Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. aber in folgenden Zeiten ein und an-der Christlicher Staat dem Pabst über seine Kirchen einige Gewalt eingeräu- met/ oder gestanden/ so müssen sie es ge- than haben/ entweder daß sie eigentlich gewust/ worauf dessen praetendirte Ge- walt beruhet/ oder sie haben sich von ihm betriegen lassen. Aufn ersten Fall kan man solches für nichts anders hal- ten/ als für ein Foedus der einen und an- dern Republic mit dem Pabst/ durch des- sen Direction die Geistliche Sachen bes- ser zu regieren. Ein solch Foedus oder Vertrag wie es ursprünglich von der Einwilligung der Republic herrühret; also kan solches nach Art anderer Bünd- nüsse aufgehoben werden/ oder wenn der Pabst seine vergönnete Gewalt wol- te mißbrauchen. Jst aber des Pabsts Gewalt über andere Staaten durch Betrug und Jrthum eingerissen/ so sind die betrogne und irrende Staaten be- fugt/ so bald sie den Betrug und Jr- thum mercken/ eine sothane unrecht- mässige usurpation abzuschütteln/ und haben noch darzu Ansprach wider sol- chen Betrieger wegen des zugefüg- ten Schadens sich an ihm zu erhohlen. §. 19. Daß aber der Bischoff zuFerner An er-
vom Pabſt. aber in folgenden Zeiten ein und an-der Chriſtlicher Staat dem Pabſt uͤber ſeine Kirchen einige Gewalt eingeraͤu- met/ oder geſtanden/ ſo muͤſſen ſie es ge- than haben/ entweder daß ſie eigentlich gewuſt/ worauf deſſen prætendirte Ge- walt beruhet/ oder ſie haben ſich von ihm betriegen laſſen. Aufn erſten Fall kan man ſolches fuͤr nichts anders hal- ten/ als fuͤr ein Fœdus der einen und an- dern Republic mit dem Pabſt/ durch deſ- ſen Direction die Geiſtliche Sachen beſ- ſer zu regieren. Ein ſolch Fœdus oder Vertrag wie es urſpruͤnglich von der Einwilligung der Republic herruͤhret; alſo kan ſolches nach Art anderer Buͤnd- nuͤſſe aufgehoben werden/ oder wenn der Pabſt ſeine vergoͤnnete Gewalt wol- te mißbrauchen. Jſt aber des Pabſts Gewalt uͤber andere Staaten durch Betrug und Jrthum eingeriſſen/ ſo ſind die betrogne und irrende Staaten be- fugt/ ſo bald ſie den Betrug und Jr- thum mercken/ eine ſothane unrecht- maͤſſige uſurpation abzuſchuͤtteln/ und haben noch darzu Anſprach wider ſol- chen Betrieger wegen des zugefuͤg- ten Schadens ſich an ihm zu erhohlen. §. 19. Daß aber der Biſchoff zuFerner An er-
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vom Pabſt.
aber in folgenden Zeiten ein und an-
der Chriſtlicher Staat dem Pabſt uͤber
ſeine Kirchen einige Gewalt eingeraͤu-
met/ oder geſtanden/ ſo muͤſſen ſie es ge-
than haben/ entweder daß ſie eigentlich
gewuſt/ worauf deſſen prætendirte Ge-
walt beruhet/ oder ſie haben ſich von
ihm betriegen laſſen. Aufn erſten Fall
kan man ſolches fuͤr nichts anders hal-
ten/ als fuͤr ein Fœdus der einen und an-
dern Republic mit dem Pabſt/ durch deſ-
ſen Direction die Geiſtliche Sachen beſ-
ſer zu regieren. Ein ſolch Fœdus oder
Vertrag wie es urſpruͤnglich von der
Einwilligung der Republic herruͤhret;
alſo kan ſolches nach Art anderer Buͤnd-
nuͤſſe aufgehoben werden/ oder wenn
der Pabſt ſeine vergoͤnnete Gewalt wol-
te mißbrauchen. Jſt aber des Pabſts
Gewalt uͤber andere Staaten durch
Betrug und Jrthum eingeriſſen/ ſo ſind
die betrogne und irrende Staaten be-
fugt/ ſo bald ſie den Betrug und Jr-
thum mercken/ eine ſothane unrecht-
maͤſſige uſurpation abzuſchuͤtteln/ und
haben noch darzu Anſprach wider ſol-
chen Betrieger wegen des zugefuͤg-
ten Schadens ſich an ihm zu erhohlen.
§. 19. Daß aber der Biſchoff zu
Rom ſeine Gewalt uͤber gantz Occident
er-
Ferner An
laß zum
Pabſtum.
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