Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Buchs
und bey seinen wohl-bedächtigen
Vorsatze/ so lange er kan/ bleibe;
Gleichwohl aber auch nicht widern
Strohm schwimme/ sondern sich
auf den Fall eines widrigen Aus-
ganges zeitig gefasset hatte. Und weil
ein Mensch/ so fern er der blossen
gesunden Vernunfft nachgehet/ in
der Welt nach keiner andern Glück-
seligkeit zu trachten hat/ als die er
durch klügliche Anwendung seiner
Natur-Kräffte/ und durch darzu
von GOtt verordnete Mittel erlan-
gen kan/ so folget hieraus/ daß er
nichts aufs blinde Glücke wagen/
oder seiner Wohlfahrt Beförderung
durch übernatürliche Vorschläge su-
chen solle. Nachdem auch der Aus-
gang aller Dinge mehrentheils un-
gewiß ist/ so hat er sich auf das ge-
genwärtige niemals allzusehr zu ver-
lassen/ noch wegen des zukünfftigen
sich allzuängstiglich zu bekümmern;

Ja/

Des erſten Buchs
und bey ſeinen wohl-bedaͤchtigen
Vorſatze/ ſo lange er kan/ bleibe;
Gleichwohl aber auch nicht widern
Strohm ſchwimme/ ſondern ſich
auf den Fall eines widrigen Aus-
ganges zeitig gefaſſet hatte. Und weil
ein Menſch/ ſo fern er der bloſſen
geſunden Vernunfft nachgehet/ in
der Welt nach keiner andern Gluͤck-
ſeligkeit zu trachten hat/ als die er
durch kluͤgliche Anwendung ſeiner
Natur-Kraͤffte/ und durch darzu
von GOtt verordnete Mittel erlan-
gen kan/ ſo folget hieraus/ daß er
nichts aufs blinde Gluͤcke wagen/
oder ſeiner Wohlfahrt Befoͤrderung
durch uͤbernatuͤrliche Vorſchlaͤge ſu-
chen ſolle. Nachdem auch der Aus-
gang aller Dinge mehrentheils un-
gewiß iſt/ ſo hat er ſich auf das ge-
genwaͤrtige niemals allzuſehr zu ver-
laſſen/ noch wegen des zukuͤnfftigen
ſich allzuaͤngſtiglich zu bekuͤmmern;

Ja/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0188" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/>
und bey &#x017F;einen wohl-beda&#x0364;chtigen<lb/>
Vor&#x017F;atze/ &#x017F;o lange er kan/ bleibe;<lb/>
Gleichwohl aber auch nicht widern<lb/>
Strohm &#x017F;chwimme/ &#x017F;ondern &#x017F;ich<lb/>
auf den Fall eines widrigen Aus-<lb/>
ganges zeitig gefa&#x017F;&#x017F;et hatte. Und weil<lb/>
ein Men&#x017F;ch/ &#x017F;o fern er der blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ge&#x017F;unden Vernunfft nachgehet/ in<lb/>
der Welt nach keiner andern Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eligkeit zu trachten hat/ als die er<lb/>
durch klu&#x0364;gliche Anwendung &#x017F;einer<lb/>
Natur-Kra&#x0364;ffte/ und durch darzu<lb/>
von GOtt verordnete Mittel erlan-<lb/>
gen kan/ &#x017F;o folget hieraus/ daß er<lb/>
nichts aufs <hi rendition="#fr">blinde Glu&#x0364;cke</hi> wagen/<lb/>
oder &#x017F;einer Wohlfahrt Befo&#x0364;rderung<lb/>
durch u&#x0364;bernatu&#x0364;rliche Vor&#x017F;chla&#x0364;ge &#x017F;u-<lb/>
chen &#x017F;olle. Nachdem auch der Aus-<lb/>
gang aller Dinge mehrentheils un-<lb/>
gewiß i&#x017F;t/ &#x017F;o hat er &#x017F;ich auf das ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtige niemals allzu&#x017F;ehr zu ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ noch wegen des zuku&#x0364;nfftigen<lb/>
&#x017F;ich allzua&#x0364;ng&#x017F;tiglich zu beku&#x0364;mmern;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ja/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0188] Des erſten Buchs und bey ſeinen wohl-bedaͤchtigen Vorſatze/ ſo lange er kan/ bleibe; Gleichwohl aber auch nicht widern Strohm ſchwimme/ ſondern ſich auf den Fall eines widrigen Aus- ganges zeitig gefaſſet hatte. Und weil ein Menſch/ ſo fern er der bloſſen geſunden Vernunfft nachgehet/ in der Welt nach keiner andern Gluͤck- ſeligkeit zu trachten hat/ als die er durch kluͤgliche Anwendung ſeiner Natur-Kraͤffte/ und durch darzu von GOtt verordnete Mittel erlan- gen kan/ ſo folget hieraus/ daß er nichts aufs blinde Gluͤcke wagen/ oder ſeiner Wohlfahrt Befoͤrderung durch uͤbernatuͤrliche Vorſchlaͤge ſu- chen ſolle. Nachdem auch der Aus- gang aller Dinge mehrentheils un- gewiß iſt/ ſo hat er ſich auf das ge- genwaͤrtige niemals allzuſehr zu ver- laſſen/ noch wegen des zukuͤnfftigen ſich allzuaͤngſtiglich zu bekuͤmmern; Ja/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/188
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/188>, abgerufen am 25.11.2024.