Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des ersten Buchs denn die blosse Vernunfft in der Re-ligion weiter auch nicht gehet/ als so- fern sie hiedurch die Ruhe und Wohl- stand der menschlichen Gesellschafft in diesem Leben zu befördern suchet. Denn wie man durch den Glauben/ und wahren GOttes-Dienst das Heil der Seelen/ und seine Seligkeit erlangen solle/ das muß man aus besonderer Göttlichen Offenbarung erlernen. Anlangende aber endlich die schuldige Gebühr eines Men- schen gegen sich selbst/ so entstehet dieselbe zugleich aus der Religion/ und aus der Geselligkeit. Denn eben deßwegen kan ein Mensch nicht alle- zeit mit sich selbst verfahren/ wie er gern wolte/ weil er zu bedencken hat/ daß er sich theils als einen rechtschaf- fenen Diener GOttes/ und theils als ein nützliches Gliedmaß der menschlichen Gesellschafft verhalten müsse. Das
Des erſten Buchs denn die bloſſe Vernunfft in der Re-ligion weiter auch nicht gehet/ als ſo- fern ſie hiedurch die Ruhe und Wohl- ſtand der menſchlichen Geſellſchafft in dieſem Leben zu befoͤrdern ſuchet. Denn wie man durch den Glauben/ und wahren GOttes-Dienſt das Heil der Seelen/ und ſeine Seligkeit erlangen ſolle/ das muß man aus beſonderer Goͤttlichen Offenbarung erlernen. Anlangende aber endlich die ſchuldige Gebuͤhr eines Men- ſchen gegen ſich ſelbſt/ ſo entſtehet dieſelbe zugleich aus der Religion/ und aus der Geſelligkeit. Denn eben deßwegen kan ein Menſch nicht alle- zeit mit ſich ſelbſt verfahren/ wie er gern wolte/ weil er zu bedencken hat/ daß er ſich theils als einen rechtſchaf- fenen Diener GOttes/ und theils als ein nuͤtzliches Gliedmaß der menſchlichen Geſellſchafft verhalten muͤſſe. Das
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Des erſten Buchs
denn die bloſſe Vernunfft in der Re-
ligion weiter auch nicht gehet/ als ſo-
fern ſie hiedurch die Ruhe und Wohl-
ſtand der menſchlichen Geſellſchafft
in dieſem Leben zu befoͤrdern ſuchet.
Denn wie man durch den Glauben/
und wahren GOttes-Dienſt das
Heil der Seelen/ und ſeine Seligkeit
erlangen ſolle/ das muß man aus
beſonderer Goͤttlichen Offenbarung
erlernen. Anlangende aber endlich
die ſchuldige Gebuͤhr eines Men-
ſchen gegen ſich ſelbſt/ ſo entſtehet
dieſelbe zugleich aus der Religion/
und aus der Geſelligkeit. Denn eben
deßwegen kan ein Menſch nicht alle-
zeit mit ſich ſelbſt verfahren/ wie er
gern wolte/ weil er zu bedencken hat/
daß er ſich theils als einen rechtſchaf-
fenen Diener GOttes/ und theils
als ein nuͤtzliches Gliedmaß der
menſchlichen Geſellſchafft verhalten
muͤſſe.
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