Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.fünftes Capitel. kommen lassen solle/ wenn man dieGefahr auf andere Weise umgehen kan; So pfleget doch/ wie bey Ab- messung der Zeit/ also auch sonst bey andern Umständen einer Nothweh- re/ in Ansehung der grossen Ge- müths-Bestürtzung/ darein ein Mensch bey so andringender Ge- fahr geräth/ nicht alles so genau genommen zu werden/ weil es un- möglich ist/ daß ein Mensch in sotha- niger Angst/ alles so accurat über- legen/ und sich so eben auf die Mittel und Wege/ der Gefahr zu entgehen/ bedencken könne/ als etwa ein ander/ der die Sache mit ruhigem Gemü- the überleget. Und wie es dannen- hero eine Verwegenheit wäre/ sich auf beschehene Aufforderung aus der Sicherheit muthwillig zu den Fein- de zu begeben; Also hat man hinge- gegen auch nicht nöthig/ alsobalden darvon zu lauffen/ wenn einen je- mand
fuͤnftes Capitel. kommen laſſen ſolle/ wenn man dieGefahr auf andere Weiſe umgehen kan; So pfleget doch/ wie bey Ab- meſſung der Zeit/ alſo auch ſonſt bey andern Umſtaͤnden einer Nothweh- re/ in Anſehung der groſſen Ge- muͤths-Beſtuͤrtzung/ darein ein Menſch bey ſo andringender Ge- fahr geraͤth/ nicht alles ſo genau genommen zu werden/ weil es un- moͤglich iſt/ daß ein Menſch in ſotha- niger Angſt/ alles ſo accurat uͤber- legen/ und ſich ſo eben auf die Mittel und Wege/ der Gefahr zu entgehen/ bedencken koͤnne/ als etwa ein ander/ der die Sache mit ruhigem Gemuͤ- the uͤberleget. Und wie es dannen- hero eine Verwegenheit waͤre/ ſich auf beſchehene Aufforderung aus der Sicherheit muthwillig zu den Fein- de zu begeben; Alſo hat man hinge- gegen auch nicht noͤthig/ alſobalden darvon zu lauffen/ wenn einen je- mand
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fuͤnftes Capitel.
kommen laſſen ſolle/ wenn man die
Gefahr auf andere Weiſe umgehen
kan; So pfleget doch/ wie bey Ab-
meſſung der Zeit/ alſo auch ſonſt bey
andern Umſtaͤnden einer Nothweh-
re/ in Anſehung der groſſen Ge-
muͤths-Beſtuͤrtzung/ darein ein
Menſch bey ſo andringender Ge-
fahr geraͤth/ nicht alles ſo genau
genommen zu werden/ weil es un-
moͤglich iſt/ daß ein Menſch in ſotha-
niger Angſt/ alles ſo accurat uͤber-
legen/ und ſich ſo eben auf die Mittel
und Wege/ der Gefahr zu entgehen/
bedencken koͤnne/ als etwa ein ander/
der die Sache mit ruhigem Gemuͤ-
the uͤberleget. Und wie es dannen-
hero eine Verwegenheit waͤre/ ſich
auf beſchehene Aufforderung aus der
Sicherheit muthwillig zu den Fein-
de zu begeben; Alſo hat man hinge-
gegen auch nicht noͤthig/ alſobalden
darvon zu lauffen/ wenn einen je-
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