Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. leyden wird eine so grosse Last auff sichzu laden? Oder ob eben allezeit/ wenn nun die äusserste Gefahr herein dringet/ ein König Gustavus Adolfus vom Him- mel wird geflogen kommen/ der eben so glücklichen Fortgang als jener hat? denn wer da glaubet/ daß die Religion an Brief und Siegel gnugsame Versiche- rung hat/ oder daß der Keyser bey fu- gender Gelegenheit nimmer wieder ver- suchen werde sich souverain von Teutsch- land zu machen/ worzu ihm die Reli- gion und geistliche Güter den scheinbar- sten Vorwand geben können/ der muß alles Andencken der vergangenen Zeiten verlohren haben. Aber der Nimmegi- sche Friede hat gewiesen/ daß diese An- schläge vergeblich gewesen. Die inde- pendente Evangelische Staaten aber haben sich nicht zu befahren/ daß sie durch äusserlichen Zwang umb ihre Re- ligion kommen werden. Denn gleichwie die Einigkeit der Religion die Staats- jalousie nicht auffhebet/ wie man an Franckreich und Spanien/ Engeland und Holland siehet: also hat der Un- terschied in der Religion gar die Wür- ckung nicht/ daß im Fall ein mächti- ger Päbstischer Staat einen Evangeli- schen übern hauffen werffen wolte/ die andern
vom Pabſt. leyden wird eine ſo groſſe Laſt auff ſichzu laden? Oder ob eben allezeit/ wenn nun die aͤuſſerſte Gefahr herein dringet/ ein Koͤnig Guſtavus Adolfus vom Him- mel wird geflogen kommen/ der eben ſo gluͤcklichen Fortgang als jener hat? denn wer da glaubet/ daß die Religion an Brief und Siegel gnugſame Verſiche- rung hat/ oder daß der Keyſer bey fu- gender Gelegenheit nimmer wieder ver- ſuchen werde ſich ſouverain von Teutſch- land zu machen/ worzu ihm die Reli- gion und geiſtliche Guͤter den ſcheinbar- ſten Vorwand geben koͤnnen/ der muß alles Andencken der vergangenen Zeiten verlohren haben. Aber der Nimmegi- ſche Friede hat gewieſen/ daß dieſe An- ſchlaͤge vergeblich geweſen. Die inde- pendente Evangeliſche Staaten aber haben ſich nicht zu befahren/ daß ſie durch aͤuſſerlichen Zwang umb ihre Re- ligion kommen werden. Denn gleichwie die Einigkeit der Religion die Staats- jalouſie nicht auffhebet/ wie man an Franckreich und Spanien/ Engeland und Holland ſiehet: alſo hat der Un- terſchied in der Religion gar die Wuͤr- ckung nicht/ daß im Fall ein maͤchti- ger Paͤbſtiſcher Staat einen Evangeli- ſchen uͤbern hauffen werffen wolte/ die andern
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vom Pabſt.
leyden wird eine ſo groſſe Laſt auff ſich
zu laden? Oder ob eben allezeit/ wenn
nun die aͤuſſerſte Gefahr herein dringet/
ein Koͤnig Guſtavus Adolfus vom Him-
mel wird geflogen kommen/ der eben ſo
gluͤcklichen Fortgang als jener hat? denn
wer da glaubet/ daß die Religion an
Brief und Siegel gnugſame Verſiche-
rung hat/ oder daß der Keyſer bey fu-
gender Gelegenheit nimmer wieder ver-
ſuchen werde ſich ſouverain von Teutſch-
land zu machen/ worzu ihm die Reli-
gion und geiſtliche Guͤter den ſcheinbar-
ſten Vorwand geben koͤnnen/ der muß
alles Andencken der vergangenen Zeiten
verlohren haben. Aber der Nimmegi-
ſche Friede hat gewieſen/ daß dieſe An-
ſchlaͤge vergeblich geweſen. Die inde-
pendente Evangeliſche Staaten aber
haben ſich nicht zu befahren/ daß ſie
durch aͤuſſerlichen Zwang umb ihre Re-
ligion kommen werden. Denn gleichwie
die Einigkeit der Religion die Staats-
jalouſie nicht auffhebet/ wie man an
Franckreich und Spanien/ Engeland
und Holland ſiehet: alſo hat der Un-
terſchied in der Religion gar die Wuͤr-
ckung nicht/ daß im Fall ein maͤchti-
ger Paͤbſtiſcher Staat einen Evangeli-
ſchen uͤbern hauffen werffen wolte/ die
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