte/ zu Kin-
dern zu verhelffen.

§. 19.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0220" n="156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/>
beynahe gleich zu &#x017F;cha&#x0364;tzen. Ja man<lb/>
weiß auch nicht zuvor/ ob aus &#x017F;otha-<lb/>
niger Verletzung/ oder Wunden der<lb/>
Tod nicht erfolgen werde/ ohne/ daß<lb/>
dergleichen Gedult/ als hiezu erfor-<lb/>
dert wird/ die gemeine Standhaff-<lb/>
tigkeit der Men&#x017F;chen u&#x0364;bertrifft/ wo-<lb/>
zu einen die Gefahr/ und zumal um<lb/>
&#x017F;o boshafftiger Leute willen/ <hi rendition="#aq">regu-<lb/>
lariter</hi> nicht zu verbinden pfleget.<lb/>
Ein gleiches Urtheil i&#x017F;t auch von der<lb/><hi rendition="#fr">Be&#x017F;chu&#x0364;tzung der Keu&#x017F;chheit</hi> zu<lb/>
fa&#x0364;llen; Allerma&#x017F;&#x017F;en einen ehrlichen<lb/>
Frauen-Zimmer kein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer<lb/>
Schimpff widerfahren kan/ als<lb/>
wenn ihr dasjenige wider ihren Wil-<lb/>
len geraubet/ auf de&#x017F;&#x017F;en Erhaltung<lb/>
die Zierde ihres Ge&#x017F;chlechts einig und<lb/>
allein be&#x017F;tehet/ und &#x017F;ie gezwungen<lb/>
werden &#x017F;olte/ ihrem a&#x0364;rg&#x017F;ten Feinde/<lb/>
aus dero eigenen Geblu&#x0364;te/ zu Kin-<lb/>
dern zu verhelffen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 19.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0220] Des erſten Buchs beynahe gleich zu ſchaͤtzen. Ja man weiß auch nicht zuvor/ ob aus ſotha- niger Verletzung/ oder Wunden der Tod nicht erfolgen werde/ ohne/ daß dergleichen Gedult/ als hiezu erfor- dert wird/ die gemeine Standhaff- tigkeit der Menſchen uͤbertrifft/ wo- zu einen die Gefahr/ und zumal um ſo boshafftiger Leute willen/ regu- lariter nicht zu verbinden pfleget. Ein gleiches Urtheil iſt auch von der Beſchuͤtzung der Keuſchheit zu faͤllen; Allermaſſen einen ehrlichen Frauen-Zimmer kein groͤſſerer Schimpff widerfahren kan/ als wenn ihr dasjenige wider ihren Wil- len geraubet/ auf deſſen Erhaltung die Zierde ihres Geſchlechts einig und allein beſtehet/ und ſie gezwungen werden ſolte/ ihrem aͤrgſten Feinde/ aus dero eigenen Gebluͤte/ zu Kin- dern zu verhelffen. §. 19.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/220
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/220>, abgerufen am 24.11.2024.