Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
daran zu seyn/ daß die Canones und geist-
liche Gesetze in acht genommen würden.
Dannenhero sie sich auch zu unmittelba-
ren Richtern der Streitigkeiten unter den
Bischöffen aufwarffen/ thaten den Me-
tropolitanis
in ihrer Jurisdiction Ein-
griff/ setzten die Bischöffe ab/ so übel sol-
ten ordiniret seyn/ oder die grober Ver-
brechen beschuldiget waren/ und zwun-
gen sie nach Rom zu ziehen ihre Sachen
alldar zu vertheidigen. Weswegen auch
die jenigen/ so etwa nach einer Praerogativ
oder Licentz über die gewöhnliche Cano-
nes
strebeten/ nach Rom giengen/ da sie
gerne angenommen/ und in ihrem Begeh-
ren gewillfahret wurden/ damit man
allgemach eine Stapel aller Dispensatio-
nen und Gnaden auffrichten möchte.
Wer auch seine Sache beym Ordinario
verlohr/ appellirte nach Rom/ alldar er
gar willkommen war/ und guten Be-
scheid bekam. Also melden die Frantzö-
sischen Historici, daß weil die Stadt Arles
vom Keyser Honorio zum Haupt über
sieben Provintzien gemachet worden/ der
Pabst selbiger Stadt Ertzbischoff zu sei-
nen Vicarium in Franckreich verordnet/
damit nicht etwa derselbe mit der Zeit ein
Patriarchat über gantz Franckreich ein-
richten möchte. Und dieser wolte auch

lieber

Das XII. Capitel
daran zu ſeyn/ daß die Canones und geiſt-
liche Geſetze in acht genommen wuͤrden.
Dannenhero ſie ſich auch zu unmittelba-
ren Richtern der Streitigkeiten unteꝛ den
Biſchoͤffen aufwarffen/ thaten den Me-
tropolitanis
in ihrer Jurisdiction Ein-
griff/ ſetzten die Biſchoͤffe ab/ ſo uͤbel ſol-
ten ordiniret ſeyn/ oder die grober Ver-
brechen beſchuldiget waren/ und zwun-
gen ſie nach Rom zu ziehen ihre Sachen
alldar zu vertheidigen. Weswegen auch
die jenigen/ ſo etwa nach einer Prærogativ
oder Licentz uͤber die gewoͤhnliche Cano-
nes
ſtrebeten/ nach Rom giengen/ da ſie
gerne angenommen/ und in ihꝛem Begeh-
ren gewillfahret wurden/ damit man
allgemach eine Stapel aller Diſpenſatio-
nen und Gnaden auffrichten moͤchte.
Wer auch ſeine Sache beym Ordinario
verlohr/ appellirte nach Rom/ alldar er
gar willkommen war/ und guten Be-
ſcheid bekam. Alſo melden die Frantzoͤ-
ſiſchen Hiſtorici, daß weil die Stadt Arles
vom Keyſer Honorio zum Haupt uͤber
ſieben Provintzien gemachet worden/ der
Pabſt ſelbiger Stadt Ertzbiſchoff zu ſei-
nen Vicarium in Franckreich verordnet/
damit nicht etwa derſelbe mit der Zeit ein
Patriarchat uͤber gantz Franckreich ein-
richten moͤchte. Und dieſer wolte auch

