Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

vom Pabst.

nehmen/ die sie derer unwürdig hielten.
Sie kunten auch die Fürsten sehr tribu-
liren mit dem Verboth zu heyrathen
binnen den siebendem Grad der Blut-
freundschafft/ und im vierdten Grad
der Schwägerschafft/ denn weil unter
hohen Personen selten eine Heyrath
kunte getroffen werden/ da die Contra-
henten nicht in einem dieser Graden ver-
wandt waren/ musten sie sich stets
fürchten/ daß der Pabst ihnen nicht in
ihrer Ehe Händel machte/ oder musten
wegen Dispensation demüthig bey ihm
anhalten: auf beyden Fällen aber
meists nach seiner Pfeiffe tantzen. End-
lich so zogen auch die Päbste durch die
Menge ihrer Geschäffte die geschicktesten
Leute von Europa an ihren Hoff/ die
alldar employ suchten/ und in der gros-
sen Schule sich bequem machen wolten.
Diese giengen dem Pabst/ von deme
sie Beforderung hofften/ zu seinem
Vorhaben auf alle Manier an Hand/
ausser daß ohne dem die gantze Clerisey
ihme als ihrem Ober-Haupt beystunde.
Und dieses alles gab Pabst Bonifacius
VIII. auf dem von ihme angestelten
Jubel-Jahr Anno 1300. gnugsam zu er-
kennen/ in dem er sich bald in dem/ bald

vom Pabſt.

nehmen/ die ſie derer unwuͤrdig hielten.
Sie kunten auch die Fuͤrſten ſehr tribu-
liren mit dem Verboth zu heyrathen
binnen den ſiebendem Grad der Blut-
freundſchafft/ und im vierdten Grad
der Schwaͤgerſchafft/ denn weil unter
hohen Perſonen ſelten eine Heyrath
kunte getroffen werden/ da die Contra-
henten nicht in einem dieſer Graden ver-
wandt waren/ muſten ſie ſich ſtets
fuͤrchten/ daß der Pabſt ihnen nicht in
ihrer Ehe Haͤndel machte/ oder muſten
wegen Diſpenſation demuͤthig bey ihm
anhalten: auf beyden Faͤllen aber
meiſts nach ſeiner Pfeiffe tantzen. End-
lich ſo zogen auch die Paͤbſte durch die
Menge ihrer Geſchaͤffte die geſchickteſten
Leute von Europa an ihren Hoff/ die
alldar employ ſuchten/ und in der groſ-
ſen Schule ſich bequem machen wolten.
Dieſe giengen dem Pabſt/ von deme
ſie Beforderung hofften/ zu ſeinem
Vorhaben auf alle Manier an Hand/
auſſer daß ohne dem die gantze Cleriſey
ihme als ihrem Ober-Haupt beyſtunde.
Und dieſes alles gab Pabſt Bonifacius
VIII. auf dem von ihme angeſtelten
Jubel-Jahr Anno 1300. gnugſam zu er-
kennen/ in dem er ſich bald in dem/ bald

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0825" n="795"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Pab&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
nehmen/ die &#x017F;ie derer unwu&#x0364;rdig hielten.<lb/>
Sie kunten auch die Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">tribu-<lb/>
li</hi>ren mit dem Verboth zu heyrathen<lb/>
binnen den &#x017F;iebendem Grad der Blut-<lb/>
freund&#x017F;chafft/ und im vierdten Grad<lb/>
der Schwa&#x0364;ger&#x017F;chafft/ denn weil unter<lb/>
hohen Per&#x017F;onen &#x017F;elten eine Heyrath<lb/>
kunte getroffen werden/ da die <hi rendition="#aq">Contra-<lb/>
hen</hi>ten nicht in einem die&#x017F;er Graden ver-<lb/>
wandt waren/ mu&#x017F;ten &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;tets<lb/>
fu&#x0364;rchten/ daß der Pab&#x017F;t ihnen nicht in<lb/>
ihrer Ehe Ha&#x0364;ndel machte/ oder mu&#x017F;ten<lb/>
wegen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;pen&#x017F;ation</hi> demu&#x0364;thig bey ihm<lb/>
anhalten: auf beyden Fa&#x0364;llen aber<lb/>
mei&#x017F;ts nach &#x017F;einer Pfeiffe tantzen. End-<lb/>
lich &#x017F;o zogen auch die Pa&#x0364;b&#x017F;te durch die<lb/>
Menge ihrer Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte die ge&#x017F;chickte&#x017F;ten<lb/>
Leute von Europa an ihren Hoff/ die<lb/>
alldar <hi rendition="#aq">employ</hi> &#x017F;uchten/ und in der gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Schule &#x017F;ich bequem machen wolten.<lb/>
Die&#x017F;e giengen dem Pab&#x017F;t/ von deme<lb/>
&#x017F;ie Beforderung hofften/ zu &#x017F;einem<lb/>
Vorhaben auf alle Manier an Hand/<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er daß ohne dem die gantze Cleri&#x017F;ey<lb/>
ihme als ihrem Ober-Haupt bey&#x017F;tunde.<lb/>
Und die&#x017F;es alles gab Pab&#x017F;t <hi rendition="#aq">Bonifacius<lb/>
VIII.</hi> auf dem von ihme ange&#x017F;telten<lb/>
Jubel-Jahr Anno 1300. gnug&#x017F;am zu er-<lb/>
kennen/ in dem er &#x017F;ich bald in dem/ bald<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[795/0825] vom Pabſt. nehmen/ die ſie derer unwuͤrdig hielten. Sie kunten auch die Fuͤrſten ſehr tribu- liren mit dem Verboth zu heyrathen binnen den ſiebendem Grad der Blut- freundſchafft/ und im vierdten Grad der Schwaͤgerſchafft/ denn weil unter hohen Perſonen ſelten eine Heyrath kunte getroffen werden/ da die Contra- henten nicht in einem dieſer Graden ver- wandt waren/ muſten ſie ſich ſtets fuͤrchten/ daß der Pabſt ihnen nicht in ihrer Ehe Haͤndel machte/ oder muſten wegen Diſpenſation demuͤthig bey ihm anhalten: auf beyden Faͤllen aber meiſts nach ſeiner Pfeiffe tantzen. End- lich ſo zogen auch die Paͤbſte durch die Menge ihrer Geſchaͤffte die geſchickteſten Leute von Europa an ihren Hoff/ die alldar employ ſuchten/ und in der groſ- ſen Schule ſich bequem machen wolten. Dieſe giengen dem Pabſt/ von deme ſie Beforderung hofften/ zu ſeinem Vorhaben auf alle Manier an Hand/ auſſer daß ohne dem die gantze Cleriſey ihme als ihrem Ober-Haupt beyſtunde. Und dieſes alles gab Pabſt Bonifacius VIII. auf dem von ihme angeſtelten Jubel-Jahr Anno 1300. gnugſam zu er- kennen/ in dem er ſich bald in dem/ bald in

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/825
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/825>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.