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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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Das XII. Capitel
würden selbst die hohen Bedienten selbi-
ges Staats gesucht haben die Päbste ü-
bern hauffen zu werffen/ und sich an de-
ro Stelle zu setzen; die nun gerne gehor-
sam sind in Hoffnung/ daß sie oder die ih-
rigen auch einmahl durch die Wahl dar-
zu gelangen können; wenn man sich mit öf-
fentlicher Gewalt nicht zum Pabsthum
dringen kan. Wenn auch eine regieren-
de Familie wäre ausgangen/ hätte leicht
durch Zanck umb die Succession die gan-
tze Machine können zerrissen werden.
Warumb
der Pabst
kein Weib
habe.
Man hat ferners für gut befunden/ daß
dieser Souverain eheloß seyn solte; wel-
ches zur Gravität selbiges Hofes diene-
te/ und weil so groß Frauenzimmer bey
so grosser Dignität und Reichthumb
schwerlich würde eine solche Figur ge-
macht haben/ die andere zu grosser An-
dacht und Heyligkeit angereitzet hätte.
War auch ein Stück der Scheinheilig-
keit das Ansehen zu haben/ ob wäre
man in Göttlichen Dingen so vertief-
fet/ daß man an fleischlichen Ergetzun-
gen und Affecten keinen Geschmack em-
pfinde. Und war nicht zu vermuthen/
daß einer/ der Weib und Kind hat/ sich
nicht solte verleiten lassen/ bißweilen
mehr dero absonderlich Interesse, als
den gemeinen Nutzen des Staats zu be-

obach-

Das XII. Capitel
wuͤrden ſelbſt die hohen Bedienten ſelbi-
ges Staats geſucht haben die Paͤbſte uͤ-
bern hauffen zu werffen/ und ſich an de-
ro Stelle zu ſetzen; die nun gerne gehor-
ſam ſind in Hoffnung/ daß ſie oder die ih-
rigen auch einmahl durch die Wahl dar-
zu gelangen koͤnnen; weñ man ſich mit oͤf-
fentlicher Gewalt nicht zum Pabſthum
dringen kan. Wenn auch eine regieren-
de Familie waͤre ausgangen/ haͤtte leicht
durch Zanck umb die Succeſſion die gan-
tze Machine koͤnnen zerriſſen werden.
Warumb
der Pabſt
kein Weib
habe.
Man hat ferners fuͤr gut befunden/ daß
dieſer Souverain eheloß ſeyn ſolte; wel-
ches zur Gravitaͤt ſelbiges Hofes diene-
te/ und weil ſo groß Frauenzimmer bey
ſo groſſer Dignitaͤt und Reichthumb
ſchwerlich wuͤrde eine ſolche Figur ge-
macht haben/ die andere zu groſſer An-
dacht und Heyligkeit angereitzet haͤtte.
War auch ein Stuͤck der Scheinheilig-
keit das Anſehen zu haben/ ob waͤre
man in Goͤttlichen Dingen ſo vertief-
fet/ daß man an fleiſchlichen Ergetzun-
gen und Affecten keinen Geſchmack em-
pfinde. Und war nicht zu vermuthen/
daß einer/ der Weib und Kind hat/ ſich
nicht ſolte verleiten laſſen/ bißweilen
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obach-
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[842/0872] Das XII. Capitel wuͤrden ſelbſt die hohen Bedienten ſelbi- ges Staats geſucht haben die Paͤbſte uͤ- bern hauffen zu werffen/ und ſich an de- ro Stelle zu ſetzen; die nun gerne gehor- ſam ſind in Hoffnung/ daß ſie oder die ih- rigen auch einmahl durch die Wahl dar- zu gelangen koͤnnen; weñ man ſich mit oͤf- fentlicher Gewalt nicht zum Pabſthum dringen kan. Wenn auch eine regieren- de Familie waͤre ausgangen/ haͤtte leicht durch Zanck umb die Succeſſion die gan- tze Machine koͤnnen zerriſſen werden. Man hat ferners fuͤr gut befunden/ daß dieſer Souverain eheloß ſeyn ſolte; wel- ches zur Gravitaͤt ſelbiges Hofes diene- te/ und weil ſo groß Frauenzimmer bey ſo groſſer Dignitaͤt und Reichthumb ſchwerlich wuͤrde eine ſolche Figur ge- macht haben/ die andere zu groſſer An- dacht und Heyligkeit angereitzet haͤtte. War auch ein Stuͤck der Scheinheilig- keit das Anſehen zu haben/ ob waͤre man in Goͤttlichen Dingen ſo vertief- fet/ daß man an fleiſchlichen Ergetzun- gen und Affecten keinen Geſchmack em- pfinde. Und war nicht zu vermuthen/ daß einer/ der Weib und Kind hat/ ſich nicht ſolte verleiten laſſen/ bißweilen mehr dero abſonderlich Intereſſe, als den gemeinen Nutzen des Staats zu be- obach- Warumb der Pabſt kein Weib habe.

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/872>, abgerufen am 23.11.2024.