lieber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0798" n="768"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
daran zu &#x017F;eyn/ daß die <hi rendition="#aq">Canones</hi> und gei&#x017F;t-<lb/>
liche Ge&#x017F;etze in acht genommen wu&#x0364;rden.<lb/>
Dannenhero &#x017F;ie &#x017F;ich auch zu unmittelba-<lb/>
ren Richtern der Streitigkeiten unte&#xA75B; den<lb/>
Bi&#x017F;cho&#x0364;ffen aufwarffen/ thaten den <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
tropolitanis</hi> in ihrer <hi rendition="#aq">Jurisdiction</hi> Ein-<lb/>
griff/ &#x017F;etzten die Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe ab/ &#x017F;o u&#x0364;bel &#x017F;ol-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">ordinir</hi>et &#x017F;eyn/ oder die grober Ver-<lb/>
brechen be&#x017F;chuldiget waren/ und zwun-<lb/>
gen &#x017F;ie nach Rom zu ziehen ihre Sachen<lb/>
alldar zu vertheidigen. Weswegen auch<lb/>
die jenigen/ &#x017F;o etwa nach einer <hi rendition="#aq">Prærogativ</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">Licen</hi>tz u&#x0364;ber die gewo&#x0364;hnliche <hi rendition="#aq">Cano-<lb/>
nes</hi> &#x017F;trebeten/ nach Rom giengen/ da &#x017F;ie<lb/>
gerne angenommen/ und in ih&#xA75B;em Begeh-<lb/>
ren gewillfahret wurden/ damit man<lb/>
allgemach eine Stapel aller <hi rendition="#aq">Di&#x017F;pen&#x017F;atio-</hi><lb/>
nen und Gnaden auffrichten mo&#x0364;chte.<lb/>
Wer auch &#x017F;eine Sache beym <hi rendition="#aq">Ordinario</hi><lb/>
verlohr/ <hi rendition="#aq">appellir</hi>te nach Rom/ alldar er<lb/>
gar willkommen war/ und guten Be-<lb/>
&#x017F;cheid bekam. Al&#x017F;o melden die Frantzo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torici,</hi> daß weil die Stadt <hi rendition="#aq">Arles</hi><lb/>
vom Key&#x017F;er <hi rendition="#aq">Honorio</hi> zum Haupt u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ieben Provintzien gemachet worden/ der<lb/>
Pab&#x017F;t &#x017F;elbiger Stadt Ertzbi&#x017F;choff zu &#x017F;ei-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Vicarium</hi> in Franckreich verordnet/<lb/>
damit nicht etwa der&#x017F;elbe mit der Zeit ein<lb/><hi rendition="#aq">Patriarchat</hi> u&#x0364;ber gantz Franckreich ein-<lb/>
richten mo&#x0364;chte. Und die&#x017F;er wolte auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lieber</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[768/0798] Das XII. Capitel daran zu ſeyn/ daß die Canones und geiſt- liche Geſetze in acht genommen wuͤrden. Dannenhero ſie ſich auch zu unmittelba- ren Richtern der Streitigkeiten unteꝛ den Biſchoͤffen aufwarffen/ thaten den Me- tropolitanis in ihrer Jurisdiction Ein- griff/ ſetzten die Biſchoͤffe ab/ ſo uͤbel ſol- ten ordiniret ſeyn/ oder die grober Ver- brechen beſchuldiget waren/ und zwun- gen ſie nach Rom zu ziehen ihre Sachen alldar zu vertheidigen. Weswegen auch die jenigen/ ſo etwa nach einer Prærogativ oder Licentz uͤber die gewoͤhnliche Cano- nes ſtrebeten/ nach Rom giengen/ da ſie gerne angenommen/ und in ihꝛem Begeh- ren gewillfahret wurden/ damit man allgemach eine Stapel aller Diſpenſatio- nen und Gnaden auffrichten moͤchte. Wer auch ſeine Sache beym Ordinario verlohr/ appellirte nach Rom/ alldar er gar willkommen war/ und guten Be- ſcheid bekam. Alſo melden die Frantzoͤ- ſiſchen Hiſtorici, daß weil die Stadt Arles vom Keyſer Honorio zum Haupt uͤber ſieben Provintzien gemachet worden/ der Pabſt ſelbiger Stadt Ertzbiſchoff zu ſei- nen Vicarium in Franckreich verordnet/ damit nicht etwa derſelbe mit der Zeit ein Patriarchat uͤber gantz Franckreich ein- richten moͤchte. Und dieſer wolte auch lieber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/798
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/798>, abgerufen am 23.11.2024.