Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. der doch darinnen viel auf die recommen-dation von Franckreich/ Spanien/ und anderer Potentaten zu sehen pfleget. Es schämen sich sonsten die Schmarotzer des Päbstlichen Stuls nicht zu schreiben/ daß die Würde der Cardinäle der Königli- chen gleich gehe. Zum wenigsten praeten- diren sie den rang über die Churfürsten des Reichs. Von Zeiten des Pabsts Sixti IV. Anno 1471. her haben die Päbste son-Päbste machen ihre Ver- wandten reich. derlich gesuchet ihre Verwandten von den Einkünfften der Kirchen reich und groß zu machen/ und führet man zum Ex- empel an/ daß Sixtus V. in fünff Jahren seinem Hause mehr als drey Millionen Ducaten; Gregorius XV. in 27. Mona- ten mehr als drey Millionen Scudi an Gütern ohne die paaren Gelder verlas- sen. Das Barbarinische Hauß soll bey Urbani VIII. Todt an chargen und bene- ficien bey 227. Stück gehabt haben/ das Stück a 3. 5. 8. 10. und mehr 1000. Scudi, und ward ihr Reichthum auf 30. Mil- lionen Scudi geschätzet; welches bey vie- len groß Aergerniß verursachet. Aber wann man es recht betrachten will/ so wäre es eine grosse Thorheit/ daß da das gantze Pabsthumb auf Reichthum und Ansehen der Clerisey gerichtet ist/ der Pabst eben die natürliche Zunei- gung gegen seine Familie unterdrücken/ und
vom Pabſt. der doch darinnen viel auf die recommen-dation von Franckreich/ Spanien/ und anderer Potentaten zu ſehen pfleget. Es ſchaͤmen ſich ſonſten die Schmarotzer des Paͤbſtlichen Stuls nicht zu ſchreiben/ daß die Wuͤrde der Cardinaͤle der Koͤnigli- chen gleich gehe. Zum wenigſten præten- diren ſie den rang uͤber die Churfuͤrſten des Reichs. Von Zeiten des Pabſts Sixti IV. Anno 1471. her haben die Paͤbſte ſon-Paͤbſte machen ihre Ver- wandten reich. derlich geſuchet ihre Verwandten von den Einkuͤnfften der Kirchen reich und groß zu machen/ und fuͤhret man zum Ex- empel an/ daß Sixtus V. in fuͤnff Jahren ſeinem Hauſe mehr als drey Millionen Ducaten; Gregorius XV. in 27. Mona- ten mehr als drey Millionen Scudi an Guͤtern ohne die paaren Gelder verlaſ- ſen. Das Barbariniſche Hauß ſoll bey Urbani VIII. Todt an chargen und bene- ficien bey 227. Stuͤck gehabt haben/ das Stuͤck à 3. 5. 8. 10. und mehr 1000. Scudi, und ward ihr Reichthum auf 30. Mil- lionen Scudi geſchaͤtzet; welches bey vie- len groß Aergerniß verurſachet. Aber wann man es recht betrachten will/ ſo waͤre es eine groſſe Thorheit/ daß da das gantze Pabſthumb auf Reichthum und Anſehen der Cleriſey gerichtet iſt/ der Pabſt eben die natuͤrliche Zunei- gung gegen ſeine Familie unterdruͤcken/ und
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vom Pabſt.
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anderer Potentaten zu ſehen pfleget. Es
ſchaͤmen ſich ſonſten die Schmarotzer des
Paͤbſtlichen Stuls nicht zu ſchreiben/ daß
die Wuͤrde der Cardinaͤle der Koͤnigli-
chen gleich gehe. Zum wenigſten præten-
diren ſie den rang uͤber die Churfuͤrſten
des Reichs. Von Zeiten des Pabſts Sixti
IV. Anno 1471. her haben die Paͤbſte ſon-
derlich geſuchet ihre Verwandten von
den Einkuͤnfften der Kirchen reich und
groß zu machen/ und fuͤhret man zum Ex-
empel an/ daß Sixtus V. in fuͤnff Jahren
ſeinem Hauſe mehr als drey Millionen
Ducaten; Gregorius XV. in 27. Mona-
ten mehr als drey Millionen Scudi an
Guͤtern ohne die paaren Gelder verlaſ-
ſen. Das Barbariniſche Hauß ſoll bey
Urbani VIII. Todt an chargen und bene-
ficien bey 227. Stuͤck gehabt haben/ das
Stuͤck à 3. 5. 8. 10. und mehr 1000. Scudi,
und ward ihr Reichthum auf 30. Mil-
lionen Scudi geſchaͤtzet; welches bey vie-
len groß Aergerniß verurſachet. Aber
wann man es recht betrachten will/ ſo
waͤre es eine groſſe Thorheit/ daß da
das gantze Pabſthumb auf Reichthum
und Anſehen der Cleriſey gerichtet iſt/
der Pabſt eben die natuͤrliche Zunei-
gung gegen ſeine Familie unterdruͤcken/
und
Paͤbſte
machen
ihre Ver-
wandten
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