Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Pabst.
was sie ihnen verehret/ zu versichern.
Wiewohl diese allzugrosse Donationes
nicht die geringste Ursache gewesen/ daß
die Clerisey so sehr gearbeitet sich von
der Könige Herrschafft zu entziehen;
weil sie nemlich sich fürchteten/ daß
nicht etwa diese Donationes von ihren
Nachfolgern möchten eingezogen wer-
den. Jnmassen denn die Klugen erin-
nern/ daß Könige mit Ertheilung all-
zugrosser Privilegien und Donationen
sich mehr Abgönstige als Freunde ma-
chen; weil die Beschenckte immer in
Mißtrauen und Argwohn leben/ daß
man nicht etwa selbige beschneiden
oder revociren möchte: und suchen
sich dannenhero so feste zu setzen/ daß sie
diese auch ohne des Königs Danck be-
haupten können. Es meynen aber die
unpartheyische Gelehrte/ daß der
Pabst diese geschenckte Lande habe en
souverain
regieren wollen/ aber das
Volck hätte sich dessen gewegert/ und
lieber wollen frey seyn; zumahl auch
gar ungewöhnlich gewesen/ daß der
Pabst als ein Geistlicher einen Fürsten
wolte abgeben. Dannenhero sich Rom
wider den Pabst Leonem III. aufge-
lehnet/ welcher seine Zuflucht zu Carolo

M. ge-
D d d

vom Pabſt.
was ſie ihnen verehret/ zu verſichern.
Wiewohl dieſe allzugroſſe Donationes
nicht die geringſte Urſache geweſen/ daß
die Cleriſey ſo ſehr gearbeitet ſich von
der Koͤnige Herrſchafft zu entziehen;
weil ſie nemlich ſich fuͤrchteten/ daß
nicht etwa dieſe Donationes von ihren
Nachfolgern moͤchten eingezogen wer-
den. Jnmaſſen denn die Klugen erin-
nern/ daß Koͤnige mit Ertheilung all-
zugroſſer Privilegien und Donationen
ſich mehr Abgoͤnſtige als Freunde ma-
chen; weil die Beſchenckte immer in
Mißtrauen und Argwohn leben/ daß
man nicht etwa ſelbige beſchneiden
oder revociren moͤchte: und ſuchen
ſich dannenhero ſo feſte zu ſetzen/ daß ſie
dieſe auch ohne des Koͤnigs Danck be-
haupten koͤnnen. Es meynen aber die
unpartheyiſche Gelehrte/ daß der
Pabſt dieſe geſchenckte Lande habe en
ſouverain
regieren wollen/ aber das
Volck haͤtte ſich deſſen gewegert/ und
lieber wollen frey ſeyn; zumahl auch
gar ungewoͤhnlich geweſen/ daß der
Pabſt als ein Geiſtlicher einen Fuͤrſten
wolte abgeben. Dannenhero ſich Rom
wider den Pabſt Leonem III. aufge-
lehnet/ welcher ſeine Zuflucht zu Carolo

M. ge-
D d d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0815" n="785"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Pab&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
was &#x017F;ie ihnen verehret/ zu ver&#x017F;ichern.<lb/>
Wiewohl die&#x017F;e allzugro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Donationes</hi><lb/>
nicht die gering&#x017F;te Ur&#x017F;ache gewe&#x017F;en/ daß<lb/>
die Cleri&#x017F;ey &#x017F;o &#x017F;ehr gearbeitet &#x017F;ich von<lb/>
der Ko&#x0364;nige Herr&#x017F;chafft zu entziehen;<lb/>
weil &#x017F;ie nemlich &#x017F;ich fu&#x0364;rchteten/ daß<lb/>
nicht etwa die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Donationes</hi> von ihren<lb/>
Nachfolgern mo&#x0364;chten eingezogen wer-<lb/>
den. Jnma&#x017F;&#x017F;en denn die Klugen erin-<lb/>
nern/ daß Ko&#x0364;nige mit Ertheilung all-<lb/>
zugro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Privilegi</hi>en und <hi rendition="#aq">Donation</hi>en<lb/>
&#x017F;ich mehr Abgo&#x0364;n&#x017F;tige als Freunde ma-<lb/>
chen; weil die Be&#x017F;chenckte immer in<lb/>
Mißtrauen und Argwohn leben/ daß<lb/>
man nicht etwa &#x017F;elbige be&#x017F;chneiden<lb/>
oder <hi rendition="#aq">revoci</hi>ren mo&#x0364;chte: und &#x017F;uchen<lb/>
&#x017F;ich dannenhero &#x017F;o fe&#x017F;te zu &#x017F;etzen/ daß &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;e auch ohne des Ko&#x0364;nigs Danck be-<lb/>
haupten ko&#x0364;nnen. Es meynen aber die<lb/>
unpartheyi&#x017F;che Gelehrte/ daß der<lb/>
Pab&#x017F;t die&#x017F;e ge&#x017F;chenckte Lande habe <hi rendition="#aq">en<lb/>
&#x017F;ouverain</hi> regieren wollen/ aber das<lb/>
Volck ha&#x0364;tte &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en gewegert/ und<lb/>
lieber wollen frey &#x017F;eyn; zumahl auch<lb/>
gar ungewo&#x0364;hnlich gewe&#x017F;en/ daß der<lb/>
Pab&#x017F;t als ein Gei&#x017F;tlicher einen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
wolte abgeben. Dannenhero &#x017F;ich Rom<lb/>
wider den Pab&#x017F;t <hi rendition="#aq">Leonem III.</hi> aufge-<lb/>
lehnet/ welcher &#x017F;eine Zuflucht zu <hi rendition="#aq">Carolo</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">M.</hi> ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[785/0815] vom Pabſt. was ſie ihnen verehret/ zu verſichern. Wiewohl dieſe allzugroſſe Donationes nicht die geringſte Urſache geweſen/ daß die Cleriſey ſo ſehr gearbeitet ſich von der Koͤnige Herrſchafft zu entziehen; weil ſie nemlich ſich fuͤrchteten/ daß nicht etwa dieſe Donationes von ihren Nachfolgern moͤchten eingezogen wer- den. Jnmaſſen denn die Klugen erin- nern/ daß Koͤnige mit Ertheilung all- zugroſſer Privilegien und Donationen ſich mehr Abgoͤnſtige als Freunde ma- chen; weil die Beſchenckte immer in Mißtrauen und Argwohn leben/ daß man nicht etwa ſelbige beſchneiden oder revociren moͤchte: und ſuchen ſich dannenhero ſo feſte zu ſetzen/ daß ſie dieſe auch ohne des Koͤnigs Danck be- haupten koͤnnen. Es meynen aber die unpartheyiſche Gelehrte/ daß der Pabſt dieſe geſchenckte Lande habe en ſouverain regieren wollen/ aber das Volck haͤtte ſich deſſen gewegert/ und lieber wollen frey ſeyn; zumahl auch gar ungewoͤhnlich geweſen/ daß der Pabſt als ein Geiſtlicher einen Fuͤrſten wolte abgeben. Dannenhero ſich Rom wider den Pabſt Leonem III. aufge- lehnet/ welcher ſeine Zuflucht zu Carolo M. ge- D d d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/815
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/815>, abgerufen am 23.11.2024.