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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des ersten Buchs
andern dadurch könne gehoffen wer-
den; Oder/ wenn es diejenigen auch
nur werth seyn/ um derer Willen
man sich also aufopffern lässet. Denn
gleich wie es thöricht gehandelt wä-
re/ wenn mann sich einen andern zu-
gefallen/ der doch nothwendig ster-
ben muß/ den Hals vor die lange
Weile wolte brechen lassen; Also
würde es nicht weniger ungeräumt
seyn/ wenn sich ein treflicher Mann
vor einen jeden unnützen Lumpen-
hund in Lebens-Gefahr stürtzen wol-
te. Jm übrigen/ so scheinet es das
Natürliche Recht keinesweges zu
verlangen/ daß ein jedweder/ ohne
Unterscheid/ eines andern Leben den
Seinigen vorziehe; sondern es blei-
bet/ jedoch caeteris paribus, darbey/
daß sich ein jeder selbst der nächste sey.
Allein diejenigen/ die sich entweder
aus Uberdruß derer Beschwerten/
so dieses Leben gemeiniglich zu beglei-

ten

Des erſten Buchs
andern dadurch koͤnne gehoffen wer-
den; Oder/ wenn es diejenigen auch
nur werth ſeyn/ um derer Willen
man ſich alſo aufopffern laͤſſet. Denn
gleich wie es thoͤricht gehandelt waͤ-
re/ wenn mann ſich einen andern zu-
gefallen/ der doch nothwendig ſter-
ben muß/ den Hals vor die lange
Weile wolte brechen laſſen; Alſo
wuͤrde es nicht weniger ungeraͤumt
ſeyn/ wenn ſich ein treflicher Mann
vor einen jeden unnuͤtzen Lumpen-
hund in Lebens-Gefahr ſtuͤrtzen wol-
te. Jm uͤbrigen/ ſo ſcheinet es das
Natuͤrliche Recht keinesweges zu
verlangen/ daß ein jedweder/ ohne
Unterſcheid/ eines andern Leben den
Seinigen vorziehe; ſondern es blei-
bet/ jedoch cæteris paribus, darbey/
daß ſich ein jeder ſelbſt der naͤchſte ſey.
Allein diejenigen/ die ſich entweder
aus Uberdruß derer Beſchwerten/
ſo dieſes Leben gemeiniglich zu beglei-

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[136/0200] Des erſten Buchs andern dadurch koͤnne gehoffen wer- den; Oder/ wenn es diejenigen auch nur werth ſeyn/ um derer Willen man ſich alſo aufopffern laͤſſet. Denn gleich wie es thoͤricht gehandelt waͤ- re/ wenn mann ſich einen andern zu- gefallen/ der doch nothwendig ſter- ben muß/ den Hals vor die lange Weile wolte brechen laſſen; Alſo wuͤrde es nicht weniger ungeraͤumt ſeyn/ wenn ſich ein treflicher Mann vor einen jeden unnuͤtzen Lumpen- hund in Lebens-Gefahr ſtuͤrtzen wol- te. Jm uͤbrigen/ ſo ſcheinet es das Natuͤrliche Recht keinesweges zu verlangen/ daß ein jedweder/ ohne Unterſcheid/ eines andern Leben den Seinigen vorziehe; ſondern es blei- bet/ jedoch cæteris paribus, darbey/ daß ſich ein jeder ſelbſt der naͤchſte ſey. Allein diejenigen/ die ſich entweder aus Uberdruß derer Beſchwerten/ ſo dieſes Leben gemeiniglich zu beglei- ten

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/200>, abgerufen am 28.11.2024.