Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.fünftes Capitel. pflantzte Eigen-Liebe schon vermö-gend genung sey/ einen jeden dahin anzuhalten/ daß er vor sich/ und sein Bestes über alle massen sorge/ und man also gantz nicht vonnöthen habe disfalls eine besondere Obligation auszudencken; So ist der Mensch dennoch/ in einen andern Absehen/ sein selbst wegen etzliche gewisse Din- ge in acht zu nehmen höchlich ver- bunden. Denn weil er ihm alleine nicht gebohren/ sondern um deßwil- len von dem allmächtigen Schöpffer mit so herrlichen Gaben ausgerüstet ist/ damit er beydes seine Ehre prei- sen/ und zugleich auch ein taugliches Gliedmaß der menschlichen Gesell- schafft seyn möge; Als ist er schuldig/ sich also anzustellen/ damit er die Ga- ben GOttes nicht verlässe/ und öde liegen lasse/ sondern/ nach seinen Vermögen/ auch etwas zum Nutzen der menschlichen Gesellschafft bey- tra- F 4
fuͤnftes Capitel. pflantzte Eigen-Liebe ſchon vermoͤ-gend genung ſey/ einen jeden dahin anzuhalten/ daß er vor ſich/ und ſein Beſtes uͤber alle maſſen ſorge/ und man alſo gantz nicht vonnoͤthen habe disfalls eine beſondere Obligation auszudencken; So iſt der Menſch dennoch/ in einen andern Abſehen/ ſein ſelbſt wegen etzliche gewiſſe Din- ge in acht zu nehmen hoͤchlich ver- bunden. Denn weil er ihm alleine nicht gebohren/ ſondern um deßwil- len von dem allmaͤchtigen Schoͤpffer mit ſo herꝛlichen Gaben ausgeruͤſtet iſt/ damit er beydes ſeine Ehre prei- ſen/ und zugleich auch ein taugliches Gliedmaß der menſchlichen Geſell- ſchafft ſeyn moͤge; Als iſt er ſchuldig/ ſich alſo anzuſtellen/ damit er die Ga- ben GOttes nicht verlaͤſſe/ und oͤde liegen laſſe/ ſondern/ nach ſeinen Vermoͤgen/ auch etwas zum Nutzen der menſchlichen Geſellſchafft bey- tra- F 4
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fuͤnftes Capitel.
pflantzte Eigen-Liebe ſchon vermoͤ-
gend genung ſey/ einen jeden dahin
anzuhalten/ daß er vor ſich/ und ſein
Beſtes uͤber alle maſſen ſorge/ und
man alſo gantz nicht vonnoͤthen habe
disfalls eine beſondere Obligation
auszudencken; So iſt der Menſch
dennoch/ in einen andern Abſehen/
ſein ſelbſt wegen etzliche gewiſſe Din-
ge in acht zu nehmen hoͤchlich ver-
bunden. Denn weil er ihm alleine
nicht gebohren/ ſondern um deßwil-
len von dem allmaͤchtigen Schoͤpffer
mit ſo herꝛlichen Gaben ausgeruͤſtet
iſt/ damit er beydes ſeine Ehre prei-
ſen/ und zugleich auch ein taugliches
Gliedmaß der menſchlichen Geſell-
ſchafft ſeyn moͤge; Als iſt er ſchuldig/
ſich alſo anzuſtellen/ damit er die Ga-
ben GOttes nicht verlaͤſſe/ und oͤde
liegen laſſe/ ſondern/ nach ſeinen
Vermoͤgen/ auch etwas zum Nutzen
der menſchlichen Geſellſchafft bey-
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